"Wenn Du ein Land kennenlernen willst, gehe nicht zu den Ausgrabungsstätten, sondern in die  Tavernen." Das habe er so oder so ähnlich einmal gelesen. Michael Höller hat den Spruch nur  etwas abgewandelt und ihn zu seinem Lebensmotto gemacht: "Statt Tavernen sind es bei mir eben Stadien."[Allgemeine Zeitung / Rhein Main Presse, 1.8.2015]


Dies ist der erste Teil des Reiseberichtes "Durchs wilde Kurdistan". Den Titel hab ich natürlich von Karl May abgekupfert, doch gelesen hab ich das Buch von ihm nie. Einen zweiten Teil gibt es noch nicht, der ist nicht einmal in der Reiseplanung. Aber ich möchte damit meine Hoffnung und Absicht unterstreichen, eines Tages weitere Teile von Kurdistan zu bereisen - sei es im Iran, Irak oder gar in Syrien. Oder erneut auf dem Staatsgebiet der Türkei.

Genauso wenig, wie ich Karl May lese, lese ich Fanzines oder sonstige print-Ausgaben von Groundhoppern usw. Weniger aus Desinteresse, mehr aus Zeitmangel. Das einzige Heftchen, was ich mir in den letzten Jahren im nofb-Shop gekauft habe, war "Direniş - Fußball im Ausnahmezustand". Direniş ist das türkische Wort für Widerstand. Es wurde von einem vierköpfigen Freundeskreis aus Nürnberg anläßlich ihrer Reise im Februar 2018 nach Diyarbakir und Tunceli geschrieben. Mindestens einer von den Vieren dürfte türkische bzw. kurdische Wurzeln haben. Das Heft hat mir geholfen, etwas mehr über das angespannte Verhältnis zwischen Kurden und Türken zu erfahren und darüber, welche Probleme Vereine und Fans noch heute in der Türkei haben, wenn sie sich auf ihre kurdische Identität berufen - auch wenn die Schilderungen natürlich nur aus der kurdischen Perspektive geschrieben wurden.

Direniş (tükisch für Widerstand)


zwei Amed-Kaffeetassen aus Diyarbakir


Sport hat nichts mit Politik zu tun. Diesen Satz würde ich gerne unterstreichen. Aber spätestens wenn es um Amedspor geht, den Club aus der 1,7 Mio- Einwohner-Stadt Diyarbakir (kurdischer Name: Amed) in Südostanatolien, dann hat der Satz seine Gültigkeit verloren. So fand der Drittligist Amedspor vor einigen Jahren auch in deutschen Medien Beachtung. Sogar der auf türkischen Fahnungslisten stehende Journalist Can Dündar schrieb in der "Zeit" eine Kolumne über Amedspor. Dabei ging es gar nicht um Amedspors Erreichen des Viertelfinales im türkischen Pokal im Jahr 2016. Oder um den sportlichen Werdegang des ehemaligen deutschen Junioren-Nationalspielers Deniz Naki - früher FC St. Pauli, heute Amedspor. Vielmehr berichteten "Der Spiegel" & Co. über die Benachteiligung des Clubs durch den türkischen Fußballverband, über Schüsse auf Deniz Naki in Aachen, über Spielsperren, Durchsuchungen, Festnahmen, ideologische Propaganda, Repressalien und über Unterdrückung. Hier ein paar Links zu dem Thema, teilweise jedoch hinter Bezahlsperren.

DER SPIEGEL: "Im Strafraum" (45/2016) * DIE ZEIT: "Das Barcelona der Türkei" * DEUTSCHLANDFUNK: "Wie kurdische Fans unterdrückt werden" (03/2019)

DEUTSCHE WELLE: "Kurdischer Fußballclub: Fankultur im Ausnahmezustand" (03/2019)  DEUTSCHLANDFUNK: "Kurdenkonflikt im Fußball: Amedspor und die Diskriminierung" (10/2021)

Was den Kurden-Konflikt betrifft, so sehe ich mich als unbeteiligten Beobachter - die typische Position eines Reisenden eben. Ich bin gegen Gewalt und Terror, egal von wem er aus geht. Ich mag keinen Kommunismus, keinen Nationalismus und auch keine autoritären Systeme, die keine anderen Meinungen zulassen. Auch Rockerbanden und Drogenkriminalität finden nicht meine Unterstützung. Aber ich mag underdogs, z.B. den VfL Bochum genauso wie auch Amedspor.

Und ich mag Filme von Regisseur Fatih Akin. Seine großen Erfolge "Gegen die Wand" (2004) und "Der Goldene Handschuh" (2019). Aber ganz besonders einen Film, der im Kino eher floppte: "The Cut" (2014). In dem Streifen geht es um den Völkermord an den Armeniern während des ersten Weltkrieges Osmanischen Reich. Die Handlung beginnt in der Stadt Mardin, wo ein armenischer Schmied mit seiner Frau und zwei Töchtern lebt. Die Frau wird umgebracht, die Töchter verschleppt und der Schmied überlebt durch glückliche Umstände seine Hinrichtung. Dann begibt er sich auf eine lange Reise und Suche nach seinen verschollenen Töchtern. Sehr rührend, schnief! Mardin wird in dem Film so schön und bezaubernd dargestellt, daß ich mir vornahm, eines Tages selbst mal hinzufahren.

Genug der Vorrede...


Als ich beim Stöbern von Spielplänen darauf stieß, dass an einem Sonntag im Oktober sonntags Amedspor und schon am Mittwoch darauf Mardin jeweils daheim spielen würden, war ich der Meinung, diese Chance nutzen zu müssen. Als Zugabe sollte samstags noch Petrol Batmanspor machbar sein.

Es gibt zwar auch Direktflüge von Deutschland nach Diyarbakir, z.B. ab Hannover mit Corendon Airlines – doch ich entschied mich für die Variante mit Stopover in Ankara (Hin) und Istanbul (Rück), was preislich sogar noch günstiger ausfiel.

Wollte auf meinem Trip gerne den Nemrut Dagi mitnehmen. Das ist ein 2 150 m hoher Berg, auf dessen Gipfel sich ein Heiligtum und eine Grabstätte befindet. Beides über 2 000 Jahre alt. Bevorzugt steigt man nachts auf den Nemrut Dagi, um von dort den Sonnenaufgang zu erleben. Türkische Reiseveranstalter bieten Touren für Einheimische an, z.B. auch ab Diyarbakir (150 km entfernt) für läppische 20 €, inklusive Frühstück mit Gözleme und Cay. Türken müssen bei fast allem, was man online buchen kann, ihre Ausweisnummer angeben. So können Nicht-Türken meist nicht online buchen. So mailte ich auf google-Übersetzungstürkisch ein Reisebüro in Diyarbakir an und bat um Reservierung der Tour. Antwort: „Wie lautet der HES-Code?“ Diesen Corona-Code braucht man wohl auch für alles, was in der Türkei mit Personentransport zu tun hat (Flug, Bus, ÖPNV…). Den kann man aber erst 72 h vor Einreise beantragen. Ich whatsappte, dass ich den HES-Code erst am 5. Oktober würde schicken können. Antwort: „Wir warten auf Sie, Herr.“. Als ich dann den HES-Code schickte, kam die Frage: „Welche Tour?‘“ Hä? Nemrut Dagi! Antwort: „Leider können wir Reservierung nicht annehmen, keine Plätze frei.“ Ich denke nur „Arschl…!“ und schreibe nett „Ich hatte doch vor drei Wochen wegen Reservierung angefragt. Vergessen? Auch am Sonntag nix frei?“ Antwort: „Maalesef…“ Übersetzt: „Bedauerlich!“ MITRA TUR ist ein Scheißladen! Maalesef!

Ein paar Tage vor Reisebeginn wurde das Heimspiel von Petrol Batmanspor verlegt. Oh Schade! Hatte mich schon so auf die Zugfahrt Diyarbakir → Batman (knapp 100 km, 105 min Fahrzeit, Frequenz: nur 2x täglich in beide Richtungen) gefreut, die derzeit vom übrigen Schienennetz der Türkischen Eisenbahn isoliert scheint. Als Alternative wurde Karbel Karaköprü in Sanliurfa ausgemacht. Ist zwar nicht der Topclub der Stadt und Sanliurfa ist fast doppelt so weit von Diyarbakir entfernt als Batman, aber zumindest touristisch schien die Stadt weitaus interessanter zu sein. Was mich dazu bewegte, in Sanliurfa (früher offiziell und im Sprachgebrauch vor Ort noch heute nur Urfa genannt), eine Übernachtung einzuplanen.

Bei mir muß möglichst alles vorher geplant werden. Die Erfahrung zeigt: Vor Ort ist es anders als Du denkst und das Organisieren meist schwieriger und zeitraubender als vom heimischen Schreibtisch aus. Brauchte drei Busfahrten. Via obilet.com kann man relativ einfach buchen. Nein, falsch! Einfach kann man nur mit HES-Code und türkischer Pass-Nummer buchen. Man kann zwar anklicken, kein Türke zu sein und dann öffnet sich ein Feld, das auch andere Reisepassnummernformate akzeptiert, aber das springt beim Buchen oftmals raus und Obilet bemängelt dann die fehlende Türkenpass-Nummer. Bei gefühlt hundert Versuchen konnte ich wenigstens zwei Busfahrten buchen, mashallah!


1. Tag

CGN → ESB mit Pegasus zu 73,68 EUR, ESB → DIY mit Turkish Airlines zu 38,02 EUR   *    4x Ü im Hotel Amida Butik, Diyarbakir zu je 24,62 EUR

Abflug um 3:25 Uhr ab CGN in die türkische Hauptstadt. Von meinem HES-Code wurde beim Einchecken nebenbei Notiz genommen, mehr aber auch nicht. Die Einreise gelang unkompliziert, HES oder Impfausweis interessierte niemand.

In Ankara war man bisher noch nicht. Die Landschaft gefiel mir. Meist wellige grün-braune Hügel ohne Bäume. Die Hochhäuser am Stadtrand sahen von weitem aus wie übergroße Zinnen einer Burg. Ja, die Hochhäuser (hier und auch später in allen anderen türkischen Städten) erinnerten mich spontan an China. Die Parallelen: Viele, viele, verdammt viele Hochhäuser und alle relativ neu und innerhalb einer Siedlung identische Türme. Wüßte gerne, in welchem Zeitraum die alle entstanden sind und wo die Leute vorher gelebt haben.

Mit dem Shuttlebus (kein HES erforderlich) ging es in die Stadt und nach knapp einer Stunde  war ich am Ankara Gari. Wie gerne würde ich von hier mal via Tatvan und Van nach Tabriz im Iran railen. Irgendwann ist das fällig.  Am Bahnhof erhoffte ich mir zwei für diesen Tag überlebensnotwendige Einrichtungen: 1) Schließfächer für den Koffer und 2) WC! Beim Betreten des Gebäudes HES-Kontrolle. Durfte passieren. Dann die organisatorische und körperliche Erleichterung: Schließfächer vorhanden und WC zugänglich. Das Teil im Art Déco-Stil ist wesentlich kleiner, als ich mir das vorgestellt hatte. Und überhaupt ist Ankara nicht Istanbul. Beim Fotografieren blieb es bei einem Versuch: Verboten! Aber sowas von!

Ankara Hauptbahnhof


Am 19. Mai feiert die Türkei den Beginn des Befreiungskrieges 1919. Traditionell finden an diesem Tag im ganzen Land Sportveranstaltungen statt.

Mein Grundsatz für diesen Tag wie für die ganze Tour: Keine Stadien-Abklapper-Marathons mehr wie zuletzt in Georgien und Polen. Überhaupt mal alles ruhiger angehen lassen. Kein „ich muß alles sehen“-Stress. Hat nicht so ganz funktioniert :-).

Direkt am Ankara Gari befand sich einst das 19 Mayıs Stadyumu. Die Position von Spielfeld und Laufbahn war auf dem Parkplatz noch gut zu erkennen.

Die Zitadelle, Ankara Kalesi, war in Sichtweite, lag aber ziemlich hoch auf m Berg. Ergo: Sofortige Streichung von der Tagesordnung.

19 Mayıs Dış 1 No, Ankara


Metrostation


Nun mußte ich U-Bahn fahren. Klappte easy, kein HES. Ticket gekauft und rein. Nur verwechselte ich einmal Metro mit Ankaray und landete irgendwo anders. Hrmpf! Ich wollte zur Station Kurtulus. Laut google map lag dort ein ziemlich großes, älteres Stadion. Zummindest DEN Ground wollte ich in Ankara spotten (In der Türkei erwartete ich kaum Old School Grounds sondern nur modernisierte, gut verschlossene Stadien und Kunstrasenplätze – uninteressant.).

Cebeci İnönü Stadyumu, Ankara




Als ich mich dem Gelände nähere, staunte ich nicht schlecht: Hinter einem hohen Zaun konnte ich Bagger hören und Staubwolken aufsteigen sehen. Fuck, das Cebeci İnönü Stadyumu wurde gerade abgerissen. Beim Umrunden sah ich, daß bereits alle Tribünen ringsherum zerkleinert wurden und auf ihren Abtransport warteten. Schade, ca. 1 – 2 Monate zu spät hier.

Anstelle des Stadions soll bald ein Park entstehen, erklärte mir ein Türke, der vor seinem Laden stand und mich als Deutschen ausmachte. Er hatte einige Zeit in Deutschland gearbeitet  und war dann 17 Jahre im Tourismus in Antalya tätig.  Der “geht gerade Toilette runter”, wie er sagte. Nun ist er wieder in Ankara.

Die Hauptattraktion der Stadt wartete auf mich: Anitkebir, das Mausoleum Kemal Atatürks. Das befindet sich in einem Park auf einem Hügel mitten in Ankara. Am Eingang Taschenkontrolle. Während andere Rucksäcke reindurften, mußte meiner draußenbleiben und wurde während meines Aufenthalts in einem Schließfach verwahrt, dessen Schlüssel ich mitbekam. Die Security bestand allesamt aus dünnen, großen Männern in feinem Anzug, die überall herumschwirrten. Einer fing mich gleich ab: Trinken darf man auf dem Gelände nicht, nur im Café.

Löwenweg


Mausoleum


Zum Mausoleum aus den 50er Jahren führte ein unfallträchtiger Löwenweg. Dahinter ein riesiger Platz, dahinter nochmals auf einer Anhöhe das klotzige Mausoleum. In umliegenden Gebäuden waren u.a. Limosine und Yacht von Atatürk zu bestaunen.



An strategischen Punkten standen grimmig dreinschauende, wie versteinert wirkende Soldaten verschiedener Waffengattungen herum. Plötzlich war “’Changing of the Guards”. Die Parallelen zu der Zeremonie der Tommies ist verblüffend. Nur Gäule gab es hier keine. Erst brüllten sich die Typen an, dann nahm die Ablösung ihre Plätze ein und die anderen marschierten zackig von dannen. Das interessanteste kam noch: Einer der Anzugsmänner ging zu einem der Soldaten, nahm ihm die Maske ab, tupfte ihm vorsichtig Gesicht, Hals und Nacken mit einem Tuch ab, setzte ihm die Maske wieder auf und begann bestimmt zwei Minuten lang an seiner Uniform herumzuzupfen. Jede Falte mußte genau sitzen! Der so Umsorgte blieb dabei völlig regungslos. Auf dem Rückweg zum Rucksackaufbewahrungshäuschen liefen mir zwei Gärtner über den Weg, die von drei Soldaten mit Maschinengewehren eskortiert wurden. Landschaftspfleger leben hier entweder sehr sicher oder sehr gefährlich?!



Am Fuße des Hügels gönnte ich mir in einem hochfrequentierten Restaurant die erste Portion Kebap der Tour. Preiswert, die Portion nur 40 TRY. Bei Salat verweigerte ich die Nahrungsaufnahme: Dem Dünnschiß keine Chance.

Wat nu? Ins Stadtzentrum zum Kızılay-Platz. Dort erwartete mich der blanke Horror: Verkehrschaos und schäbbige Hochhäuser mit Werbetafeln, darin Geschäfte. Schnell wieder zurück zur Station Ulus. Da entdeckte ich eine nette Moschee und in der Nähe ein Briefmarkenmuseum. Mangels Postämter versuchte ich hier, an meine Briefmarken zu gelangen. Die Oma dort war hilfsbereit, aber nervig langsam. Das Porto pro Karte sei, so ihre Erkenntnis nach langer Suche in irgendwelchen Listen, 6,50 TRY. Diesen Betrag muß sie aus jeweils drei Marken zusammensetzen: 2,40 + 2,10 + 2 TRY. Dann begann sie die 30 Marken sorgsam auseinander zureißen und Häufchen zu bilden. Meine Intervention, das könne ich selber, kapierte sie nicht. Irgendwann hatte ich die Briefmarken, aber noch lange keine Postkarten.

Melike Hatun Camii, Ankara



Zurück zum Ankara Gari, Rollkoffer geholt und zurück mit dem Shuttlebus zum Flughafen Esenboga. Nutzte erstmals die Dienste von Turkish Airlines. Alles pünktlich, alles bestens.

Ankunft in Diyarbakir um 21 Uhr. Mit dem Taxi zum Hotel nach Sur, der Altstadt von Diyarbakir. Auf der Fahrt bemängelte ich das nicht laufende Taxameter. Der junge Mann gab mir zu verstehen, daß die Fahrt 50 TRY kosten werde. OK, passt! Ich sollte lernen, daß die allermeisten Taxifahrer in Kurdistan kein Englisch (oder Deutsch) verstehen. Dafür hab ich niemals Beschiss erlebt, Taxameter lief sonst immer und die Preise waren akzeptabel niedrig.

In Diyarbakir begannen für mich harte Zeiten, denn ich hatte keinen Internetempfang mehr. Weder auf dem Zimmer (trotz WLAN), noch auf der Straße.

Hotel Amida Butik, Diyarbakir


E99 nach Şanlıurfa


2. Tag

Busfahrt Diyarbakir → Şanlıurfa zu 3,91 EUR   *   1x ÜF Turkmen Konagi in Sanliurfa zu 40,50 EUR

Zum knapp 30stündigen Ausflug nach Şanlıurfa kam nur der Rucksack mit, der Rest blieb im Hotel. Der Busbahnhof liegt an der Straße nach Şanlıurfa, 10 km von der Altstadt entfernt. Taxi. Am DİŞTİ Otogar ging es wie auf einem Marktplatz zu: Die Verkäufer der verschiedenen Busunternehmen riefen hektisch die Orte aus, wohin ihre Fahrzeuge in den nächsten Minuten oder Stunden starten werden. Ganz so, als ob man kein Ziel hätte, wenn man zum Otogar kommt und sich von den Marktschreiern das beste Angebot unterschieben lassen müsste.



Abgesehen von fehlenden Anzeigetafeln, die einen wissen lassen könnten, von welchem Peron wann ein Bus wohin abfährt, war alles gut organisiert. Pünktliche Abfahrt des modernen, nur halb gefüllten 2+1 Busses (Bestuhlung nur mit 3 Sitzen pro Reihe, was den Fahrkomfort erhöht). Es gab WIFI und ein aufmerksamer Steward sorgte für Sauberkeit im Bus, Getränke und Snacks. Die Fahrt mit Zwischenstopp in Sivernek dauerte zweieinhalb Stunden. Man fuhr meist über flaches Land, das von schwarzen, runden Basaltsteinen übersät war. Hier weideten Kühe oder Schafe, ab und zu sah man den Anbau von Mais oder Baumwolle. 

Baumwollpflücker at work


Baumwolle on the move


Kurz vor Şanlıurfa eine behördliche Straßensperre. Ich fühlte mich wie in einem schlechten Action-Movie. Schußsichere Barrikaden, Polizei, Kleinpanzer und Soldaten mit MG im Anschlag. Polizisten kamen in den Bus und sammelten die Pässe aller Mitfahrer ein. Nur meinen nicht. Als blonder Alman war man unverdächtig. Gesucht wurde eher nach Anhängern der PKK, deren inhaftierter Anführer Öcalan übrigens aus der Gegend um Şanlıurfa stammt. Nach wenigen Minuten gab der Steward die Ausweise zurück und wir konnten weiterfahren.

China? Nein, Kurdistan.


"Wir sind die Türkei"


Şanlıurfa präsentierte sich mir mit seinen gigantischen Hochhaussiedlungen zunächst von seiner hässlichen Seite. Am Otogar besorgte ich mir ein Ticket für die Rückfahrt. Anhand von screenshots zeigte ich dem Verkäufer, welchen Bus ich nehmen und auf welchem Platz ich sitzen wollte. Statt 100 TRY wie im Internet mußte ich vor Ort nur die Hälfte bezahlen. Merkwürdig, dürfte aber nicht die Regel sein.

Im Taxi ging es nach Süden in den historischen Stadtkern. Da fielen mir unterwegs so merkwürdig viele Höhlen auf. Mit denen wußte ich nix anzufangen und so wurde die Neugierde groß, so daß ich die zu allererst in Augenschein nahm. Dabei handelte es sich nicht etwa um eine Felsensiedlung wie Uplistsikhe, die ich zuletzt in Georgien besichtigt hatte, sondern um eine Nekropole. Die Gräber stammen aus der Zeit des vierten bis zweiten Jahrhunderts vor Christi und sind somit griechischen Ursprungs. Von den Grabkammern sind nur noch 103 erhalten, die übrigen 389 wurden abgerissen. Frevel! Der Eintritt zu den Kızılkoyun Nekropolü ist frei und auf jeden Fall ein tolles Erlebnis!

Die Besiedlung von Şanlıurfa begann vor 12 000 Jahren.


Kızılkoyun Nekropolü, Şanlıurfa



Fundort des Urfa-Manns, der „ältesten naturalistischen lebensgroßen Skulptur eines Menschen“ (Original im Museum nebenan)


Şanlıurfa ist für den Islam ein bedeutender Wallfahrtsort und fünftheiligste Stätte, denn hier soll u.a. Abraham gelebt haben. Die Karpfen im Balıklıgöl sind nicht für den Verzehr gedacht, denn sie sind heilig. Die Legende besagt, dass Gott Abraham, der auf einem Scheiterhaufen verbrannt werden sollte, errettete, indem er das Feuer in Wasser verwandelte und die Glutbrocken zu Karpfen wurden.

Halil-Rahman-Moschee und Balıklıgöl (Teich des Abraham)


Hier schwimmen heilige, unantastbare Karpfen.


Nun war es an der Zeit, meine Unterkunft zu suchen. Zwar konnte man schon von Weitem das großformatige Dachschild sehen, aber innerhalb des Gassengewirrs war das turkmenische Herrenhaus mit seinem uralten Brunnen im romatischen Innenhof fast unauffindbar. Zimmer und Aussicht vom Balkon sehr geil!


9.10.2021 * Karaköprü Belediyespor - Edirnespor     0:2 * 14:30 Uhr * TFF 3. Lig * Faruk Celik Stadi, Şanlıurfa * Zuschauer: 500 * Eintritt: 10 TRY

Zeit für ein Fußballspiel. Nur mit dem Handy bewaffnet setzte ich mich in ein Taxi und ließ mich durch ganz Şanlıurfa bis zum nördlichen Stadtrand fahren. Weil hier in einem dezentralen Wohnviertel keine Taxis mehr zu sehen waren, bat ich den Fahrer mittels Sprachenübersetzungs-App, mich um 16:20 Uhr hier wieder abzuholen und versuchte, ihn mit einem Trinkgeld zu locken. Hatte keine Lust, nachher noch viel Zeit auf dem Rückweg zum Hotel zu verlieren.

Die Eintrittskarte für das Spiel landete 1,5 Sekunden nach dem Kauf schon im Mülleimer. Entwertung auf Türkisch. So mußte ich die Männer am Eingang mühsam überzeugen, daß ich das Ticket noch brauchte! Kein HES-Code, kein Impfnachweis erforderlich. Sogar meine mitgebrachte Wasserflasche durfte mit rein, nur der Deckel dazu nicht.

Der Ground von Karaköprü (was soviel wie "schwarze Brücke" bedeutet) hatte immerhin Naturrasen und zwei Tribünen: Eine große an der Seitenlinie und eine kleinere hinter einem Tor, die jedoch heute verschlossen blieb. Die große Tribüne füllte sich im Laufe der ersten 30 Spielminuten fast vollständig! Vor Beginn wurde obligatorisch die türkische Nationalhymne gespielt.

Faruk Celik Stadi



Was gibt es zum Spiel anzumerken? Etwa 20 Ultra-Kiddies supporteten in schräger Kinderchor-Akustik, dirigiert von einem älteren Capo. Ich werde die Faszination dieses Ultra-Gehabes nie verstehen. Kein Anhang aus dem 1 160 km entfernten Edirne (dieser Städtename sorgte im Erdkundeunterricht stets für Erheiterung...), war auch nicht unbedingt zu erwarten gewesen.

13. Minute: 0:1. Vergebliche Proteste von Karaköprü, der Torhüter sei im Strafraum zu hart angegangen worden. 24. Minute: Ein Akteur sah nach üblem Nachtreten nur Gelb, Rangelei auf dem Platz. Irgendwann ging hinter einem der Tore die Sprinkleranlage an. Kurze Erheiterung, dann wurde es wieder ernst. 40. Minute: Ein Edirne-Spieler bekam unabsichtlich einen Tritt ins Gesicht. Aufruhr!

Ca. 80 Polizisten saßen verteilt auf der Stadiontribüne. Kurz vor Abpfiff der 1. Hälfte bildeten die meisten von ihnen zum Spielfeld hin eine Art Cop-Kette. Es galt zu verhindern, daß jemand irgendwas auf die in die Kabine gehenden Spieler wirft. 52. Minute: Größte Chance von Karaköprü nach einem Schuß aus 20 Metern an den Pfosten. Die Gastgeber brannten in der Folge ein wahres Chancenfeuerwerk ab. Vergeblich. Wie so oft in solchen Fällen fiel in der 91. Minute das 0:2 und der Sack für Edirne war endgültig zu. Fazit: Sportlicher und hoppertechnischer Durchschnitt, aber nicht langweilig.



Nach dem Spiel wartete ich an der verabredeten Stelle, aber der Taxi-Heini kam nicht. So mußte ich mindestens 20 Minuten stadteinwärts laufen, um ein freies Taxi aufzugabeln.

Hinter hohen Mauern und meine Unterkunft für eine Nacht: Turkmenisches Herrenhaus



im Hintergrund die Zitadelle von Şanlıurfa


Den Abend ließ ich in der Nähe des Balıklıgöl bei Speis und Trank ausklingen. Eine Portion Adana Kebab mit gegrillten Paprika und Peperoni zu 40 TRY. Davon kann man auch zwei essen - was der Bestellaufnehmer in der ameisenstaatähnlichen Bedienungspersonalorganisation wohl nicht wahr haben wollte und zunächst glaubte, ich würde scherzen :-). Schöner Sonnenuntergang.




Türkmen Konagi, Şanlıurfa




3. Tag

Busfahrt Sanliurfa → Diyarbakir zu 4,47 EUR

Am nächsten Morgen stand ich schon um 7 Uhr geduscht auf der Terasse des Herrenhausdaches. Phantastischer Ausblick auf das Panorama aus Stadt und Umgebung. Verdammt, für Şanlıurfa hätte ich mindestens noch einen weiteren Tag einplanen sollen. So mußte ich vieles unentdeckt zurücklassen. Was solls, Fußball geht vor...



Abfahrt des Busses pünktlich 8:30 Uhr nach Diyarbakir. Diesmal ging es (da ohne Zwischenstop) etwas schneller, nur knapp zwei Stunden Fahrzeit. Dafür Ausstieg nicht am DİŞTİ Otogar, sondern vor einer Tankstelle an der Hauptstraße. Saß trotzdem einen Augenblick später im Taxi Richtung Hotel.



Im Hotel in Sur nix Neues: WIFI ging immer noch nicht, Mobilnetz hatte ich seit Ankara ohnehin nicht mehr. Um genau das zu verhindern, hatte mir schon in Deutschland extra so ne Ay Yildiz Card zugelegt...  Zur Not überlebt der Hopper auch ohne Netz, ganz wie früher. Stromausfall. Nicht unüblich in dieser Gegend. Der richtige Moment für ne Mütze Schlaf.

Nachmittags startete ich einen Erkundungsspaziergang durch Sur und lief die Gazi Cd., die die Altstadt von Diyarbakir in ihrer Mitte durchschneidet, einmal in ihrer ganzen Länge runter. Den ersten türkischen Kaffee gönnte ich mir im gemütlichen Hasan Paşa Hanı...

ehemalige Karawanserei: Hasan Paşa Hanı




Diyarbakır Ulu Camii


in den Mauern der großen Moschee



Wallnusswürste, umhüllt von Melasse aus Traubensaft


ekmekçilik


2x Schafskopf, nicht zu verwechseln mit einem bayrischen Kartenspiel


(blau) kandierte Mandeln



...und den zweiten türkische Kaffee gönnte ich mir in einem merkwürdigen Freiluft-Café in einem Hinterhof an der Gazi Cd. Merkwürdig zum einen, weil dort Tauben, Hühner und sonstiges Federvieh herumgackerte. Merkwürdig aber auch, weil das Café an einen Bauzaun aus Metall grenzte, hinter dem sich ein Gelände mit zerstörten Häusern anschloß. Ich wußte schon, daß es sich hier nicht um den üblichen Fall einer Altstadtsanierung handelte.

"Mitte Juli (2015) bekam die Kurdenpartei HDP zum ersten Mal in ihrer Geschichte genügend Stimmen für den Einzug ins Parlament. Seitdem laufen Militäroperationen. So verhafteten Sicherheitskräfte direkt nach den Wahlen hunderte Aktivisten der HDP im Südosten der Türkei, wo die Partei ihre Mehrheiten holte. Einwohner gründeten daraufhin bewaffnete Gruppen, die unter dem Namen YDG-H bekannt sind. Sie errichteten Barrikaden, bauten Gräben und erklärten einige Gebiete für autonom und tabu für türkische Sicherheitskräfte. ... Seit dem 15. Dezember (2015) gilt eine Ausgangssperre für weite Teile von Sur. Auch in anderen von Kurden bewohnten Städten im Südosten der Türkei können die Menschen kaum noch vor die Tür. Wer noch nicht aus Sur geflohen ist, hat häufig kein Wasser und keinen Strom mehr. ... Nach Angaben der Stadtverwaltung von Diyarbakir haben mittlerweile rund 20.000 Menschen die historische Altstadt Sur verlassen. ... Der türkische Regierungschef Ahmet Davutoglu sagte im Fernsehen, die Angriffe richteten sich lediglich gegen "Terroristen", die von den kleinen Dörfern in die Städte gegangen seien. Mit der nun beschlossenen Ausweitung der Ausgangssperre solle die öffentliche Ordnung wieder hergestellt werden..." (Quelle: Deutsche Welle, 31.1.2016)

"Ein UN-Bericht kritisiert die seit 2015 andauernde systematische Zerstörung von Siedlungen und Städte mit überwiegend kurdischer Bevölkerung. Er wirft der Türkei massive Menschenrechtsverletzungen vor: Folter, Gewalt, Mord und Vertreibung. Rund 355.000 Menschen seien im Südosten vertrieben worden. Durch Enteignungen und städtebauliche Veränderungen wie zum Beispiel in Diyarbakir-Sur, erzwingt die Regierung einen ethnischen, sozialen, kulturellen und demografischen Wandel in der Region.... Mehr als ein Drittel der Altstadt ist schon abgerissen, die Bewohner vertrieben. Satellitenaufnahmen zeigen das Ausmaß der Zerstörung. Eine seit 4000 Jahren besiedelte Stadt mit einer spezifischen Kultur geht unter. ... Das Militär griff die Bevölkerung mit Panzern, Mörsern und anderen schweren Waffen an. Sie bombte sich durch die engen Gassen und nahm keine Rücksicht auf historische Gebäude oder Monumente. Auch die Festungsmauer, die direkter Bestandteil des UNESCO-Weltkulturerbes ist, wurde vom Militär und den Spezialeinheiten bewusst beschädigt:... In den engen Straßenzügen wurden teilweise die Häuser beidseitig abgerissen, damit das Militär und die schweren Baufahrzeuge Zugang zum Stadtteil bekamen.... Im Mai 2017 waren schon 35-40 Hektar und ca. 2500 Gebäude komplett zerstört.... 500 Familien wurde mitgeteilt, sie hätten innerhalb von zwei Wochen ihre enteigneten Häuser zu verlassen.... Wegen der Enteignungen in der Altstadt ist nicht davon auszugehen, dass die türkische Regierung diese Gebäude wieder originalgetreu aufbaut. Offensichtlich sollen die kurdische, christliche und armenische Geschichte ausgetilgt werden. "(Quelle: Telepolis auf heise online, 17.9.2017)




typische TOKI-Bauart hat nichts vom ehemaligen Flair des Quartiers


UNESCO Weltkulturerbe: 5,7 km lang und 1 750 Jahre alt


Stadtmauer von Diyarbakir






auch UNESCO Weltkulturerbe: Hevsel Bahçeleri (Hevsel Gärten)


Anschließend ging es zum südlichen Teil der gewaltigen Stadtmauer von Diyarbakir, von der man einen grandiosen Blick auf die Hevsel-Gärten hat. Die sehen zunächst gar nicht so spektakulär aus. Aber wenn man sieht, daß die übrige Umgebung eher karg als grün ist und weiß, daß es diese Gärten seit etwa 8 000 Jahren gibt, dann ändert man möglicherweise seine Wahrnehmung.


10.10.2021 * SK Amedspor - Sanliurfa SK  * 19:30 Uhr * TFF 2. Lig * Diyarbakir Stadyumu, Diyarbakir * Eintritt: 30 TRY    ***failed***

Nun sollte der eigentliche Höhepunkt der ganzen Tour folgen: Ein Heimspiel von Amedspor! Das neue Stadion lag am anderen Ende Stadt, direkt dahinter begann die Pampa. Der Ground wurde im Rahmen eines Stadion-Entwicklungsprogramm der Türkei gebaut, 2018 eröffnet und wird neben Amedspor auch von Diyarbakirspor und Diyarbekirspor genutzt.

Yeni Diyarbakir Stadyumu


Mein Taxifahrer ließ mich an der Zufahrt zu den Parkplätzen raus. Dort wies man mir den Weg zum Haupteingang. Mit Hupkonzert kamen drei PKWs angesaust, die Insassen trugen alle weiße Trikots mit der Aufschrift BARIKAT (= Barrikade). Viel war kurz nach 18 Uhr noch nicht los. Es gab ein paar Verkäufer von Schals (15 TRY), Trikots (50 TRY), Wasser und Vogelfutter.



An der Kasse verstand mich keiner und so kam mir ein freundlicher, junger Mann zu Hilfe: Süleyman, der in Freiburg mal ein Praktikum gemacht hatte, Bremen kennt und super Deutsch sprach. Ich wollte ne Karte für die ruhige Tribüne, nicht für den Fanblock :-).

Ich erzählte Süleyman, warum ich hier sei, was ich schon gesehen hatte und wohin es noch gehen sollte. Süleyman war sichtlich begeistert. Wegen meiner Sorge, wie man von hier nach dem Spiel wieder weg käme, meinte er, es gäbe genug Taxis. Man müsse nur evt. was warten. Süleymans Onkel sei Bauunternehmer und ist (oder war ?) auch bei den "Hooligans" (ich denke, er meinte Ultras). Denen von Barikat. Ob ich einen Schal von denen will? Ja, kann nicht schaden, dachte ich mir. Auch 15 TRY, gute Qualität!




Ich verabschiedete mich von Süleyman und ging in Richtung Stadioneingang. Erster Kontrollring: Kein Problem. Beim zweiten Kontrollring zückten die Leute ihre Handys, Offizielle scannten deren HES-Codes und die gingen dann rein. Ich hatte meinen HES-Code, auf Papier ausgedruckt, natürlich auch dabei. Als einer der Heinis den scannte, blinkte sein ipad rot auf und es erschien ein Kreuz auf dem Display. No!

Hä? Ein Polizist kam dazu, bestätigte das "No!" und palaverte herum. Ich palaverte zurück, aber wir verstanden uns nicht. Bis es mir so langsam dämmerte. Da war doch was?! Keine Auswärtsfans im türkischen Fußball zugelassen, wohl eine Maßnahme gegen die Ausbreitung von Corona. Davon hatte ich vor der Abreise irgendwo gehört, aber es auch schnell wieder verdrängt. Dachte, das gilt sicher nur für die Ligen 1 und 2, wo mittels des Passolig-System so ziemlich alle Personendaten von Besuchern gespeichert werden. Aber ich wollte ein Spiel der 3. Liga gucken. Bullshit!

Das ich mit meiner Vermutung richtig lag, wurde mir bald bestätigt: Der Polizist zeigte auf meinen Schal und sagte was mit Amedspor und schüttelte den Kopf. "Almanya. Borussia Dortmund. Mönchengladbach. Bayern München." Welcher Fan ich sei, wollte er wohl wissen. OK, kapiert. Auswärtige Fans bzw. Personen, die nicht im Raum Diyarbakir ihren festen Wohnsitz haben, sind hier und heute nicht zugelassen. Ich sagte es schon: Bullshit!

Zwar versuchte ich es an zwei weiteren Kontrollposten, aber das Ergebnis des HES-Checks war natürlich immer gleich. Mal gewinnt man... und heute hatte ich verloren. Einen Schuldigen gibt es nicht: Die Regeln waren so wie sie waren, ich hatte gedacht ich käme durch und musste erleben, daß es nicht so lief wie erhofft. Diese Enttäuschung rangiert nach dem verpassten Copa Libertadores Finale River - Boca 2018 in Madrid auf Rang 2 meiner größten Flops. Dachte kurz nach, ob Süleyman mir helfen könnte, aber ich verwarf den Gedanken schnell wieder. Ich war ziemlich frustriert und wollte nur noch weg. Ab ins nächste Taxi und zurück nach Sur.

Sonne, Mond und keine Sterne...


Hätte ich zurück geben können. Hab ich natürlich nicht.


Auf dem Hotelzimmer überfiel mich eine bleiernde Müdigkeit. Dennoch lief ich eine kurze Runde durch Sur, um runterzukommen. Bullshit! Blieb mir zu hoffen, daß sich drei Tage später in Mardin diese Katastrophe nicht wiederholen würde. Das Spiel in Mardin war 4. Liga, genau die gleiche wie in Şanlıurfa. Und da hatte es ja auch keinen HES-Mist gegeben. Ein banges Warten begann...


Durchs wilde Kurdistan (1) Zweiter Teil