"Wenn Du ein Land kennenlernen willst, gehe nicht zu den Ausgrabungsstätten, sondern in die  Tavernen." Das habe er so oder so ähnlich einmal gelesen. Michael Höller hat den Spruch nur  etwas abgewandelt und ihn zu seinem Lebensmotto gemacht: "Statt Tavernen sind es bei mir eben Stadien."[Allgemeine Zeitung / Rhein Main Presse, 1.8.2015]

zum Fußball 2017 (2)



zum Fußball 2017 (1)

Überwucherte Stehplätzränge an historischer Stätte.


Tribüne des Stadion Landhof, Basel


Im Stadion Landhof, nur einen kurzen Spaziergang vom Badischen Bahnhof Basel entfernt, gibt es schon länger keinen offiziellen Fußballspielbetrieb mehr. Seinem Spieltrieb kann man hier, vorausgesetzt man ist Kind, dennoch nachkommen, denn das Gelände ist ein offizieller Spielplatz. Wer von der Peter-Rot-Straße kommt und zwischen den vier- bis fünfstöckigen Häusern hindurchgeht, passiert ein Tor mit der Aufschrift "Landhof KIDDZ". Das offzielle Tor dahinter kündigt an, daß dieser Spielplatz nach 22 Uhr geschlossen wird. Offiziell passiert das wohl schon länger nicht mehr, denn auch das Tor ist - genauso wie die dahinterliegenden Stehränge, von Grün überwuchert.

Ich kann frei auf dem Gelände herumlaufen und Fotos machen. An der alten Tribüne pinseln irgendwelche Aktivisten Protestplakate gegen einen Chemie- konzern. Eine Frau fragt mich, ob ich mich dafür interessiere. Ich winke ab und erzähle lieber von meiner Leidenschaft für Lost Grounds. Das hier an dieser Stelle 1908 das erste deutsche Fußball-Länderspiel (gegen die Schweiz, 3:5) stattfand, weiß die Tante nicht. Aber schon, daß die Schweiz am Vortag 2:0 auf den Schafsinseln gewonnen hat. Immerhin.

Es gab Pläne, das Stadion abzureißen und das Gelände anderweitig zu nutzen. Aber den Ökos in der Gegend ist es zu verdanken, daß es erstmal so bleibt wie es ist. Schön! So kann das Stadion Landhof auch weiterhin als Stätte für Pilgerer, die das Besondere hier suchen, seine Funktion erfüllen.

Hide Away mit Vogelhäuschen auf den Stehrängen des alten Landhofs.



10.6.17 * FC Schaffhausen - FC Neftingen   2:1 * 14:30 Uhr * C-Junioren, Meisterschaft * Stadion Breite, Schaffhausen * Zuschauer: 40 * Eintritt nix * Anreise: mit der Bahn zu 26,25 EUR *

Vorstadt, Schaffhausen
Restaurant Falken.


Rheinfall von Schaffhausen (Blick von Schloss Laufen)


Um die Mittagszeit treffe ich in Schaffhausen ein und absolviere mit dem Besuch des (zugegebenerweise wirklich äußerst beeindruckenden) Wasserfalls das touristische Pflichtprogramm, ohne aber in Blicke von Aussichtsplattformen oder gar Kombi-Rheinfall-Bootstouren zu investieren.

Der Main Act steigt erst am Abend und so entschließe ich mich, vom Bahnhof zum Stadion Breite zu latschen, dem der FC Schaffhausen im Dezember 2016 den Rücken gekehrt hat, um in den neu errichteten LIPO-Park umzuziehen. Der Fußweg führt bald eine bemerkenswert enge und vor allem steile Gasse den Berg hinauf, die in der Vergangenheit sicher alle Auswärtsfans genommen haben, die mit der Bahn ankamen und auf den Bus verzichteten.

In der Sommerhitze male ich mir aus, wie gut diese Stelle für die Schaffhauser Hools geeignet gewesen sein muß, den Gegner einzukesseln und den Berg runter zu boxen. Ob es aber überhaupt Hools in Schaffhausen gibt und ob dieser Pfad jemals eine blutige Nase gesehen hat - keine Ahnung.

Allee der Blutigen Nasen? Vielleicht?!


Namenloser Ballspieler.


Keine Filmkulisse aus der Vorkriegszeit.


Als ich dem Stadion Breite näher komme, weiß ich gar nicht genau, was mich erwartet. Sind die Eingänge mit dicken Eisenketten verriegelt, um "Diebe und Vandalen" abzuhalten? Oder sind bereits die Abrissbagger vorgefahren? Kann man überhaupt noch etwas von dem Ground, in dem der FC Schaffhausen 66 Jahre lang kickte, erkennen?

Weder, noch! Und meine Freude ist groß, daß nicht nur die Tore offen sind, sondern auf dem Rasen sogar gespielt wird. Immerhin 40 Zuschauer haben sich eingefunden, um die C-Junioren des FCS bei einem Meisterschaftsspiel zu unterstützen. Ja, wie geil ist das denn? Als der Schiri irgendwann pfeift und ich feststelle, daß jetzt nicht Schluß ist, sondern nur die Halbzeit beginnt, recke ich gedanklich die Becker-Faust! Jepp! Kann ich diesen netten Ground doch unverhofft nach den für mich gültigen Regularien nach Spielende als "gehoppt" bezeichnen! Für einen 08/15-Kunstrasenplatz hätte ich mir dieses Vergnügen natürlich gespart!

Gegengerade.


Schattige Tribüne - Stadiongastronomie geöffnet!


Offensichtlich der ehemalige FCS-Ultra-Bereich.




10.6.17 * FC Büsingen - FC Phönix Seen II   3:2 * 18:30 Uhr * 3. Liga FV Region Zürich  - Gruppe 5 * Stadion Kirchberg, Büsingen * Zuschauer: 40 * Eintritt: nix * An- und Abreise im Bus zu je 4,70 CHF ab Bahnhof Schaffhausen * ÜmF: Jugendherberge Schaffhausen zu 38,60 CHF *

Werbung im Bus: Knapp 10 EUR für ne Klobürste....?


Büsingen: Für Deutschland ne Exklave, ...


...für die Schweiz ne Enklave.


Der FC Büsingen ist einzigartig - so behauptet es der Verein, und so ist es tatsächlich. Als einziger Club in Deutschlands einziger Exklave spielt der FC Büsingen aufgrund seiner geografisch besonderen Lage in der Schweizer (siebten) Liga mit und ist Mitglied im Schweizer Fußballverband.

2015 bin auch ich auf diesen Umstand aufmerksam geworden. In diesem Jahr nämlich beriet das FIFA-Exekutiv-Komitee darüber, ob der FC Büsingen auch Mitglied im DFB (bzw. genauer gesagt im Südbadischen Fußballverband) werden könne. Wenn es um Fördergelder geht, ging der Club meist leer aus. Aus der Schweiz gab es nichts, da der Ort keinem Kanton zugehörig ist. Steuern zahlt der FCB zwar in Deutschland, aber von dort gab es auch kein Geld, da der Verein nicht dem DFB angehört. Der FC Büsingen wollte weiterhin in der Schweiz mitspielen, brauchte aber dennoch Fördergelder für Platz und Vereinsheim. Daher beantragte der Club zusätzlich die Aufnahme in den DFB. War man sich in Europa bis hoch zur UEFA einig, den Antrag zu befürworten, schmetterte die FIFA ihn ab.


Vermutlich mehr Symbolcharakter als tatsächlicher Nutzen?!


Wieso es überhaupt dazu kommen konnte, daß es ein von der Schweiz umzingeltes Stück Deutschland gibt, ist ein ziemlich verworrener und komplexer mittelalterlich-absurder Vorgang, in dem natürlich auch die Kirche mitmischte. Es lohnt sich, bei wikipedia mal nachzulesen!





Von Schaffhausen fährt man im Omnibus nur schlappe 12 Minuten den Rhein entlang und man ist am Ziel. Irgendwo vermute ich die Ortsmitte und steige aus. Der Ground liegt am Ortsende etwas außerhalb auf einer Anhöhe, die Kirchberg genannt wird. Die meisten hier herumgurkenden Autos haben das Kfz- Kennzeichen BÜS-A . Es gibt auch nur BÜS-A, d.h. mehr als 999 Autos sind hier nicht zugelassen. Für knapp 1 500 Einwohner sollte das auch langen. Mir gefällt das ruhige Kaff.

Kirche St. Michael, Büsingen
Kunstrasen.

Eine Stunde vor Anpfiff ist auf dem Platz noch nix los, also kann ich den Kirchberg erklimmen. Offensichtlich hat es der FC Büsingen trotz der abgelehnten DFB-Mitgliedschaft geschafft, an Geld zu kommen: Im März 2017 wurde der neue Kunstrasenplatz eingeweiht. Ansonsten stehen auf dem Gelände nur noch zwei Container (für Material und Getränkeausschank) und... etwas einsam und verlassen auf dem Autoparkplatz... die 1,44 m² große sanitäre Anlage. Die hat es in sich: Beim Versuch sich die Hände zu waschen, bekommt man eine Ganzkörperdusche gleich mit verpasst.

Die Preise haben es in sich: Getränke 0,3 l zu 3,50 CHF; 0,5 l zu 5 CHF. Ja, in diesem Deutschland wird mit dem Schweizer Fränkli gezahlt. Eine Grillwurst mit Kartoffelsalat hätte mit 9 CHF zu Buche geschlagen. Da verzichte ich lieber drauf. Eine Salmonellen-Infektion bei nur einem Klo ist mir zu riskant.

Kein Plastik-Club: FC Büsingen.
Hochdruck-Locus!

Ich drücke natürlich dem rot-weißen FCB die Daumen. Im letzten, sportlich bedeutungslosen Saison-Heimspiel ist der FC Phönix aus Winterthur zu Gast. Die Blauen können zweimal in Führung gehen, doch Büsingen schafft jedesmal den Ausgleich. Dramaturgisch geschickt in der absolut letzten Sekunde des Spiels platziert, landet nach einer Ecke ein Kopfball der Büsinger platziert in Pfostennähe im Phönixer Netz! Sieg für den FCB! Olé!



Eine halbe Stunde nach Abpfiff bringt mich Bus 25 wieder in die Schweiz. Die Nacht verbringe ich in der Jugendherberge Schaffhausen, als einziger Gast im 10-Bett-Zimmer. Passt!



11.6.17 * FK Beograd Basel - FC Allschwil   0:9 * 11:00 Uhr * 3. Liga FV Nordwestschweiz - Gruppe 2 * Platz 3 Sportzentrum Rankhof, Basel * Zuschauer: 8 * Eintritt: nix * Anreise: mit der Bahn zu 15,35 EUR ab Schaffhausen, Abreise: mit der Bahn zu 29,90 EUR ab Basel Bad Bf *

Auf der Rückfahrt passt mir noch ein Kick in Basel gut ins Programm und der Rankhof ist vom Badischen Bahnhof Basel in gut 20 Minuten per Pedes erreichbar. Das nicht im Stadion Rankhof selbst, sondern nur auf einem Nebenplatz gespielt wird, hätte ich mir ja fast denken können. Was mich aber dann doch sehr, sehr überrascht, ist die Zuschauerzahl.

Bei Spielbeginn zähle ich wieder und immer wieder und es werden einfach nicht mehr. Da nebenan Horden von Bambinis kicken, laufen auch etliche Familien, Papis, Omis, Mütter, Tanten und Opas vorbei. Also lasse ich mindestens fünf Minuten mein geschultes Auge über die Leute streifen, die sich am Seitenaus versammelt haben und checke ab, wer von denen tatsächlich nur für DIESES Spiel gekommen und nicht zum Kreis der Mannschaftsbetreuer oder ähnliches gehört. Ich komme auf sieben! Plus meiner Wenigkeit gleich acht. Und die zweiundzwanzig Akteure machen mir wirklich die Freude, an diesem Tag gleich zwei Rekorde verbuchen zu können:

1. Mehr Tore gesehen als Zuschauer gezählt!

2. Fußballspiel mit der geringsten Zuschauerzahl ever. In Estland oder San Marino hätte mich das nicht überrascht, aber in Basel, in der Schweiz?

Der Mann hinter der 5 ist einer der Linienrichter.


Maiumzug in Kerpen-Buir.
Geisterdorf Morschenich.


28.5.17 * SV Morschenich - SV Schwarz-Weiß Huchem-Stammeln II   7:2 * 15:00 Uhr * Kreisliga C, Staffel 3, Düren * Sportplatz Ludwig-Rixen-Straße, Merzenich-Morschenich * Zuschauer: 10 * Eintritt: nix * An- und Abreise: mit der Bahn zu 19,20 EUR und auf m Fahrrad *

Während sich die Braunkohlebagger des Tagebaus Hambach schon auf Sichtweite herangefressen haben, wird in Morschenich noch gespielt. Von den einst 493 Einwohnern leben aber nicht mehr viele im Ort. Die meisten Häuser sind verlassen und verrammelt.

Schon 2016 hatte ich hier mal vorbei geschaut, mich aber dann für ein Spiel im benachbarten Manheim entschieden, das das gleiche Schicksal erwartet wie Morschenich. Nun also die Rückkehr an diesen ungewöhnlichen Ort.

Bandenwerbung 2016...
...und, etwas bearbeitet, 2017.


Sportlich ging es um nichts mehr. Bei brütender Hitze kickten die Gäste, als wären sie gerade von der feucht-fröhlichen Maiparade im nachbarschaftlichen Buir gekommen. Drei Gegentore in vier Minuten, direkt nach der Pause. Ich überlegte, ob ich jemals eine schlechter spielende Mannschaft gesehen hab als die Zwote aus Huchem-Stammeln. Glaube nicht!

Mein persönlicher Held des Tages: Schiri Dieter Fuchs! Während er den Spielern zwischendurch Trinkpausen gönnte, blieb er eisern in der Spielfeldmitte stehen. Schätzte sein Alter jenseits der 60 und ich fand es bewunderswert, wie er sich von den hohen Temperaturen nichts anmerken ließ.

Den Werbespruch des baggernden Energiekonzerns "voRWEg gehen" hat man an der Bande etwas umgestaltet... An der Rixen-Straße ist im Dezember 2017 Ende Gelände. Der sportliche Umzug nach Morschenich-Neu steht an.

Seltener Konter zum 2:6.
Die Fußballschuhenbirke am Vereinsheim.


An der Rixen-Straße ist im Dezember 2017 Ende Gelände. Der sportliche Umzug nach Morschenich-Neu steht an.

Wo ich nun schon mal mit dem Fahrrad da war, wollte ich die Gelegenheit nutzen, mir im 15 km entfernten Düren das Jugend-Stadion von Schwarz-Weiß Düren anzuschauen. Wie ich dieses geile Stadion unweit meiner Heimatstadt all die Jahre übersehen konnte, verstehe wer will! Bei gXXgle-map sah es fast so aus, als würde hier keiner mehr spielen. Aber doch, es wird noch: Nächste Saison sogar in der Landesliga. Jemand im Biergarten der Stadionkneipe informierte mich, daß den Jungs gerade vor ein paar Minuten der Aufstieg gelungen sei (durch ein fulminantes 4:3 bei den Sportfreunden Düren) und daß ich - der sicher so ein Stadionsammler sei (Richtig !) - ruhig reingehen könne, um mir alles anzuschauen. Und was soll ich sagen? Der Ground ist eine wahre Perle, wie man sie in Deutschland nur noch selten zu sehen bekommt! Ein Besuch hier 2017/18 ist ein Pflichttermin!

Radrennbahn im Jugend-Stadion.


Viel bekannter als das Jugend-Stadion war mir natürlich die Westkampfbahn vom GFC Düren 99, die ich mir zu guter letzt auch noch erradelte. Erinnere mich gerne daran, wie die Hausherren hier 2004 dem Favoriten Fortuna Düsseldorf eine peinliche Niederlage beibringen konnten.

Die Westkampfbahn hat definitiv die älteste, noch bestehende Holztribüne eines deutschen Fußballstadions (Quelle: "Es war einmal ein Stadion..." von W. Skrentny). Leider sieht diese nach einer notwendig gewordenen Renovierung 2011 gar nicht mehr besonders alt aus. Schade! Für meinen Geschmack rangiert das Jugend-Stadion, wenn auch etwas jünger, in der Charme-Tabelle weit vor der Westkampfbahn.

Die älteste Holztribüne in einem deutschen Fußballstadion!


Westkampfbahn Düren 1919


23-facher Nationalspieler Georg Stollenwerk von der SG Düren 99


Freundschaftsspiel 2002: Die Bayern vergißt man so schnell nicht...!


5.5.17 * Bayern München - SV Darmstadt 98  1:0 * 15:30 Uhr * Bundesliga * Allianz-Arena, München * Zuschauer: 75 000 * Eintritt: 35 EUR x 2 * An- und Abreise: mit der Bahn zu 90,65 EUR * ÜF im ibis budget Hotel Muenchen City Süd zu 55,60 *





Premiere! Erster Besuch eines Bayern-Spiels (in der Halle zählt nicht) mit Sohnemann Martin (5). Nach Ankunft in München unternahmen wir zunächst einen Abstecher nach Trudering, wo an der Unglücksstelle des ManU-Flugzeuges 1958 inzwischen ein Gedenkstein aufgestellt und die Straßengabelung in Manchesterplatz getauft wurde. Der Kleine wollte genau wissen, wie es zu dieser Tragödie kommen konnte. "...da lag viel Schneematsch auf der Startbahn und der hat das Flugzeug (unerwarteterweise) abgebremst. Am Ende der Startbahn war es zu langsam, um abheben und zu schnell, um noch abbremsen zu können....". So erzählte ich es ihm und so muß es wohl gewesen sein.

Dann fuhren wir nach Fröttmaning raus, um die Arena des berühmten FC Bayern München zu entern. Weil ich dem Kleinen kein Stehen in der Südkurve zumuten konnte, gab ich meine zwei Südkurvensteher ab und kam über Umwege zu 2x Nordkurve Oberrang Kat. 4. Kaum hatte Martin den Verlust seines Apfelsaftes an der Taschenkontrolle überwunden, gab es für Papa einen Schock: Beim Scannen der Tickets zeigte das Display plötzlich "Zweitmarkt" an und das Drehkreuz bewegte sich keinen Millimeter. Wir wurden gebeten, uns mit unseren Karten beim Servicecontainer zu melden, der nur ein paar Meter weiter stand. Was ich schon ahnte, wurde dann zur Gewißheit: Unsere Karten waren inzwischen vom ursprünglichen Käufer über den offiziellen Ticket-Zweitmarkt des FCB wieder verkauft worden und somit für uns ungültig. Ach Du Scheiße, wie war das nur möglich?

Der nette Mann am Schalter fragte mich, ob er uns die Ungültigkeit der Karten bestätigen solle und händigte mir ein entsprechendes Schreiben aus. Hätte ja auch durchaus sein können, daß ihm scheißegal ist ob man reinkommt oder nicht, weil man die Karten nicht über einen offiziellen Verkaufskanal erstanden hat. Das war bei mir so, wenn auch nicht über ebay o.ä.  Nun sah ich uns schon zurück zur U-Bahn laufen, um die dort herumschwirrenden Schwarzmarkt-händler wegen Tickets anzuhauen. Dann hätten wir es garantiert nicht mehr bis zum Anpfiff pünktlich ins Stadion geschafft. Horrorszenario! Stattdessen aber bekam ich auf Nachfrage und nach einigen Telefonaten des Schaltermanns doch glatt noch zwei Sitzplätze Kat. 1 (einer gar zu 50% errmäßigt) aus- geschrieben. Der FC Bayern ist ja schon ein geiler Verein!



Das Spiel war ein richtiges Kackspiel, an dessen Ende die Bayern gewonnen (das mit der Meisterschaft war schon vorher klar) hatte und Darmstadt einen Elfer verschossen und abgestiegen war.

In der Südkurve waren für Fußballverhältnisse recht politische Transparente zu lesen. Ich werde wohl nie verstehen, wie man einerseits Polizisten als Schlägertrupps in Grün bezeichnen kann und sich dann noch um die Bürgerrechte im Lande sorgt. Ich denke, es ist ein Bürgerrecht, daß motivierte Polizisten spinnerten Gewalttätern in und um Fußballstadien kräftig auf die Mütze hauen. Und wenn die Polizisten mal übermotiviert sind... warum nicht?! Fanblöcke in rechtsfreie Räume zu verwandeln ist eine "Freiheit", über die ich nur den Kopf schütteln kann. Das muß echt weh tun!

...und sinnfreie "politische" Spruchbänder.



"Wir sind Meister!" In seinen fünf Lebensjahren war es nie anders!


Sonntags Besuch im Deutschen Museum und, dank der netten Fräuleins von der DB-Kinderbetreuung, entspannte Heimfahrt.

Ach ja, das mit den ungültigen Eintrittskarten war ein "Irrtum" des Verkäufers. Er hat zweifelsfrei dargelegt, daß er mich nicht übers Ohr hauen wollte und hat mir die teureren Kat. 1 bezahlt. Alles gut! Nur der FCB!


30.4.17 * TV Herkenrath - FC Wegberg-Beeck   0:2 * 15:30 Uhr * Verbandsliga Mittelrhein * Stadion Braunsberg, Bergisch Gladbach * Zuschauer: 250 * Eintritt: 7 EUR * An- und Abreise: im Auto meiner Frau zu was für 12 km Diesel halt kostet



Mit Verspätung Spiel Nr. 900. Dazu ging es ins 6 km entfernte Herkenrath, einem dörflichen Stadtteil meiner Heimatgroßstadt Bergisch Gladbach. Und das erstmals im Auto meiner Frau mit ihr am Steuer und den kleinen Nachwüchsen im Gepäck. Also eher ein Familienausflug denn ein Hopping-Abenteuer. Es trafen der 2. und 3. der Verbandsliga Mittelrhein aufeinander. Von diesem Spitzenspiel und auch von dem ganzen Drum und Drann am Braunsberg hätte ich mir mehr versprochen. Revisit zu 99% ausgeschlossen.

Blick auf die Bucht von Kotor


An-und Abreise mit 3 Personen: Bergisch Gladbach <-> Berlin-Schönefeld mit der Bahn zu 99,50 EUR * SXF <-> Podgorica TGD mit Ryanair zu 328,38 EUR * 1x Ü in Pension Schwalbenweg, Berlin zu 57 EUR * 7x Ü in Apartment Center Kotor zu 315 EUR *

Manche Länder sind widerspenstig und lassen einen nicht so einfach einen Länderpunkt machen. Montenegro gehört nicht dazu. Es ist auf meine eigene Unaufmerksamkeit zurückzuführen, daß ich hier einen zweiten Anlauf brauchte: 2016 den Zug verwechselt und so den Flug verpaßt.


Ostrvo Sveti Đorđe

Mit meinen zwei Großen im Schlepptau ging es für eine Woche in den Osterferien nach Kotor, einem einmalig schönen Örtchen, daß sich tief in einer fjord-ähnlichen Bucht versteckt und leider doch von den großen Kreuzfahrtschiffen gefunden wird.


15.4.17 * Lovcen Cetinje - Iskra Danilovgrad   0:0 * 16 Uhr * 1. Liga * Stadion Obilića Poljana, Cetinje * Zuschauer 400 * Eintritt nix, sonst 1 EUR * An- und Abreise ab Kotor: Hin mit dem Bus zu 5 EUR, Rück als Mitfahrer von Sebastian für umsonst *

Paul und Pia hatten erwartungsgemäß keine Lust, mich zum Hoppen nach Cetinje zu begleiten. Aufgrund eines merkwürdigen Mittaglochs in den Busverbin-dungen blieb mir nach dem Ausschlafen nur noch der Bus, der knapp ne Viertelstunde nach Spielbeginn in Cetinje ankommen sollte. (Übrigens fahren in Wirk- lichkeit noch viel weniger Busse, als es einem das Internet verspricht.) Ein Taxifahrer wollte für die Strecke Kotor -> Cetinje 40 EUR haben, das aber lag deutlich über meiner Schmerzgrenze. Überhaupt ne komische Sache, daß Montenegro und der Kosovo als offizielle Währung den EUR führen, obwohl sie (noch) nichts mit der EU zu tun haben und die EU dies auch nicht so richtig toll findet. Politik!

Beim Warten auf den 14:49 Uhr-Bus ging ich in der/die/das Kafana FK Bokelj, offensichtlich eine Art Vereinskneipe des örtlichen Erstligisten. Viele alte, teils historische Mannschaftsfotos an der Wand zeugten - neben einem KSC-Wimpel - von der langen Tradition des Clubs. Ließ mir die Nationalspeise Cevapi schmecken.

Kafana FK Bokelj



Stadion Pod Vrmcem, Kotor


Der Minibus füllte sich beim Zwischenstopp in Budva völlig und so ging es vollgeladen mit herrlicher Aussicht die steile Küstenstraße in Richtung Cetinje hoch. Die kleine Stadt, bis 1918 Hauptstadt von Montenegro und auch heute noch Sitz des Präsidenten, liegt auf 670 m über NN und somit 3 m höher als - man staune - Madrid, meinem bisherigen Spitzenreiter in Europa. Wegen reger Bautätigkeit an den Straßen durchs Gebirge gab es die ein oder andere längere Rotphase zu überstehen und so hatte ich bei der Ankunft Verspätung.



Von Weitem schon konnte ich Leute auf den Mauern des Stadions sehen, die das Spiel verfolgten. Knapp eine halbe Stunde nach dem Anpfiff war ich endlich am Ground. Dort lief mir Sebastian über den Weg, der mit Freundin Urlaub auf dem Balkan machte und sich rein zufällig ein paar Tage parallel mit uns in Kotor aufhielt. Am Abend zuvor hatten wir uns für dieses Spiel verabredet.

Am Eingangstor lagen hunderte Papierschnipsel herum, die nach abgerissenen Eintrittskarten aussahen. Uns wollte man aber keine mehr geben, weswegen wir zwar umsonst reinkamen, aber uns unsere Tickets für die Sammlung vom Boden klauben mußten.

Stadion Obilića Poljana, Cetinje


Der Ground Obilića Poljana ist so ungewöhnlich wie einmalig: Die Tribüne besteht aus großen Betonstufen, auf die blaue Plastiksitzschalen montiert sind. Tritt man (versehentlich) auf eine, so zerspringt diese in tausend Teile, weswegen es schon deutliche Lücken in der Bestuhlung gibt. Oberhalb der Betonstufen zeugt nur noch das Gerippe eines Unterbaus davon, daß die Tribüne ursprünglich mal größer (und evt. aus Holz ?) gewesen sein muß. Auch von hier hatte man eine prima Sicht auf das Spielfeld. Hinter einem der Tore steht vor einem Wäldchen eine Art Denkmal unbekannten Anlaßes. Tippe auf den 1. Weltkrieg.

Ein grüner, teilweise schon deformierter Zaun soll wohl die einheimischen Fans im Zaum ...ähm Zaun halten. Die Gäste standen uns in einem niedlichen Quadrat zusammengefercht gegenüber. Der Anblick dieser Ultras passte so gar nicht in die sie umgebende Berglandschaft. Voll beflaggt wurde hier lautstark supportet.

Für die Unterstützung des FK Lovcen (so heißt nicht nur der Club, sondern auch ein Berg und ein Nationalpark) hatten sich weder Ultras noch andere Leute in Fanklamotten eingefunden. Auch konnte kein Vereinsschal gesichtet werden. Wie Wochen zuvor in Bosnien erlebt, gab es im Ground nichts ess- oder trinkbares zu kaufen. Dafür gab´s wenigstens auch keine Klos. Wozu auch?!



Ein kleiner Hund bespaßte zwischendurch das Publikum, in dem er dem Linienrichter zeitweise hinterher hoppelte. Leider hat man das Tierchen eingefangen und ausgesperrt. Die Stimmung war prima, das Spiel für mich OK. Lovcen, obwohl in der Tabelle hinter Iskra positioniert, machte mehr Druck und hatte mit einem Lattenknaller auch die einzige 100%ige Torgelegenheit zwischen der 30. und 90. Minute. Es blieb beim 0:0, was die Gäste aus Danilovgrad zum Anlaß nahmen, mit ihren Fans abzufeiern. Für Lovcen war das Remis wohl weniger attraktiv, von Freude keine Spur.

Nach einer kurzen Besichtigung der Fußgängerzone Cetinjes mit seinen alten, ehemaligen Botschaftsgebäuden konnte die knapp zweistündige Rückfahrt nach Kotor beginnen. Das erlebte Spektakel war eines Länderpunktes durchaus würdig!

Ehemalige Französische Botschaft, Cetinje
Blick auf´s Mittelmeer Nähe Budva



16.4.17 * FK KOM Podgorica - FK Cetinje   x:x * nicht um 18 Uhr * 2. Liga * Stadion Zlatica (weder im alten noch im neuen) * Eintritt: hatte sich erübrigt * An- und Abreise von Kotor: Hin im Bus zu 7,50 EUR und 2 EUR für n Taxi, Rück im Taxi zu 40 EUR (für 93 km) *

In der festen Absicht, am Abend um 18 Uhr Spiel Nr. 900 zu sehen, startete ich 13.55 Uhr mit dem Bus in Kotor. Strecke wie am Vortag über Budva und Cetinje. Nur diesmal gab´s statt Aussicht nebelbedingte Sichtweiten von teilweise unter 5 m. Da fiel es leichter, die hunderte Meter tiefen Schluchten am Straßenrand zu ertragen.

Blick auf´s Mittelmeer Nähe Budva
Platte in Podgorica


Keine Werbung für "The Walking Dead", sondern ein Anti-NATO-Plakat
Fluß Morača
König Nikola I.


Podgorica präsentierte sich an diesem Ostersonntag ziemlich trist und leer. Ich lief durch Plattenbausiedlungen und grüne Parkanlagen, um dann das Stadion pod Goricom zu spotten.

Stadion pod Goricom, Podgorica


Als ich dort ankam, öffnete der Himmel alle Schleusen und es blitzte und donnerte fast unaufhörlich. Ich flüchtete in ein Café im Stadion und hoffte auf ein Nachlassen des Regens. Vergeblich. Um 18.10 Uhr kapitulierte ich und lief mit einem kurz zuvor erstandenen 4,97 EUR-Schirm in den Regen, wo ich ein Taxi aufstöberte, das mich zum Stadion Zlatica bringen sollte.

Im Stadtteil Zlatica angekommen, deutete der Fahrer auf die rechte Seite der Straße: "...hier ist der neue Platz von KOM...". Da spielte aber niemand! "...und hier...", etwa 200 m weiter, "...ist das alte Stadion!". Mir schwante übles. Trotzdem stieg ich aus, der Regen war mir jetzt egal geworden.

Das alte Stadion sah danach aus, als ob hier mindestens seit einem halben Jahr nicht mehr gespielt wurde: Keine Tornetze, grasüberwucherte Steinstufen und eine exponiert positionierte, baufällig aussehende Minitribüne. Ich schloß diesen LOST GROUND direkt in mein Herz!

Stadion Zlatica (alt)


Sachbeschädigung von Budućnost-Fans


Rüber zum neuen Stadion, vielleicht würde ja auf einem Nebenplatz gekickt?! Als ich dort einlief, stapfte einsam der Platzwart über den Rasen und meinte, das Spiel wäre schon zu Ende, 2:0 hätte KOM gewonnen. Wenn ich es von seinen Fingern richtig abgelesen habe, war der Anpfiff für die Partie schon um 14 Uhr gewesen! Dreck....!

Stadion Zlatica (neu)


Ob ich diese Hopperpleite hätte verhindern können, wenn ich etwas mehr recheriert hätte... wer weiß?! Allein die späte Anstoßzeit hätte mich in Verbindung mit den in Montenegro eher spärlich verbreiteten Flutlichtanlagen stutzig machen können. So fuhr ich sickenass und voller Frust die 93 km in einem vorbestellten Taxi nach Kotor zurück. Die unterwegs eintreffende SMS von Sebastian, er gucke gerade in Albanien ein Erstligaspiel, konnte mich nicht wirklich aufheitern.

Ein Ground = Länderpunkt mit nur 60 gesehenen Spielminuten geht zwar konform mit meinen eigenen Regularien und so muß ich mir diesen aufgrund des nicht gesehenen zweiten Spiels nicht aberkennen. Aber eine Rückkehr ins schöne Montenegro sollte mal drin sein!

Impressionen aus und um Kotor, Montenegro





Tasse "Deutsch", zu haben am Flughafen Podgorica



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