"Wenn Du ein Land kennenlernen willst, gehe nicht zu den Ausgrabungsstätten, sondern in die  Tavernen." Das habe er so oder so ähnlich einmal gelesen. Michael Höller hat den Spruch nur  etwas abgewandelt und ihn zu seinem Lebensmotto gemacht: "Statt Tavernen sind es bei mir eben Stadien."[Allgemeine Zeitung / Rhein Main Presse, 1.8.2015]




Jetzt unterwegs in Tchiatura!


Stadioni Temur Maghradze, Tchiatura


Das eigentliche Highlight von Tchiatura, der Fußballkenner weiß natürlich Bescheid, liegt etwas versteckt am Stadtrand: Das Stadioni Temur Maghradze. Der Ground ist architektonisch schon sehr schön “old school”, aber das besondere und einzigartige ist einfach der gleichmäßige Zerfall, der an den beiden Tribünen zu beobachten ist. Das Teil wurde gebaut, ist seitdem Wind, Wetter und Zuschauern ausgesetzt und zu keinem Zeitpunkt danach ist ein Pinsel Farbe oder ein Spachtel Mörtel verwendet worden, um irgendwas zu renovieren. Das Ergebnis ist einfach wundervoll, es wirkte auf mich wie ein Kunstwerk.

Da öffentlich zugänglich, konnte ich hier unbeschwert viel Zeit zum Fotografieren verbringen, während sich mein Guide in der Zwischenzeit im Auto etwas beruhigte. Er war höflich und ließ mich nicht spüren, was er ziemlich sicher gerade dachte: “Was um Himmels willen zieht diesen Touri hier nach Tchiatura zu dieser schäbigen Bruchbude?” Was dem gebeutelten Georgier ein Schandmal ist, entfacht bei Reisenden aus dem Westen schon mal eine andauernde Hochstimmung. Ich werde wiederkommen und mir im Stadioni Temur Maghradze ein Spiel des FC Chiatura ansehen. Denn der Ground ist keinesfalls ein LOST GROUND. Aber der Zahn der Zeit nagt an dem Bauwerk. Die kleinere Gegentribüne ist schon komplett gesperrt und spendet höchstens den Kühen der Umgebung Schutz vor Sonne oder Regen, wie zahlreiche Kuhfladen unter ihr beweisen. Es bleibt abzuwarten, wie lange dieser einmalige Ground seinen besonderen Zustand wird erhalten können. Mein Tipp: Hin da, aber schnell!

Stadioni Temur Maghradze, Tchiatura



Kolonnade.


Gesperrte Gegentribüne.



beliebter Unterstand für die Kühe der Umgebung


LOST PLACE Seilbahnstation, die Dritte.


LOST PLACE Steilbahnstation, die Vierte.


Ciao, Tchiatura!



23.6.21 * Chikhura Sachkhere - Merani Martvili  1:2 * 19:30 Uhr *Erovnuli Liga 2 (2. Liga) * Zentralstadion Ivantsminda, Sachkhere * Zuschauer: 70 * Eintritt: nix

Nach den grandiosen Stunden in Tchiatura holte einen in Sachkhere (sprich: Satschchere) der Fußballalltag wieder ein. Der Club Chikhura (benannt nach dem Fluß, der durch den Ort fließt) spielt zumeist nicht mehr in seinem heimatlichen Stadioni Tsentraluri, sondern im sechs Kilometer entfernten (und damit vollends in der Pampa liegenden) Ivantsminda. Warum weiß der Geier.

Angesichts der Busse hätte das Spiel unentschieden ausgehen müssen.



Tsentraluri Stadioni Ivantsminda



Devid war deutlich seine Freude anzumerken, daß er sich nun wieder im "normalen" Georgien befand. Er ließ mich am Ground aussteigen und düste zurück nach Sachkhere. Er habe dort was zu erledigen.

Die Sportanlage ist nix besonderes, die Landschaft aber ganz nett. Chikchura war in der ersten Hälfte überlegen und ging so auch verdient mit 1:0 in die Pause. Support lieferte allein der ständig krähende Hahn hinter der Haupttribüne. In der zweiten Halbzeit änderte sich alles. Gerade war diese angepfiffen, stürmte ein etwa fünfundzwanzigköpfiger Mob älterer Herren das Stadion. An ihrem Benehmen war unzweifelhaft zu erkennen, daß es sich um Fans aus Martvili handeln mußte. Die Opis brauchten nur ein wenig herumlärmen und schon zeigte sich der Gastgeber beeindruckt und kassierte den Ausgleich. Derart motiviert legte Merani nach und dem Auswärtssieg stand nichts mehr im Wege.

Rentner-Mob aus Martvili




24.6.21   (7. Tag)

Bushaltestelle, Tskaltubo


Mondfahrt ohne Peterchen.


Tskaltubo ist nach Tchiatura eine weitere, krasse Stadt in Georgien. Von Kutaissi aus braucht man mit einem Marschrutka nur 15 - 20 Minuten bis hin. Hier gibt es leicht radioaktive Thermalquellen, wo sich schon Stalin vergnügte. Nach dem Zusammenbruch der UdSSR verfielen die zahlreichen Sanatorien, SPAs und Kurbäder. Viele Kriegsflüchtlinge aus Abchasien zogen ab 1991 in die leerstehenden Gebäudekomplexe ein und bewohnen diese zum Teil nach 30 Jahren noch heute.

Ich nutzte den fußball- und stressfreien Tag für einen Spaziergang entlang und mitten durch alle bedeutsamen Sanatorien. Ich bin definitiv kein Urbexer, aber wenn es mal so ausgefallene LOST PLACES gibt, wie in Tchiatura oder hier, dann kann man mich damit begeistern. Sehr sogar! Aber da bin ich sehr wählerisch. Nicht alles, was verlassen und kaputt ist, zieht mich in seinen Bann.

Das Stadion von Samgurali ließ ich auch nicht außer acht und drehte dort eine Runde. Jetzt hatte ich noch die Hoffnung, hier ein paar Tage später ein Spiel sehen zu können. Doch dazu sollte es nicht mehr kommen.

Tskaltubo



Ehemaliges Hotel Sakartwelo. 1983 erbaut. 500 Betten.



Kurbad Nr. 6. 1953 erbaut. Stalin kam öfters hier zum Baden.


Stalin, der Familienmensch.... könnte gerade mal kotzen!


Kurbad Nr. 5


Bushaltestelle


unbekanntes Spa, Tskaltubo



unbekanntes Sanatorium, Tskaltubo





Stadioni 26 Meisi, Tskaltubo



Sanatorium Iveria, Tskaltubo






Sanatorium Schachtjor. Erbaut 1952. Das prachtvollste aller Sanatorien in Tskaltubo, jedoch nicht zugänglich.



Häuser am Fluss Rioni, Kutaissi




25.6.21   (8. Tag)


Marschrutka nach Tkibuli


Magazin in Tkibuli


Frei nach meinem Lieblingsmotto "Carpe diem!" wollte ich den Tag in seiner Gänze nutzen und früh nach Tkibuli düsen. So stand ich schon um 6 Uhr in Kutaissi auf der Straße. Doch die war menschenleer, nur ein paar Straßenfegerinnen mit Blocksbergbesen wandelten durch die Gassen. Busse fuhren auch noch nicht. So latschte ich zu den Colchis Fontänen und ließ mich im Taxi zur Central Bus Station am anderen Ende der Stadt fahren. Doch von hier starten nur (Mini-)Busse nach Batumi oder Tbilissi. Und wie kommt man nach Tkibuli? Kopfschütteln und Ratlosigkeit bei den Busfahrern. Die Gruppe "Expats in Kutaissi" auf Facebook half zuverlässig weiter: Die Marschrutkas würden vom Bahnhof Kutaissi I, 100 m von meinem Appartment, losfahren. Aargs! Weil immer noch tote Hose war, ging man wieder zu Bette und hob sich sein Lieblingsmotto für einen anderen Tag auf.

Etwas später ging es ausgeschlafen zum Bahnhof. Gleich das erste Marschrutka war das richtige. Zur vollen Stunde, in meinem Falle um 11 Uhr, ging es los. Durch ungezählte Schlaglöcher im Stadtgebiet, weiter durch die Pampa ging die Reise noch über sieben Berge und nach einer guten Stunde war Tkibuli erreicht. Nettes Örtchen, überragendes Panorama!


Aufgang zum Stadioni Vladimer Bochorishvili, Tkibuli



Einmal in Tkibuli, hatte ich nur zwei Ziele: Zwei Stadien spotten. Das erste, das Stadioni Vladimer Bochorishvili lag nicht weit vom Stadtzentrum an einem Hang. Ein Seitentor war offen, also rein! Der Ground hat eine einmalige Hufeisenform aus bröckeligen Steinstufen und vor allem eine marode Anzeigetafel vom Feinsten. Davor einige Sitzschalen in Form eines Dreiecks montiert... War total begeistert. Was für ein Stadion!

Prunkstück Anzeigetafel




Ehemaliger Haltepunkt an einer Bahnlinie


Schmaler Wanderweg.


Platte im Grünen.


Den zweiten Platz, der mir nur durch Zufall auf einer Karte aufgefallen war, wollte ich mir auch noch holen. Wußte gar nicht, wer da spielt. Auf meinem Kartenausdruck sah es so aus, als läge das Ding gar nicht so weit weg, halt nur am Ende der Stadt. Es folgte dann doch eine etwa zweistündige Wanderung die Serpentinen hinauf. Mein erster Abkürzungsversuch an einer zugewachsenen Treppe endete nach kurzer Zeit im Matsch. Rückzug. Als ich irgendwann gefühlt ziemlich nah am Ground war, klettere ich einfach den Berg hoch. Dorniges Gestrüpp und Brennnesseln konnten mich nicht aufhalten - alternativ hätte mir vermutlich eine dritte Wanderstunde bevor gestanden.

So stand ich dann bald an einer Mauer. Nach etwa 50 weiteren Metern fand ich eine geeignete Stelle zum Einstieg in das Stadion. Boah, was für ein geiles Teil. Heute schon das zweite Super-Highlight! Krass! Später erfuhr ich, daß es sich hier um den Trainings- und Ausweichplatz von Meshakhte Tkibuli handelte. Nun befand ich mich auf der gesperrten, ziemlich baufälligen Gegengeraden.

Sackgasse auf dem Weg nach oben!


Stadionmauer.


Meshakhtes Baza, Tkibuli




Von dort machte ich einen Bogen zur Haupttribüne. Auf der gabs ein paar überdachte Sitzschalen, zudem Buffet, Kassenhäuschen und Stehränge. Alles ziemlich abgetakelt. Ich entdeckte eine Wendeltreppe aus Stahl, die unter die Tribüne führte. Vermutlich wurde die von den Spielern genutzt, um auf den Rasen zu gelangen. Diese Konstruktion hätte ich mir zu gerne angesehen. Zum Glück merkte ich gerade noch rechtzeitig, daß die Treppenstufen total durchgerostet waren. Schade bzw. Schwein gehabt. Je nach dem! Um wieder aus dem Stadion zu gelangen, muß ich über das Tickethäuschen klettern, wobei ein Teil der Mauer nebendran einstürzt. Manno... lebensgefährlich hier :-)!


Treppe ohne Wiederkehr!


Meine Wanderroute querfeldein.



Beflügelt von dem erfolgreichen Aufstieg und der Bestätigung, mit dem Ausflug nach Tkibuli eine sehr gute Entscheidung getroffen zu haben, lief es sich den Berg hinunter von fast ganz alleine. Als ich am Platz mit den Marschrutkas ankam, fuhr auch schon direkt eines zurück nach Kutaissi. Der Fahrer raste dabei mehrfach mit einer unglaublichen Geschwindigkeit über die in Georgien weit verbreiteten Bodenschwellen, daß meine Bandscheiben jodelten und mir mehrfach das Herz aussetzte. Unfassbar! Der Fahrer muß von der Zunge an abwärts gelähmt sein, um diesen Job machen zu können.

Colchis Fontänen, Kutaissi


"Bayerische" Tankstelle, Kutaissi



26.6.21   (9. Tag)

Verkaufsstand in der Altstadt, Kutaissi


Kutaissi


Parlamentsgebäude, Kutaissi



Bahnhof Rioni


Zugfahrt Rioni -> Khobi zu 13 GEL (3,54 EUR) * Privattransfer in einem Opel Safira (gettransfer.com): Khobi - Poti - Kobuleti - Batumi (ca. 100 km / 7 h) zu 75 EUR * 2x Ü Orbi Twin Towers, Batumi zu je 34,50 EUR

Nun sollte ich für drei Tage meine Basis in Kutaissi verlassen müssen. Auf dem Weg nach und von Batumi wollte ich so viel wie möglich an gespotteten Grounds mitnehmen. Das es vor dem Hauptevent, dem match in Batumi, am Vortag noch einen kick in Poti gab, passt perfekt in meine Planung.

In Khobi ließ ich mich von einem Fahrer in einem schwarzen Opel Safira abholen. Seinen Namen habe ich vergessen, nennen wir ihn mal Mister X. In seinem Profil stand was davon, daß er der deutschen Sprache mächtig sei, aber wir beließen es bei Englisch. Seinen vorangegangenen whats App-Nachrichten nach zu urteilen, muß er im Deutschunterricht ziemlich oft gefehlt haben.

e-Ticket



Erschöpfter Mensch.


Erschöpftes Tier. Bahnhof Khobi.


Unser, bzw. vielmehr mein erstes Ziel an diesem Tag war das Zentralstadion in Khobi. Hier trainierte gerade eine Mädchen-Mannschaft und so war der Ground offen und ich konnte ruhig im Innenraum eine Runde drehen. Die klobige Anzeigetafel war der Hammer.

Tsentraluri Stadioni, Khobi



Begegnung auf der Landstraße.


Fährt noch...!


Zwischen Khobi und Poti erspäte ich einen LOST GROUND mit einem netten Eingangstor. Mister X setzte seinen Wagen nochmal zurück, so daß ich diesen Zufallsfund näher in Augenschein nehmen konnte. Leute aus der bereits erwähnten FB-Gruppe "Expats in Kutaissi" übersetzten mir das Schild über dem Tor mit "Stadium in the name of Nigeshi Jobava". Der Ort, auf dem der Platz lag, hieß mit Gamoghma Shua Khorga nicht weniger sperrig.

In Poti bot sich Mister X an, mir die GFF Academy zu zeigen, einem Trainingszentrum mit ziemlich neuem Kunstrasen. Hier spielt auch ab und zu der junge Sohn von Mr. X. Ich bekam per Whats App ein kurzes Video von dem Kleinen in Aktion zugeschickt.

Stadium in the name of Nigeshi Jobava, Gamoghma Shua Khorga


GFF Academy, Poti


Am Hafen von Poti.


26.6.21 * Kolkheti 1913 Poti - Meshakhte Tkibuli   3:2 * 17:00 Uhr * 3. Liga * Stadioni Pazisi, Poti * Zuschauer: 300 * Eintritt: nix

Kolkheti 1913 ist einer der ältesten Fußballvereine im südlichen Kaukasus. Was vermutlich daran liegt, daß seine Basis Poti eine Hafenstadt am Schwarzen Meer ist. Seeleute brachten nicht nur Syphilis, sondern im besten Falle auch mal n Fußball mit. Und dieser kleine Verein krebst in der 3. Liga herum und ist in den letzten Zügen, das wohl modernste Stadion des Landes fertigzustellen (Dinamo Batumi nehme ich hiervon aus, denn Dinamo spielt eh in einer gänzlich anderen Liga als alle anderen Clubs in Georgien). Modern und trotzdem ein Hingucker. Das Dach hat was und wirkte auf mich viel angenehmer, als vieles, das dem üblichen Einheitsbrei entspricht, den man heutzutage viel zu oft sieht. Wegen der kurzfristigen Verschiebung der Anstoßzeit um eine Stunde hatte ich besonders viel Zeit, das schalenartige Dach auf mich wirken zu lassen.

Stadioni Pazisi, Poti



Es gab mal wieder weder Getränke noch was Essbares zu kaufen. Nur zu gut, daß ich vorher in Poti an einem Imbiss schon ein paar Flaschen Wasser und Cola gebunkert hatte. Das Spiel war.... ach, ich weiß es jetzt am 28. August 2021, also nach gut zwei Monaten, einfach nicht mehr. Langweilig war es keinesfalls. Erinnere mich aber noch, daß der Gästetrainer mit Rot auf die Tribüne geschickt wurde, weil er nach einer vermeintlichen Fehlentscheidung ausgeflippt ist.



St. Virgin Cathedral, Poti


Ehrenmal für die im 2. Weltkrieg ums Leben gekommenen Seeleute.


Nach Spielende ging es mit Mister X direkt weiter gen Süden, immer Batumi entgegen. In Kobuleti wurde an der Chele Arena ein kurzer Zwischenstopp eingelegt. Trotz eines muffeligen Sicherheitsopas gelangen ein paar Fotos vom Innenraum des Stadions. Dort waren Arbeiter gerade damit beschäftigt, den Rasen abzutragen. Ein Alleinstellungsmerkmal dürfte sicherlich das merkwürdige Dach sein. Es hat die Form einer Radrennbahn, macht aber als solche gar keinen Sinn. Weiß jemand, was es damit auf sich hat?

Chele Arena, Kobuleti



Die letzten Kilometer vor Batumi.


McDonalds links oben / Tankstelle rechts unten



Orbi Twin Towers


Mit dem Einsetzen der Dämmerung erreichten wir Batumi. Die Stadt war ziemlich so, wie ich sie erwartet hatte: Ganz anders als der Rest von Georgien. Man könnte es fast schon das Las Vegas des Kaukasus nennen. Dieser Mix aus Gebäuden der Sowjetära und den topmodernen Hotels mit ihren Neon-Fassaden gefiel mir.

Mister X hatte Probleme, mein Hotel zu finden. Das Navi zeigte deutlich an, daß wir das Hotel Orbi Twin Towers erreicht hatten und auch meine App von booking.com konnte das bestätigen. Aber nirgends ein Hinweis auf dieses Hotel, obwohl die Twin Towers schon nicht zu übersehen waren. Ziemlich verwirrend war die Tatsache, daß im Umkreis von zwei, drei Kilometern so ziemlich alle Gebäude Orbi irgendwas hießen. Schließlich enterte ich den Eingang, wo booking.com mein Hotel verortete. Da gabs so ne Art Rezeption, an der es zuging wie in einem Bienenstock. Einem der vielen Fräuleins reichte ich meine Hotelbuchung in Papierform. Die guckte erst skeptisch, griff aber dann gezielt zum Hörer und quasselte mit jemandem. "Aufzug rechts, Stock 43" bekam ich zu hören. Zimmernummer bekam ich keine genannt, geschweige denn einen Zimmerschlüssel. Hm, merkwürdig....

43. Stock


Zimmer für 34,50 EUR / Nacht * Top, top, top!


Im Stockwerk 43 mußte ich in einem langen, langen Flur exakt 120 Schritte gehen, bis mir ein Typ Marke Hippie entgegenkam. Ah, der Rezeptionist. Der junge Mann schloß ein scheinbar beliebiges Zimmer auf, händigte mir dort meine Zimmerkarte aus und knöpfte mir elektronisch die Kohle für zwei Nächte ab. Alles sehr ungewöhnlich, aber jetzt hatte ich mein Zimmer. Und was für eines! Der Ausblick vom Balkon war allererste Sahne!

Das pulsierende Abendleben (Nacht war es ja noch nicht), wie es mich unterwegs im Auto von Mister X schon angelächelt hatte, mußte von mir unbedingt noch entdeckt werden. Also ab auf die Piste. Ich war dann knapp zwei Stunde unterwegs und genoß den ganzen Trubel um mich herum, bis... ja bis plötzlich gar kein Trubel mehr da war und ich mich allein auf nahezu menschenleeren Straßen wiederfand. Dann schoß es mir in den Kopf: Curfew! Ab 22 Uhr herrschte Ausgangssperre! Ein Blick auf die Uhr: 22:50 Uhr. Oh oh... Inzwischen waren schon mehr Polizeiautos als Taxis unterwegs, alle Restaurants, Cafés usw. längst dicht. Unbeobachtet von der Staatsmacht erwischte ich noch ein Taxi und kam unbeschadet zurück zum Hotel.

Ausblick vom Hotelbalkon, 43. Stock



Fortsetzung Oberschlesien u Georgen (3)