4. Tag
Hätte, hätte, hätte... ich am Morgen eine frühe Fähre nach Landeyahöfn genommen, hätte ich in Reykjavik noch irgendein Spiel sehen können. Das war jedoch keine Option für mich, da es auf Vestmannaeyjar noch genug zu erkunden gab und die Plastikgrounds in Islands Hauptstadt nun wirklich nicht der Bringer sind.
Nachdem ich vom abendlichen Spaziergang auf den Eldfell morgens mit Betonbeinen aufgewacht war, konnte ich die Besteigung des höheren und steileren Vulkans Helgafell mit gutem Gewissen streichen. Wat nich is, is nich. So hatte ich stattdessen die Gelegenheit, mir die Gegend um die Hafeneinfahrt noch näher anzusehen und noch etwas im Inselort herumzulatschen.
Selten hat man von einem Friedhof eine so tolle Aussicht, wie auf Vestmannaeyjar. Ja, es nutzt den hier Zurückgelassenen nichts, aber vielleicht tröstet es zumindest die lebenden Hinterbliebenen.
Direkt neben der Kirche befindet sich ein ausgemusteter Aschenplatz. Wie ich später herausfand, wurden hier früher tatsächlich vor allem in der kälteren Jahreszeit Fußballspiele von Erwachsenen ausgetragen. Einer von ihnen war z.B. der Deutsche Meister vom VfB Stuttgart Àsgeir Sigurvinsson. In der Nähe des Hafens konnte ich einen weiteren LOST GROUND identifizieren, von dem jedoch nichts mehr zu erkennen war.
Gegen 18 Uhr war dann Time To Say Goodbye und ich tuckerte mit der Fähre gen Hauptinsel. Diesmal war der Bus nach Reykjavik fast voll.
Leaving Vestmannaeyjar
5. Tag
An meinem letzten Tag nahm ich an einer organisierten Bustour durch das südliche Island teil. Es war für mich die einzige Möglichkeit, zu dem Wrack des 1973 abgestürzten Flugzeugs zu gelangen. Das Ding war Pflicht! Die Tour war an sich ganz gut, weil (für mich quasi als Zugabe) einige wirklich sehenswerte Orte angesteuert wurden (Gletscher, zwei Wasserfälle und der schwarze Strand). Allerdings dauerte die Tour wesentlich länger als ich dachte, u.a. weil man aus organisatorischen Gründen wegen anderer Gruppen, die auch im Bus mitfuhren, gleich 3x zum Gletscherparkplatz gurken musste. So konnte ich mein für 18 Uhr geplantes Spiel in Hafnafjördur knicken, was meiner Hopperseele nun doch etwas weh tat.
Der Besuch an den Granithöhlen am schwarzen Strand wird mir wegen etwas in Erinnerung bleiben, was man auf den Fotos nicht sieht: Ein sagenhaftes Windchen tobte sich hier aus. Ich glaube, hätte ich mein Handy in die Luft geworfen, wäre es 50 m weiter gegen die Felsen geklatscht. Meinem Nachbarn im Bus aus Alabama konnte das stürmische Wetter nur ein Lächeln abgewinnen. Als Besteiger des Mount Everests hatte er schon ganz andere Winde erlebt... und überlebt.
Das Wrack des US-Flugzeugs, dessen Absturz übrigens keine Todesopfer forderte, liegt auf einem Privatgelände in einer ziemlich einsamen, flachen Gegend am Meer. Ab dem Parkplatz kann man entweder dahin laufen oder einen geländegängigen Bus nutzen. In meiner Tour war der Bus aus Zeitgründen inklusive, auch wenn ich gerne ein paar km gewandert wäre. Der Ausflug zum Wrack hat sich durchaus gelohnt, obwohl es etwas tricky war, Aufnahmen ohne Menschen darauf zu machen. Einige Asiaten konnten mit ihren endlosen Selfie-Sessions wirklich nerven. War trotzdem gut, dort gewesen zu sein! Ein ungewöhnlicher LOST Place.
Der Name meines Hostels KEX (-> Keks) passte ziemlich gut zu diesem Trip. Denn Kekse u Müsli (aus Deutschland eingeführt) waren meine Hauptnahrungs-mittel der letzten 5 Tage gewesen. Zugekauft wurde lediglich Wasser, Milch u heißer Kaffee. Warmes Essen gab es erst wieder zu Hause. Das isländische Preisniveau ließ grüßen. Geiz ist zwar nicht geil, aber war in diesem Falle notwendig.