"Wenn Du ein Land kennenlernen willst, gehe nicht zu den Ausgrabungsstätten, sondern in die  Tavernen." Das habe er so oder so ähnlich einmal gelesen. Michael Höller hat den Spruch nur  etwas abgewandelt und ihn zu seinem Lebensmotto gemacht: "Statt Tavernen sind es bei mir eben Stadien."[Allgemeine Zeitung / Rhein Main Presse, 1.8.2015]

zum Fußball 2017 (1)

2.4.17 * FC Windhagen 1923 - 1. FC Gummersbach II   7:4 * 14:30 / 15:00 Uhr * Kreisliga D - Kreis Berg * Sportplatz Hückeswagener Straße, Gummersbach * Zuschauer: 20 * Eintritt: frei * An- und Abreise: mit der Bahn zu 15,60 EUR

Auch nach knapp 900 besuchten Spielen gibt es immer noch Superlative zu feiern:

- das verrückteste Ergebnis


- die ungewöhnlichste Stehtribüne


- die nervigste Heimtorjubelmaschine mit Rundumleuchte

- erstmals Einblick in die Mannschaftstaktik bekommen (war auf der Tür zum Herren-WC aufgeklebt)

- Highlight: das coolste Stehpinkler-Gedicht am Pissior


19.3.17 * Borussia Mönchengladbach - Bayern München  0:1 * 17:30 Uhr * Bundesliga * Borussia-Park, Mönchengladbach * Zuschauer: 54 014 (ausverkauft) * Eintritt: 47,50 EUR * An- und Abreise: S-Bahn und Auto zu 3,25 EUR






Kultobjekt: Ein Schwebebahnwagen am Rauental.

12.3.17 * SC Breite Burschen Barmen - SV Jägerhaus-Linde II   0:6 * 12:00 Uhr * Kreisliga B, Wuppertal * Sportplatz Rauental, Wuppertal * Zuschauer: 20 * Eintritt: nix * An- und Abreise: mit NationalExpress und Schwebebahn zu 22,80 EUR

Schwebebahn erreicht ihre Endstation


Die neue, ungewöhnliche Tribüne des Kreisligisten mit dem nicht weniger ungewöhnlichen Namen lockte nach Wuppertal. Mit meinem kleinen Martin gestal- tete ich die An- und Abreise dem Anlaß entsprechend mit dem zweifachen Abfahren der kompletten Schwebebahnstrecke Vohwinkel <-> Oberbarmen. Die Niederrheiner mdx und Hertie sowie "Eintracht auf Kölsch"-Holgi wollten auch die Schwebebahn inspizieren (leider noch geschlossen), so daß man diese kuchenessend und weißbiertrinkend in der Sonne fläzend antraf. Gemütlicher Frühnachmittag!

Wieso heißen wir so? bei Fußball.de


26.2.17 * Hannover 96 - Arminia Bielefeld   2:2 * 13:00 Uhr * 2. Bundesliga * HDI-Arena, Hannover * Zuschauer: 36 700 * Eintritt: 20 EUR für n Sitzplatz * Anreise: per Bahn mit dem "Schönen Wochenende-Ticket" zu 40 EUR






 

18.2.17 * FC Viktoria Köln - Rot-Weiß Essen   2:1 * 14:00 Uhr * Regionalliga West * Sportpark Höhenberg, Köln * Zuschauer: 2 115 * Eintritt: Vater & Sohn zu 20 EUR (Tribüne) * Anreise: ÖPNV zu 7,50 EUR









21.1.17 * Gibraltar Utd. - Lynx FC   0:1   (18:15 Uhr) und Glacis Utd. - St. Joseph´s FC   0:2  (20:30 Uhr) * Premier Division (1. Liga) * Victoria Stadium, Gibraltar * jeweils ca. 80 Zuschauer * Eintritt: nix * An- und Abreise: CGN -> London-STN und zurück mit Ryanair zu 73,42 EUR, Stansted -> Victoria Coach Station -> Gatwick North Terminal und zurück mit NationalExpress zu 12,45 GBP, London-LGW -> Gibraltar und zurück mit easyJet zu 68,83 EUR, Übernachtung mit Frühstück im BnB auf der Coral Jasmine Jay im Hafen von Gibraltar zu 50 GBP *



Als ich samstags am späten Vormittag die Zollkontrolle (Warum eigentlich ?) im Flughafen von Gibraltar verließ, hatte ich auf dem Weg zum 57. Länderpunkt schon zwei Flüge, 112 km Busfahrt quer durch London und eine Nacht am Gatwick Airport hinter mich gebracht. Da ich kein Auto fahren kann und ich den Aufenthalt im britischen Überseegebiet möglichst kurz halten wollte, mußte die Anreise über Großbritannien gehen. So früh im Jahr waren die Flugpreise noch moderat, also hin da!

Gibraltar wurde erst 2013 Mitglied der UEFA und gar erst 2016 Mitglied der FIFA. Hauptgrund der späten Anerkennung war wohl der Umstand, daß die Spa- nier immer noch angepisst sind, daß auf dem Affenfelsen der "Union Jack" weht. Das tut er nun schon seit 313 Jahren - während die Halbinsel in ihrer Geschichte den Spaniern nur 242 Jahre gehörte. Interessantes Detail: Die britische Eroberung 1704 erfolgte unter dem Kommando eines Deutschen (irgend- einer vonundzu Darmstadt). Im November 2016 hatte ein Schiff der britischen Marine Leuchtraketen als Warnschüsse auf ein spanisches Forschungsschiff abgeschossen, weil es in britische Gewässer eingedrungen war. Boah, sind die verkrampft.

Grenzübergang zu Spanien.

Noch friedlich in der EU vereint.

Wirklich sehr krass die Tatsache, daß die Hauptverkehrsstraße zwischen La Linea de la Conception und Gibraltar mitten über das (sehr kurze) Rollfeld des Flughafens verläuft. Landet oder startet mal ein Flieger, ertönt vorher ein lautes Signal, die Schranken werden herunter gelassen, die Fußgängerwege mit Gartentörchen geschlosssen und zu guter letzt ziehen Aufpasser antik anmutende Nagelsperren scheppernd über die Straße. Kann mir nicht vorstellen, daß das böse Menschen wirklich davon abhalten kann, mit einem größeren Fahrzeug durch die Sperre zu rasen und... ach, lassen wir das.

Blick über die Winston Churchill Avenue auf die Landebahn. Im Hintergrund die Bucht von Algeciras.

Blick in die Gegenrichtung. Direkt hinter der Ladebahn beginnt das Mittelmeer.

Flieger aus Manchester oder Bristol landet.

"Wiege der Geschichte"

Erste Annäherung an den angepeilten Ground.

Es wurde ein Aufenthalt der kurzen Wege. Flughafen, Stadion und Unterkunft liegen nämlich nicht weiter als einen knappen Kilometer voneinander entfernt. Hinter der ersten Tankstelle rechts liegt schon das Victoria Stadium. Ich ging gleich mal gucken: Es kickten bloß irgendwelche Kinder herum. Würde mich bis zum Abend gedulden, wenn die Erst-Liga-Herren aufliefen.

Meine Unterkunft am Tage.

Guter Trick, um besoffene Gäste von Bord fernzuhalten.

Für die Nacht hatte ich mir eine Kajüte auf einem Boot im Hafen gebucht. Nicht so sehr, weil ich es exotisch brauche, sondern weil es für diese Nacht die preiswerteste Möglichkeit war. Jay, der Skipper, daß mit Kumpels an Deck und es zischten die Bierdosen. Wir regelten das finanzielle und ich balancierte über die Gangway zurück ans Festland. Würde mir Landratte noch fehlen, hier ins Hafenbecken abzutauchen.

Fish & Chips und argentinische Chorizo: Mein persönliches "Falkland / Malvinas"-Menü.

Er verteidigt Sonnenliegen gegen teutonische Touristen.

Nach einem Mittagessen auf dem Grand Casemates Square latschte ich die Main Street runter. Dank der eher schlaflosen letzten Nacht hatte ich eh keinen Bock auf entdeckerische Höchstleistungen. Die Stadt erinnerte mich irgendwie an Malta bzw. La Valetta. Halt alles ziemlich touristisch. Zum Glück hielten sich die Scharen von Tagestouristen in Grenzen.





Das Ticket für eine Fahrt mit der Seilbahn auf die 412 m hohe Aussichtsplattform des "Rock" war billiger als erwartet, so daß ich mir diesen Zeitvertreib genehmigte. Die Aussicht war phantastisch. In Richtung Süden konnte man bis Afrika (geografisch) bzw. Spanien (-> Ceuta, politisch) blicken. Blicken ließen sich auch ein paar dieser für Gibraltar typischen Berberaffen, übrigens die einzigen in Europa freilebenden Affen.



Windig war es auf dem Felsen schon die ganze Zeit, aber als man dann in der Seilbahn auf dem Weg nach unten war, stoppte der Kabinenführer nach kurzer Fahrt am ersten Mast und erklärte, für die Weiterfahrt wäre der Wind zu stark und da er noch nicht sterben wolle ("Ha ha ha!") würden wir jetzt umkehren und auf noch anzufordernde Busse warten. Und wie lange würde das dauern? So halbe bis eine Stunde.... Hey, es war schon nach 17 Uhr und um 18:15 Uhr sollte unten das erste Spiel angepfiffen werden. Ich sah es schon kommen: Länderpunkt verpasst, weil wegen stürmischer Böen stundenlang auf dem "Rock" gefangen...  Nach etwa 20 Minuten Entwarnung und die Fahrt mit dem Cable Car konnte erneut angetreten werden - diesmal ging es bis ganz runter. Länderpunkt gerettet!

Ob britisch oder spanisch - ihm ist es egal!


Pünktlich um 18:15 Uhr fand ich mich auf der Haupttribüne des Victoria Stadiums ein. Es gab weder Eintrittskarten, noch Programme noch einen Stadion- sprecher noch Ordnungspersonal noch Polizei noch Sanitäter. Kann gut möglich sein, daß der Ground sogar über Nacht offensteht und jedermann hier rein und raus spazieren kann, wie er lustig ist. Aber wenigstens gab es - wie angekündigt, die zwei Spiele der Premier Division. Der Rest der 10er Liga spielt jeweils am Freitag, Sonntag und Montag - natürlich immer im gleichen Stadion.

An der Südspitze Gibraltars, am Europe Point, soll ein neues Stadion für 8 066 Zuschauer erreicht werden. Ob mit dem Bau schon begonnen wurde oder das Objekt noch in der Planungsphase steckt, kann ich nicht sagen. Da das Victoria Stadium (5 000 Zuschauer) nicht für Länderspiele zugelassen ist, spielt die Nationalmannschaft Gibraltars so lange im ca. 400 km entfernten Faro/Portugal... und natürlich nicht im benachbarten Spanien!



Die Begegnungen waren nicht sonderlich unterhaltsam. Viel lieber hätte ich - statt nur während der Pausen - in der Stadionkneipe auf zwei riesigen Bild- schirmen englische Live-Spiele verfolgt. Aber die eigenen Hopperregeln verbieten mir das überwiegende Absitzen von Spielen in Stadionkneipen (Ausnahme: Man hat einen Blick auf´s Spielfeld). Drei Törchen waren die seltenen Höhepunkte des Ballgeschiebes.

Nachher wollte ich nur noch ins Bett. Auf der Coral Jasmine angekommen, zeigte mir Jay meine Kajüte. Es war arschkalt, aber ein kleines Elektroheizöfchen sorgte für etwas Wärme. Ob gleichzeitig noch andere Gäste an Bord waren, entzog sich meiner Kenntnis. Das Boot verfügte nur über eine winzige Toilette. Zum Duschen oder für Waschungen konnte/sollte man die öffentlichen Einrichtungen beim Hafenmeister benutzen. Da war es noch kälter, so daß es mir nicht schwer fiel, auf einen Teil der täglichen Körperhygiene zu verzichten. Frostbeulen sollen ja auch nicht so gesund sein.

Spartanisch, kaum spürbarer Seegang...

... arschkalt und dank des WCs nebenan ein permanent unfrischer Geruch.

Am nächsten Morgen wachte ich gegen 9 Uhr auf und sah zu, daß ich - im wahrsten Sinne des Wortes - Land gewann. Jay schien irgendwie abwesend zu sein und so konnte ich kein Goodbye ausrichten. Ich gab mir allergrößte Mühe, beim allerletzten Passieren der schmalen Gangway nicht doch noch die aller-größte Katastrophe anzuzetteln. Gaaaanz langsaaam.....   geschafft *stöhn*!

Ausblick aus Jays Kajütenfenster.

 Frühstück - Kickstarter.

Gegen einen Gutschein von Jay gabs in einem Restaurant am Hafen Frühstück. Der hungrige Hopper mußte die Variante "Kickstarter" um die "Big Daddy"- Variante ergänzen, um sich für den Tag gestärkt zu fühlen.

Um 11:35 Uhr Ortszeit flog ich mit easyJet - laut Statistk mein 250. Flug insgesamt - wieder zurück nach Gatwick, North Terminal. Dort begann der eigent- lich nervenaufreibende Teil des Wochenendes...

Schuld an dem Stress war ich natürlich selber - und auch ein bisschen der dämlich missverständliche Fahrplan von NationalExpress. Ich bin einfach davon ausgegangen, daß JEDER Bus vom South Terminal auch am North Terminal vorbei kommt und dann in Richtung London fährt, so wie es in der Nacht auf dem Hinweg auch gewesen ist. Aber tagsüber war es eben nicht so...

Statt um 13:45 Uhr oder 14:15 Uhr begann meine Busfahrt zur Victoria Coach Station also erst um 14:30 Uhr. Bei einer durchschnittlichen Fahrtzeit von 90 Minuten blieben mir gerade 20 Minuten zum Umsteigen in Richtung Stansted. Aber am Sonntagnachmittag ist in Londons Vororten scheinbar Rushhour und der Bus stand auf seiner Strecke (u.a. am Ground des Tooting & Mitcham FC vorbei) mehr im Stau, als das er Gas geben konnte. Ankunft im Busbahnhof um 16:13 Uhr, schnell über die Straße in die Departure-Halle gesprungen, aber da waren die Türen am Gate schon zu. Mußte mich an Ordnern vorbei an den Bus mogeln, wo eine Horde aufgebrachter Franzosen den Bus stürmen wollte - der Fahrer aber alle abwies. Das lag an den Regeln für Bustickets: Man kann mit einem Ticket auch Busse eine Stunde vorher oder nach dem gebuchten Zeitpunkt benutzen - aber nur, wenn es freie Plätze gibt. Und die Franzosen hatten eine "offene Rückfahrt". Ich jedoch hatte, wie es der Zufall will, GENAU für DIESEN Bus ein Ticket... und durfte als letzter einsteigen. (Das war eine Option für den Notfall gewesen, denn eigentlich wollte ich ja früher gefahren sein und hatte für den Rückweg vorausschauend jeweils zwei Tickets pro Strecke gebucht).

Damit war ich aber noch nicht gerettet, denn natürlich ging es auch im Stadtzentrum Londons nicht wirklich vorwärts. Geplante Ankunft in Stansted: 18 Uhr. Das Gate würde um 18:30 Uhr schließen. Knapp, knapp...! Aber wenn man dann erst um 18:13 Uhr ankommt, wird es noch knapper! Ich bin gerannt wie ein Bekloppter: Durch die Sicherheitskontrollen (wenig Andrang, ein Glück !), durch den endlos geschlängelten Duty-Free-Shop und den noch endloseren, langen Foodcourt bis zur.... nein, wo war denn die Passkontrolle? Keine, tatsächlich keine! Meine Rettung! So geschah es, daß ich tatsächlich um 18:25 Uhr am Gate ankam und am Ar... war. Totalschaden! Aber egal, Hauptsache geschafft! Auf mögliche Alternativen (70 GBP für einen Flug mit Eurowings noch am gleichen Abend oder gar eine erneute Nacht am Flughafen) hatte ich überhaupt kein Verlangen! Ich bin meinem Schicksal an diesem Tag sehr dankbar!

Zum Abschluß verrate ich noch meinen Lieblingsspruch: "Wer noch nie ein Flugzeug verpaßt hat, der verbringt zu viel Zeit an Flughäfen!"

Der 250. Flug führte über andalusisches Gebirge.


Knapp, gaaaanz knapp...!