"Wenn Du ein Land kennenlernen willst, gehe nicht zu den Ausgrabungsstätten, sondern in die  Tavernen." Das habe er so oder so ähnlich einmal gelesen. Michael Höller hat den Spruch nur  etwas abgewandelt und ihn zu seinem Lebensmotto gemacht: "Statt Tavernen sind es bei mir eben Stadien."[Allgemeine Zeitung / Rhein Main Presse, 1.8.2015]

 

zum Fußball 2018 (3)

 

zum Fußball 2018 (2)

17.11.18 * TV Herkenrath - Wuppertaler SV   0:3 * 14:00 Uhr * Regionalliga West * Belkaw-Arena, Bergisch Gladbach * Zuschauer: 435 * Eintritt: 10 EUR (Stehplatz) * An- und Abreise: per pedes



Mit Stefan und Stephan vom Bayern-Fan Club 1st Class Supporters ging es an diesem sonnigen Herbstsamstag an die Paffrather Straße. Mit AJott war ein weiterer bekannter Groundhopper aufgelaufen. Das Spiel war mäßig, die Minus-Kulisse jedoch schwer enttäuschend. Wuppertaler Ultras supporteten ganz gut. Der Nachmittags-Spaziergang ins Städtchen fand erst an der Döner-Bude "mangal", die von Poldis Freunden geführt wird und neuerdings auch in Gläbbisch beheimatet ist, ihren lohnenswerten Abschluß.




4.11.18 * Osnabrücker SV - Osnabrücker Spielverein 16   4:0 * 15:00 Uhr * Kreisliga Osnabrück-Stadt * Kunstrasenplatz Hiärm-Grupe-Straße, Osnabrück * Zuschauer: ca. 40 * Eintritt: frei * An- und Abreise: mit der Bahn



Nachdem mein Sohn Paul und ich jeweils eine "Bud Spencer-Bohnenpfanne" verputzt hatten, gingen wir in die Wüste (Stadtteil von OS). Erstmals sollte Paul mir Einlaß in seine Studentenbude gewähren, die er seit sechs Wochen alleine bewohnt. Allerdings gab ich ihm noch für die Länge eines Fußballspiels Zeit zum Aufräumen. Während Paul also sauber machte, machte ich sauber meinen 250. Ground in Deutschland. Nachher war Papa mit dem Zustand der Bude seines Zöglings sehr zufrieden...



30.9.18 * SV Blau-Weiss Hand - SV Refrath/Frankenforst II   1:6 * 15:00 Uhr * Kreisliga Berg C4 * Hartplatz Hand (St. Konrad-Straße), Bergisch Gladbach * Zuschauer: ca. 40 * Eintritt: 2 EUR * An- und Abreise: mit Chris im Auto








16.9.18 * RFC Welkenraedt - Ster-Francorchamps B   1:2 * 15:00 Uhr * III Provinciale D (Liege)* Stade Communal de la Bruyère (Rue Saint-Paul), Welkenraedt * Zuschauer: ca. 40 * Eintritt: 5 EUR * An- und Abreise: mit der Bahn zu 36,55 EUR


LOST GROUND Stade Reine Fabiola, Welkenraedt


 


 

Am Stade Communal de la Bruyére, Welkenraedt.

 

Aus RABW und RCSW wurde 2015 der RFC Welkenraedt.


 


 


Platzgefälle...





28.8.18 * TV Herkenrath - Rot-Weiß Essen   0:2 * 14:00 Uhr * Regionalliga West * BELKAW-Arena, Bergisch Gladbach * Zuschauer: 2 481 * Eintritt: 15 EUR (Sitzplatz Tribüne), Kinder unter 10 frei * An- und Abreise: Fahrräder *

Das Dorf hätte ein Remis verdient gehabt.







15. Juli 2018: Sechs Minuten vor dem Anpfiff des WM-Finals 2018 in Essen



1. Tag

9.6.18 * United Koreans in Japan - Tibet   1:1,  1:4 n.E. * 12:00 Uhr * CONIFA-Weltfußballmeisterschaft, Spiel um Platz 11 * St Paul´s Sports Ground, London * Zuschauer: ca. 200 * Eintritt: 11 GBP * Anreise: Köln/Bonn -> London-Stansted mit Ryanair zu 39,92 EUR *

Als 2016 Bilder vom Endspiel der Weltfußballmeisterschaft der CONIFA in Abchasien durchs Netz wirbelten, war für mich klar, daß ich eine solch unkonventionelle Veranstaltung jenseits des FIFA-Monsters auch gerne mal besuchen würde. Damals stand das Dinamo-Stadion von Suchumi Kopf, als der Gastgeber (nur von Russland, Nauru, Syrien, Nicaragua und Venezuela anerkannt) den Titel gegen Punjab (liegt jeweils zu einem Teil in Pakistan und Indien) gewann.

Die CONIFA gibt es seit 2013 und ist ein Dachverband für nationale Fußballverbände. Dieser setzt sich zusammen aus Mannschaften von Nationen, abhängigen Gebieten, nicht-anerkannter Staaten, Minderheiten, staatenloser Völker und historischer Regionen, die nicht Mitglied der FIFA sind. Eigentlich finden die CONIFA-Turniere in den eigenen Mitgliedsregionen statt, in diesem Jahr wurde aber ausnahmsweise London und Umgebung als Austragungsort auserkoren.



Ich flog schon am frühen Morgen via Stansted ein und via Stratford und Peckham Rye (was für eine bunt-krasse Gegend, in der Obdachlose auf aus Holzpaletten arrangierten breiten Betten in Unterführungen u.ä. nächtigen… ) ging es nach East Dulwich.

Hatte davon gehört, daß der Verein Dulwich Hamlet nicht mehr in seinem eigenen Ground, dem Champion Hill Stadium, kicken kann, weil er vom Eigentümer rausgeworfen worden war. Der „Spaß“ geht noch weiter: Dem Club wird sogar verboten, seinen eigenen Namen zu verwenden. Kapitalistische Blüten in den niederen Gefilden des englischen Fußballs. Jedenfalls sieht im Moment alles danach aus, als ob der Ground abgerissen und zu Bauland umfunktioniert werden würde. Traurig, traurig! Hat(te) Club (dem einst auch das Gelände, wo heute Sainsbury´s drauf steht, gehörte) und Ground doch so etwas wie Kultcharakter.

Der Heini an der Pforte zum Fitness-Club, von wo man aus den Innenraum des Stadions sehen konnte, ließ mich nicht fotografieren - aber nach einem kleinen Ausflug ins Unterholz hatte ich dennoch die Bilder im Kasten!



Kurz vor 12 Uhr war ich in Rotherhite an der Salter Road. Wo sich heute der Mayflower Park befindet, stand früher das kleine Surrey Docks Stadium mit einem netten Uhrentürmchen. Kein typisch traditioneller Ground (erst 1982 erbaut). Damals kickte dort der Fisher Athletic FC, der nächste Nachbar von Millwall FC. Nach einer kleinen Odyssee war der Nachfolgeclub Fisher FC Bermondsey an die Salter Road zurückgekehrt. Auf deren Anlage, dem 2016 eröffneten St. Paul´s Sports Ground, fand heute Spiel um Platz 11 der CONIFA-Weltfußballmeisterschaft (nicht zu verwechseln mit der Fußballweltmeisterschaft !) statt.



Der Austragungsort war recht unspektakulär. Kunstrasen, eine Steh- und eine Sitztribüne und ein Club House mit Kaffee und Kuchen. Optisch wie auch stimmungstechnisch war der Anhang von Tibet dominierend. Koreaner konnte ich kaum welche ausmachen - wobei es für ein Bleichgesicht wie mich schwierig ist, diese Ethnien auseinander zu halten. Auffallend viele Groundhopper und Blogger waren anwesend. Man erkennt sich an funktionaler Kleidung und ständig ein Auge am Sucher und bzw. dickes Objektiv vor der Nase.





1:0 für Tibet!



Beide Mannschaften waren trotz mittäglicher Hitze und durchwachsenem Turnierverlauf sehr bemüht, sich im Ranking vor dem heutigen Gegner zu platzieren. Tibet sah lange wie der sichere Sieger aus, aber die japanischen Koreaner konnten kurz vor Schluß zum 1:1 ausgleichen. Ohne Umschweife ging es zum Elfmeterschießen, das die United Koreans für sich entschieden. Jubel gab es nach dem Abpfiff auf beiden Seiten. Man konnte es den Akteuren ansehen, welchen Spaß ihnen ihr Auftritt in London bereitet hatte, der ja auch in den „großen Medien“ einen gewissen Widerhall fand. Ein paar mehr Zuschauer hätte das Match aber doch verdient gehabt.








Wohlwissend, als Nutzer des ÖPNVs nicht rechtzeitig von Rotherhite nach Enfield gelangen zu können, hatte ich mir dennoch ein Ticket für das 15:00 Uhr- Spiel um Bronze besorgt, welches ebenfalls (wie das Finale auch) im Queen Elizabeth II Stadium stattfand.

Was ich aber erst in Tottenham merken sollte, war, daß ich es nicht einmal zum Abpfiff des Bronze-Spiels nach Enfield schaffen würde (das zweite verpasste Spiel innerhalb von 24 Stunden, Rekord!). Denn rund um die Baustelle des neuen Stadions für Tottenham, herrschte totales Verkehrschaos. Grund war eine polizeieskortierte Demo, bei der es um das Niederlegen von (Stich-)Waffen ging.: „Put your weapon down! Enough is enough!“ hallte es durch die Straßen. Tottenham, das sind gefühlte 90% Schwarzafrikaner und eine Wohngegend, in der der Stadionneubau der Spurs wie ein gelandetes Ufo daherkommt. „Premium Experience“ soll zahlungskräftige Kundschaft nach Tottenham locken. Eine Blase der Reichen im Meer der Armen, jeder wird für sich bleiben.





9.6.18 * Nord-Zypern - Karpatalya   0:0, 2:3 n.E. * 18:00 Uhr * CONIFA-Weltfußballmeisterschaft, Finale * Queen Elizabeth II Stadium, Enfield * Zuschauer: 3 500 (ausverkauft) * Eintritt: 11 GBP * Übernachtung ÜoF per Airbnb bei Pat in Leyton, London zu 28,49 EUR * Abreise: Flug London-Stansted -> Köln/Bonn mit Ryanair zu 60 EUR *

Durch Autos auf Parkplatzsuche verstopfte Straßen hinter mich gebracht, kam ich kurz vor dem Anpfiff schnaufend an der Donkey Lane an. Brechend voll die Bude, nicht schlecht. Erfuhr später, daß man sogar Leute abweisen mußte. Ausverkauft!




Anhänger der Mannschaft Nord-Zypern (Zypern / Türkei).
Pyroshow der Anhänger Karpatalyas (Ukraine / Ungarn).



Spieler der Mannschaft Padaniens (Norditalien).


Auch wer nen Pokal gewinnt, muß sich am Hamburger-Stand hinten anstellen...


Flagge von Kaskadien (USA / Kanada).


Flagge von Abchasien (Georgien).


Stadiongebäude im Art Deco-Stil.



Konzentration? Beschwört er den Ball? Jedenfalls hat es geholfen...


Die Voraussetzungen für ein großes Finale des Weltfussballs passten: Ein überfüllter Non-League-Ground, Regenschauer, lange Schlangen vor den Toiletten, ausgelassene Fans und Spieler aus fünf Kontinenten auf den Rängen, Pyroeinlagen  und mit Nord-Zypern und Karpatalya (ungarische Minderheit in der Ukraine) zwei Mannschaften auf dem Rasen, die sich im Kampf um den CONIFA-Titel nicht schonten.

Als nach 90 Minuten noch keine Entscheidung gefallen war, kam es zum Elfmeterschießen. Karpatalya ging in diesem Drama 2:0 in Führung, die Nord-Zyprioten konnten zwar noch ausgleichen, aber es sollte nicht mehr zum Sieg reichen. Die triumphierenden Spieler des Teams Karpatalya rannten ausgelassen wie die Kinder übers Feld, um sich dann von ihren zahlreichen Anhängern feiern zu lassen.

Welches waren die schönste Augenblicke des Abends? Als sich der Torhüter von Karpatalya beim Elfmeterschießen am Rand des Strafraums hinkniete, beide Hände neben den Kopf hielt und die Geister (oder das Schicksal) um Beistand bat? Oder als ich mich nach Abpfiff auf dem Rasen plötzlich vom Weltmeister umringt sah, der spontan seine Hymne anstimmte? Nein, vermutlich war es die Szene, als ein Spieler von Padania mit dem Pokal für den 3. Platz im Arm sich in die Schlange am Hamburger-Stand neben mir einreihte und im Portemonnaie nach Kleingeld suchte.

Die Entscheidung ist gefallen...


...Karpatalya ist Weltfußballmeister.

Nach den Jubelszenen und ersten Pokalverleihungen (an die platzierten Teams von unten nach oben) mußte ich leider die Biege machen (und verpasst so die Siegerehrung), um noch vor Anbruch des nächsten Tages meine Airbnb-Unterkunft in Leyton zu erreichen. Als ich dann an dem genannten Haus in der Radlix Road, Einfamilienbau im viktorianischen Stil, ankam, suchte ich nach dem versteckten Haustürschlüssel. Nix! Ich klingelte. Nix! Kein Wunder, Pat hatte angekündigt, nicht daheim zu sein was von Schlüsselversteck in box und window geschrieben. Ich drehte alle Blumentöpfe und -kästen um. Nix! Ich tastete alle sonstige Kanten, Mauervorsprünge usw. ab. Nix... außer Staub und Spinnen. Mit support meiner Frau aus Deutschland via Handy gelang es mir, Pat mobile anzurufen. Fünfzig Sekunden später machte Pat die Tür auf und fünf Minuten später lang ich im bequemen Bett. Kommunikationsprobleme, nix weiter.


2. Tag

Leyton Stadium an der Lea Bridge Road


An der Lea Bridge Road liegt in einem Hinterhof das Leyton Stadium. Hier kickte bis 2011 der Leyton FC, nicht zu verwechseln mit dem Nachbarn Leyton Orient. Die Anfänge dieses Stadions gehen zurück bis ins 19. Jahrhundert. Früher trug der Platz u.a. den Namen „Hare and Hounds“, der nebenan liegende Pub heißt heute noch so. Wenn man an der Lea Bridge Road entlang geht und man nicht wüßte, wo sich genau der Ground befindet, man würde vergeblich nach ihm suchen. Unscheinbar am Ende einer langen Toreinfahrt sieht man eine Rasenfläche, dahinter eine Dachkonstruktion, die eher an eine marode Garage erinnert. Von einer anderen Stelle der Straße ist das Dach der gegenüberliegenden Tribüne erkennbar. Leider war es mir nicht möglich, selbst auf den Platz (der wohl zum Parken oder zum Abstellen von Gerümpel genutzt wird - sehr traurig!) zu gelangen. Morgens war das Hoftor verrammelt und am Abend zuvor, als ich zur Radlix Road latschte, stand das Tor zwar offen, aber es war zum Fotografieren schon zu dunkel und außerdem standen zwei Sicherheits-Heinis vor dem indischen Restaurant und hielten Wache. Jedenfalls würde ich es zu einer späteren Gelegenheit nochmals versuchen…

Geschlossen: The Spotted Dog Inn.



Nächste Station meiner Planung war der Ground von Clapton FC, dem (Old) Spotted Dog Ground. Der liegt nur ein paar Gehminuten von der Station Forest Gate entfernt in einem muslimisch geprägten Wohnviertel. Die Fanszene, so verraten es unzählige Aufkleber, ist eher links und es gibt wohl Verbindungen zum Hamburger Zecken-Club. Natürlich gab es früh am Sonntagmorgen keinen Zugang in Stadioninnere, aber der Ground hat Zugang auf meine „to hop“-Liste gefunden und steht in London nun auf Platz 1.

"Pitch 1" im West Ham Park.


Eine gute Kaltzsche Bananenflanke entfernt, an der Boleyn Road, gibt es seit 1874 den West Ham Park. Ein ganz und gar geschichtsträchtiger Ort - aber mit den "Hammers" hat er rein gar nichts zu tun. Denn: Auf "Pitch 1" wurde das erste Tor im FA-Cup überhaupt erzielt! Torschütze am 11. November 1871 beim Spiel Upton Park FC – Clapham Rovers 0:3 war Jarvis Kenrik.
Der Verein Upton Park FC existierte von 1866 bis 1911 und hat (außer der räumlichen Nähe) keinerlei Verbindungen zum Verein West Ham Utf oder zu deren ehemaligen Stadion Upton Park. 1900 nahm Upton Park als Repräsentant Großbritanniens an den Olympischen Spielen teil. Das Team besiegte Club Français Paris mit 4:0 und wurde nachträglich vom IOC dafür mit einer Goldmedaille ausgezeichnet. Während der Olympischen Spiele war Fußball lediglich Demonstrationssportart.
Inzwischen wurde der Verein wiedergegründet. Kurios finde ich, daß nicht West Ham United (am 10.5.2016) sondern der Upton Park FC (am 30.5.2016) das allerletzte Spiel im Stadion Upton Park bzw. Boleyn Ground vor dessen Abriss austrug.
Heute kann „Pitch 1“ von Vereinen zwischen Mitte September bis Mitte April zu Spielen gebucht werden.


Underhill Stadium, Barnet

Und dann noch hoch in den Norden bis zur Endhaltestelle der Northern Line: High Barnet. Von dort läuft man zum Westcombe Drive, wo seit 1907 das Underhill Stadium stand, - man ahnt es schon - den Berg steil nach unten. Ich war überrascht, von dem Ground des Barnet FC noch die Tribüne vorzufinden. Alles andere war bereits komplett abgerissen worden und die Bebauung war im vollem Gange. Wozu aber hatte man den Stand stehen gelassen? Später erfuhr ich, daß sich dort Funktionsräume für die Bauarbeier befinden. Wenn die Bauarbeiten abgeschlossen sein werden, wird auch die letzte Spur des Stadions verschwunden sein.

Weil mein Bus zurück nach Stansted ab Stratford abfuhr, ließ es sich nicht vermeiden, die Wartezeit mit einem Abstecher zum Olympic Stadium zu verkürzen. Ein modernes Stadion mit Anschluß an Londons größte Shopping Meile... ungefähr zu 100% das Gegenteil von dem, was die "Hammers" an der Green Street zurückgelassen haben.

Fazit: CONFIA-Spiele waren, wie erhofft, richtig geil und auch sonst viel gesehen. London lohnt immer...!


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