"Wenn Du ein Land kennenlernen willst, gehe nicht zu den Ausgrabungsstätten, sondern in die  Tavernen." Das habe er so oder so ähnlich einmal gelesen. Michael Höller hat den Spruch nur  etwas abgewandelt und ihn zu seinem Lebensmotto gemacht: "Statt Tavernen sind es bei mir eben Stadien."[Allgemeine Zeitung / Rhein Main Presse, 1.8.2015]




Cricket Stadion: Eden Gardens


Fußballer am Maidan.


East Bengal Ground


Mein Ziel sind die Stadien von East Bengal und Mohun Bagan. Diese liegen nur wenige Schritte auseinander und sehen sehr ähnlich aus. Das liegt wohl an den relativ flachen Haupttribünen, die (wie auch im Salt Lake Stadium) die gleichen Sitzschalen haben. Den East Bengal Ground gibt es schon seit 1922 und bis 1963 musste Mohun Bagan ebenfalls hier antreten. Dann bekam er Erzrivale sein eigenes Stadion. Bei East Bengal zog der Aryan FC mit ein.  Bei den vielen mittleren und kleinen Grounds am Maidan ist es üblich, daß sich zwei Vereine den Platz teilen. In den 1960 und 1970er Jahren wurden die wichtigsten Spiele im Mohun Bagan Ground ausgetragen. Einige Spiele fanden im benachbarten Eden Gardens statt, u.a. 1977 ein Gastspiel von Cosmos New York mit Pelé und 1980 das Kolkata-Derby, bei dem 16 Fans ums Leben kamen. 

In beide Grounds kann ich problemlos reinmarschieren und Fotos machen. Ich hatte gehofft, es gäbe so was wie n Fan-Shop. Aber leider nix...  Wie komm ich nun zum Hotel zurück? Mein Handy kann ja kein UBER. Am Eden Gardens steht ein UBER-Fahrer und macht ein Nickerchen. Der wird kurzerhand gestört und wir vereinbaren meinen Transfer zum "The Stadel".

Mohun Bagan Ground.


minimalistischer Ticket-Schalter





Im Hotel ist ein Päckchen für mich eingetroffen. Es enthält ein Handy mit indischer SIM-Card, das ich mir für knapp 5 US-$ pro Tag gemietet hab. Es ist wohl so, daß man in Indien nicht so einfach ne SIM-Card kaufen kann und los geht´s. Erst müßte man sich registrieren und freischalten lassen. Das kann bis zu drei Tagen dauern. Und oft funktioniert das Telefonieren dann immer noch nicht. Die Lösung: Trabug. Mit dem Handy, qualitativ mindestens doppelt so gut wie meines, hab ich nun überall auch außerhalb von Wifi-Zonen Empfang und kann mich durchs ganze Land UBERn lassen.


SAI Kolkata  - Mohun Bagan   1:0 * 14:00 Uhr * Hero Sub. Junior League * Late Ahmed Khan Football Ground, Kolkata * Zuschauer: 10 * Eintritt: frei

Nur wenige Gehminuten vom südlich vom Salt Lake Stadium befindet sich das Gelände der Sports Authority of India. Hier gibt es Sportstätten für diverse Sportarten, u.a. auch für Bogenschützen. Zuerst will man mich an der Hauptstraße nicht durch das gate lassen, aber als ich erkläre, daß ich Deutscher sei und Mohun Bagan gucken will, läßt mich der nette Chefaufseher Marke Robin Dutt passieren.



Der Platz hat genau drei Sitzplätze zu bieten. Bei dem Gestell scheint der TÜV schon lange abgelaufen zu sein, also bleibe ich lieber stehen. Ich wundere mich über das komische Gerät, das in der Nähe der Mittellinie auf einem Tisch steht und von einem Pärchen bewacht wird. Hab sowas (bei einem Fußballspiel) noch nie gesehen. Ein Wehenschreiber? Ein TV-Gerät mit Sportwettensender? Ein Defibrillator? Macht das Ding hier Sinn, wenn die nächste Klinik nur zehn Schritte vom Spielfeldrand entfernt liegt?

Ein etwas älterer Herr spricht mich an. Er ist Arzt in der besagten Klinik, aber im Moment nicht im Dienst. Wir small-talken etwas und er erwähnt den Namen Bruno Gröning. "Wie, den kennen Sie nicht?" "Nee" muß ich zugeben. Frau Drittler, die aus seinem Freundeskreis, käme ein bis zweimal im Jahr nach Indien zum Meditieren. Sie sei eine gute Freundin von ihm. Hm... "Kenn ich auch nicht!" Der Doc versucht mir was zu erklären, aber ich versteh es nicht. Erst Google wird mich später von meinem Unwissen erlösen: Gröning war in der deutschen Nachkriegszeit eine Art Wunderheiler. Nur durch (s)einen "Heilstrom (eine durch ihn strömende göttliche Kraft)" soll er für wundersame Heilungen verantwortlich gewesen sein. Boah... was für ein Firlefanz. Aber es wundert mich nicht, daß man in Indien weit mehr solchem Zeugs Glauben schenkt, als in Deutschand.

Das Spiel ist, wie das gestrige der Großen nebenan, nur noch schlecht. Nach 40 Minuten rollt der Ball auf das Tor von Mohun Bagan, der Torhüter kriegt ihn nicht richtig zu fassen und das Leder trudelt hinter die Linie. Die Entscheidung. Der Kollege gegenüber ist besser drauf, er kann in der 70. Minute immerhin einen Elfer abwehren.





Straßenüberquerung, ein Geduldsspiel. Mit Risiko!


Am Abend zieht es mich wieder in die Innenstadt. In der Nähe der Howrah Bridge starte ich meinen Fußmarsch und laufe zwei Kilometer an der Mahatma Gandhi Street entlang. Sie ist die Lebensader von Burrabazar. Dieser hat sich von einem Garn- und Textilmarkt zu einem der größten Großmärkte Indiens entwickelt. Burrabazar ist in hochspezialisierte Teilmärkte unterteilt, je nachdem, mit welcher Ware es handelt  Ein bekanntes Sprichwort sagt: "Alles und jedes ist bin Burrabazar erhältlich. Sogar das eye of the tiger, wenn man den richtigen Preis bezahlt". Jeder katra (Markt) ist für einen bestimmten Artikel bekannt. Es gibt ungefähr 25 katras in Burrabazar, z.B. einen nur für Gewürze, einen nur für Eisenwaren, Textilien, elektronische Waren, künstliche Ornamente usw. Die Gerüche von den Küchen und Bäckereien wabern herum und verzaubern das Chaos in ein unvergleichliches Erlebnis für alle Sinne.



Datteln?!


Fleissiger Leergutsammler?


Teetassen, sogenannte bhars

 


Mami hat im Chaos die Ruhe weg!


Nüsse und Gewürze.


Massive Kochschüsseln.






Saftpresse.


Erst spät beginnen sich die Menschenmassen langsam aufzulösen und die Straßen zu beruhigen. Die Sperrung einiger Straßen wird aufgehoben und mir scheint, daß sich für einige Fahrbahnen die vorgegebene Fahrtrichtung ändert.

Zeit für ein Fazit: Kolkata ist wirklich krass. Aus meiner Touristen-Perspektive betrachtet, ist die Stadt ein Juwel. Natürlich nur, weil ich die Chance habe, sie einfach zu verlassen, wenn ich genug von ihr habe. Den heißen Sommer und den Monsun hab ich gemieden. Bei maximal 25° C ließ es sich bequem herumlaufen. Ich hatte keine Zeit, Eindrücke abseits des Zentrums und des Salt Lake Stadiums zu sammeln. Die Magic Hour-Tour mit Soham war ein wahrer Höhepunkt, einmalig. Mit etwas Angst in der Magengrube gekommen, verlasse ich Kolkata morgen mit etwas Wehmut. Gerne wäre ich länger geblieben.












Dienstag, 18. Februar (4. Tag)

Flug CCU -> BOM mit Air India zu 70,97 €, 8x Ü im Chateau Windsor Hotel, Mumbai zu je 71 €

Mumbai war zu einem meiner Sehnsuchtsorte geworden, seit ich das Buch "Bombay. Maximum City" von Suketu Mehta gelesen hatte.

Chhatrapati Shivaji International Airport



Am frühen Nachmittag in Mumbai gelandet, braucht UBER fast eine Stunde, um mich durch die halbe Stadt in den Süden zum Hotel zu karren. Auf den ersten Blick scheint mir Mumbai ganz anders als Kolkata zu sein: Es gibt Hochhäuser, "westliche" Geschäfte und sogar Shopping Malls. Im Stadtzentrum werden die Bürgersteige von Bürgern zur Fortbewegung (und nicht wie in Kolkata als Wohn-, Schlaf- und Handelszonen) genutzt. Aber es ist drückend heiß, auch nach 18 Uhr noch.

Endstation der Western Linie.



Tickets für 10₹



Bambus ist vielseitig: Man kann ihn nicht nur für Baugerüste verwenden, ...


... sondern auch Saft daraus pressen.

Trotzdem geht´s per pedes auf eine erste Erkundigungsrunde: Der Bahnhof Churchgate ist gerade nicht sooo busy, wie ich es erwartet hätte. Dabei ist die seit 1853 existierende Mumbai Suburban Railway berüchtigt für die Massen an Pendlern (in Zahlen: 7,5 Millionen täglich), die sie transportiert. Morgens alle rein und abends alle wieder raus. Damit das Ein- und Aussteigen schneller geht, haben die Züge erst gar keine Türen.

Chhatrapati Shivaji Maharaj Terminus (Mumbai CST).


UNESCO Weltkulturerbe


Mumbai CST ist noch überlaufener als Churchgate. Allein hier laufen eintausend Züge ein und drei Millionen Leute durch. Täglich! Damit ist der Bahnhof nach Tokio Shinjuku der verkehrsreichste der Welt. Und dazu noch ein optischer Leckerbissen: In der Schalterhalle hat man eher das Gefühl (insbesondere, wenn man zur Decke schaut), sich in einer Kirche zu befinden.



Das gigantische General Post Office nebenan hat auch was. Der Charme liegt vermutlich darin, daß die Schalterhalle ziemlich vernachlässigt wurde und doch noch in Funktion ist. Leider ist hier das Fotografieren streng verboten. Kann nach einigem hin & her Briefmarken ergattern, nur keine Postkarten. 20₹ (ca. 24 Cent) scheinen mir als Porto für eine Postkarte nach Europa ziemlich wenig zu sein. Ich werde später nach Lust und Verfügbarkeit einfach mehr draufkleben. Sicher ist sicher!

G.P.O.


Old School Postamt.



Mittwoch, 19. Februar (5. Tag)

Jetzt hat es mich doch erwischt. Bullshit…! Und das trotz aller machbaren Vorsichtsmaßnahmen. Da mähste nix, drieß op d´r Driss.

Werde um 9:30 Uhr von einem jungen Mann an der Rezeption abgefangen. Es ist Torab, mein Guide für die Tour (mit dem passenden Namen Tramping Around Shadow Land in Maximum City) nach Dharavi. Hm... geplant war, ihn erst vor Ort zu treffen. Egal. Wir fahren mit der Western Railway bis Mahim Junction. Ich erfahre, daß Torab 23 Jahre alt und seit 5 Jahren Guide ist und mit seiner Familie selbst in Dharavi wohnt. Ob wir im Notfall in Dharavi irgendwo n Klo für mich auftun könnten? Ja, klar. Aber keine "western toilet". Den Luxus braucht es hier und heute nicht.

Dharavi gilt als eines der größten Elendsviertel der Welt und erstreckt sich über ein großes Gebiet, das zwischen den beiden wichtigsten Vorstadtbahnlinien Mumbais, der Western und der Central Railway, liegt. Der niedrige Baustil und die enge Straßenstruktur des Gebietes machen Dharavi sehr eng und beengt. Wie die meisten Slums ist es überbevölkert. Aufgrund seiner Lage und der schlechten Kanalisations- und Entwässerungssysteme ist Dharavi besonders anfällig für Überschwemmungen während der Regenzeit.

Wie hat alles angefangen? Gerbereien gehören zu den umweltschädlichsten Industrien und die erste Gerberei zog 1887 von der Halbinsel Mumbai nach Dharavi um. Menschen, die mit Leder arbeiteten zogen nach Dharavi. Andere frühe Bewohner waren Töpfer, ebenfalls eine umweltverschmutzende Arbeit. Diese Industrien schufen Arbeitsplätze, die Arbeitskräfte zogen ein, aber die Regierung unternahm keine Anstrengungen, um in Dharavi oder in der Nähe von Dharavi eine Infrastruktur zu planen oder in diese zu investieren. Die Wohnviertel und kleinen Fabriken wuchsen willkürlich, ohne sanitäre Einrichtungen, Abflüsse, sicheres Trinkwasser, Straßen oder andere grundlegende Dienstleistungen. Nach Indiens Unabhängigkeit von der Kolonialherrschaft 1947 war Dharavi, inzwischen ganz von der Stadt Mumbai umgeben, zum größten Slum in ganz Indien herangewachsen.

Die derzeitige Gesamtbevölkerung des Dharavi-Slums ist unbekannt und die Schätzungen variieren stark. Einigen Quellen zufolge liegt sie bei 300.000 bis etwa einer Million. Da sich Dharavi über 200 Hektar erstreckt, wird auch die Bevölkerungsdichte auf unglaubliche 869.565 Menschen pro Quadratmeile geschätzt. Etwa 30% der Bevölkerung von Dharavi ist muslimisch, etwa 6% sind Christen, während der Rest überwiegend Hindus sind. Die Slumbewohner kommen aus ganz Indien, Menschen, die aus ländlichen Regionen vieler verschiedener Bundesstaaten eingewandert sind. 


Blick von Mahim Junction in Richtung Dharavi.


Dharavi liegt tatsächlich im Herz von Mumbai.


Zusätzlich zu den traditionellen Töpfer- und Textilindustrien in Dharavi gibt es eine immer größere Recyclingindustrie, die wiederverwertbare Abfälle aus anderen Teilen Mumbais verarbeitet. In Dharavi sind etwa 250.000 Menschen beschäftigt, der Bezirk hat schätzungsweise 5000 Unternehmen und 15.000 Einzelraumfabriken. Recycling ist zwar eine wichtige Industrie, doch auch eine Quelle starker Verschmutzung. 

Dharavi exportiert Waren in die ganze Welt, auch nach Europa und in die USA.  Der Gesamtumsatz wird auf 500 Millionen bis über 1 Milliarde US-Dollar pro Jahr geschätzt. Das Pro-Kopf-Einkommen der Einwohner liegt je nach geschätzter Bevölkerungszahl zwischen zwischen 500 und 2000 US-Dollar pro Jahr (Quelle: Wikipedia).  

Mit der Maschine rechts im Vordergrund werden Felle abgeschabt.


Waschtrommel für Tierfelle.


Das Fotografieren ist in Dharavi nicht erlaubt, was ich gut verstehen kann. Hier gibt es keine Bretterbuden oder Wellblechhütten, wie ich es mal in einem Township in Kapstadt 1997 gesehen hatte. In den engen Gassen herrscht allgemeine Betriebsamkeit. Keiner guckt doof auf den weißen Touristen (als solcher bin ich nicht alleine) oder bettelt gar. Die Kinder sind frech wie überall anders auch. Nur ein kleiner Junge erschreckt mich: Er hat ganz helle Haut und blonde Haare und passt somit äußerlich überhaupt nicht hierher. Der Groschen fällt: Ein Albino. Krass! Ich sehe Schafe, groß wie Dobermänner, seltener andere Haustiere. Gekocht und gegessen wird vor der Tür. Torab sagt, alle Haushalte hätten einen Kühlschrank, Fernseher und Handy. Wasser käme zwar aus der Leitung, wäre aber nur stundenweise verfügbar.

In Dharavi gibt es Arbeitsviertel, Wohnviertel, Schulen, Kindergärten, Tempel, Moscheen, Krankenhäuser, vereinzelte Hochhäuser und zwischendurch auch mal breite Straßen. Trotzdem wäre ich als Fremder in diesem Dschungel hoffnungslos verloren. Die Bewohner reden nicht gerne über Dharavi als Slum, sie nennen es lieber "das Herz von Mumbai". 

Zuerst gehen wir durch ein Arbeitsviertel. Gesammeltes Plastik wird nach Qualitäten getrennt, mit primitiven Mühlen geschreddert (vor meinen Augen werden gerade die Rückseiten von alten TV-Geräten zerstückelt) und gewaschen. Das Granulat wird an die Chinesen verkauft. In kleinen Räumen werden Stoffe bedruckt und später daraus Hemden genäht. Auftraggeber sei u.a. die Marke Timberland. Nie mehr als 6 bis 8 Leute (meist Männer) sitzen in einer "Fabrik" zusammen. Aufträge gäbe es stets genug. Sonntags ist frei, wer will kann trotzdem arbeiten. 

In einer anderen "Straße" werden Kartonagen recycelt. Von großen Kartons werden die Ecken abgeschnitten und aus dem glatten Kartonstück neue, kleinere Kartons hergestellt. Aus einem Karton für einen Fernseher wird ein Karton für ein Laptop und aus einem solchen wird ein Karton für ein Handy usw. Reste werden weiter recycelt.

Gefärbte Felle von Lämmern oder Büffeln (keine Rinder !) werden bearbeitet, in dem sie mit "Salz" weich gemacht und dann abgeschabt werden. Nach dem Zuschneiden werden sie zu Taschen, Rucksäcken, Gürtel oder Portemonnaie verarbeitet. Diese Waren kann man im Shop nebenan auch käuflich erwerben. Vermutlich ist es daher erlaubt, hier (und nur hier) zu fotografieren. 

Halbfertigfabrikat.


Hier bekommt das Leder ggf. Strukturen aufgepresst (z.B. Krokodilleder-Look).

 

Verkauf der Endprodukte mit Markenlogo "Dharavi".


Töpferfamilie verpackt ihre Erzeugnisse.


Torab fragt, ob ich den Film "Slumdog Millionaire" kennen würde. Klar, kennt jeder. Ob ich ihn gut fände? "Joah, interessanter plot." Torab erzählt, die Menschen aus Dharavi seien sauer auf die Filmemacher, denn Dharavi, wo die Filmhandlung spielt, würde einseitig negativ (kriminell usw.) dargestellt. Dabei seien nur ganz wenige Sequenzen (am frühen Morgen und heimlich) vor Ort gedreht worden.

"Wo würdest Du wohnen können, wenn Du heiraten würdest?" frage ich Torab. "Wir würden einfach ein Zimmer auf dem bisher obersten zweiten Stockwerk draufsetzen." Pragmatisch!

Wir gehen weiter zu den Töpfern. Der Tagesablauf ist ungefähr folgender: Morgens töpfern, mittags Ware in der Sonne trocknen lassen, abends Ware in primitiven Öfen brennen. Sehr eindrucksvoll. Interessante Tour mit einem kompetenten Guide!

Tempel am Eingang nach Dharavi.


Moschee.


Jetzt muß ich erstmal chillen und lege mich unter die Klimaanlage in meinem Zimmer. Weit über 30° C klettert das Thermometer. Dabei meinte Torab vorhin noch, der Sommer hätte doch noch gar nicht angefangen. "Ich bin so froh, daß ich kein Inder bin...", völlig ironiefrei!

Mache mich bald wieder auf die Socken, zum Gateway of India. Ein Torbogen, daß als DAS Wahrzeichen der Stadt gilt. Geschmackssache. Wegen eines bevorstehenden Militärfestivals ist der Klotz abgeschirmt. Die Touristen sind hier zu 98% Einheimische, kaum Weiße oder Fernostler. Dafür gibt es Heerscharen an nervigen Tourguides und Fotografen, letztere mit einem Minidrucker in der linken Hand. Die Gegend hier am Hafen ist die einzige, die ansatzweise als Touristen-Hot Spot gelten kann. Es gibt ein paar gehobene Restaurants, aber keine Souvenirläden. Die so dringend benötigten Postkarten finde ich schließlich im Hinterzimmer eines Fotoladens. Es sind garantiert die allerletzten Postkarten des gesamten indischen Subkontinents. Ich habe eine hoffnungslos veraltete Gewohnheit...

Smirnoff? Wasser? Keine Ahnung...!


Wie hieß in der Steinzeit ein erfolgloser Jäger? Veganer!


Chhatrapati Shivaji Maharaj Vastu Sangrahalaya (Museum).


Touristen am Gateway of India.


Gateway of India, abgesperrt.


Verkehrsschule für Kinder.


Oscar SSE  - Youth Soccer Academy   3:0 * 16:00 Uhr * Hero Sub. Junior League * Cooperage Ground, Mumbai * Zuschauer: ca. 80 * Eintritt: frei

Nicht weit vom Gateway of India liegt der Cooperage Ground. Ich muß mich gar nicht mal anstrengen, um kurz vor dem angepeilten Spiel vor Ort zu sein. Jugendspiele sind wahrlich nicht mein Ding, aber wenn man sonst nix besseres zu tun hat und das Ankreuzen eines I-League-Stadions winkt (die Indian Arrows spielten im Februar 2x hier)... dann kann man nicht Nein sagen. Auf der Sonnenseite halte ich es nicht lange aus, also auf die Haupttribüne in den Schatten.

Mich wundert es ein wenig, daß es den Ground erst seit 1993 geben soll. Denn so mitten in der Innenstadt wäre das Areal ein Filetstück für Immobilienhaie. Oberklassigen Spielbetrieb gibt es hier noch kein ganzes Jahrzehnt, die Tribünen aus Aluminium (früher Holz) sind auch erst ein paar Jahre alt. Ich weiß es sehr zu schätzen, daß es hier für Besucher ein funktionierendes WC gibt. Das rettet mir den Nachmittag und mein Stadion Nr. 517.

The Cooperage Ground.



Diese Armlehnen sind hilfreich, bei lahmem Gekicke nicht einzunicken.



Auf dem Rückweg zum Hotel suche ich krampfhaft nach einem "western supermarket". Schließlich muß ich sicherstellen, daß ich weiterhin "western food" in mich reinstopfen kann, denn mein Magen-Darm-Trakt nicht abstößt. Ich bin schon gewarnt worden, daß es (vor 12 Jahren) in Indien keine Supermärkte gab. Die gewachsenen traditionellen Strukturen des Einzelhandels wehren sich (ähnlich wie die Basarhändler in Teheran) gegen die Moderne - bisher ziemlich erfolgreich. Ich stoße auf eine Filiale der Kette "Nature´s Basket", ein Gourmet-Laden mit saftigen Preisen. Egal, ich bin gerettet. Wenn ich gewußt hätte, daß ich das meiste Zeugs erst in Deutschland würde essen können, weil mir zwischenzeitlich der Appetit gänzlich abhanden kommen wird... ich hätte meinen Rucksack nicht so proppevoll gepackt.

Oval Maidan und Rajabai Clock Tower.


Art Deco.


Von Monsunregen und Hitze gezeichnete Hausfassade.


Absolute Rarität: Supermarkt.


Blick vom Hoteldach auf das Brabourne Stadium. In dem Cricket-Stadion wurde nur 1x Fußball gespielt: Indien vs UdSSR mit Lev Jashin (1955).


NÄCHSTE SEITE ->