"The saddest journey in the world is the one that follows a precise itinerary. Then you´re not a traveler. You ´re a f@@king tourist."
Guillermo de Toro
Recht hat er, der Herr de Toro. Und doch hätte ich mir gewünscht, bei dieser Tour wäre etwas mehr nach Plan gelaufen.
Orte und Landschaften, bei denen man (im geographischen Sinne) das Gefühl hat, am "Ende der Welt" zu sein, finde ich besonders anziehend. Meist handelt es sich um Städte und Gegenden, die von Menschen besiedelt und - aus welchem Grunde auch immer - dann weitestgehend verlassen wurden, um sich selbst überlassen zu bleiben: Kolmanskoppe (Diamantengräberstadt in Namibia), Aralsee (Usbekistan), Pripjat und Tschernobyl (Ukraine) usw.
Auf einen weiteren solchen Ort bin ich erst vor etwa zwei Jahren durch zwei Freunde aufmerksam gemacht worden, die diesen im Rahmen einer Kreuzfahrt besucht hatten: Pyramiden. Mit Pyramiden im heißen Wüstensand hat dieser Ort nichts zu tun, ganz im Gegenteil. Denn die seit dem Jahr 2000 vollkommen verlassene Bergarbeiter-Siedlung Pyramiden liegt so hoch im Norden, wie es nicht mehr zu toppen ist: Auf der Inselgruppe Spitzbergen, nur 1 300 km vom Nordpol entfernt. Als ich davon hörte, war für mich klar, daß ich irgendwann dort hin mußte. Und das, obwohl es hier mit Fußball und Groundhopping nicht weit her ist.
Spitzbergen bezeichnet genau genommen nur eine der Inseln des Archipels, die Norweger nennen die Inseln Svalbard. Bis dahin staaten- und somit auch gesetzlos, sind die Angelegenheiten auf Svalbard seit 1925 durch den Spitzbergenvertrag geregelt. Dieser garantiert allen Bürgern der Vertragsstaaten gleiche Rechte auf Arbeit, Handel und Schifffahrt im Gebiet Svalbards. Das heißt insbesondere, das dort jeder Bürger eines Vertragsstaates ohne weitere Bedingungen eine Arbeit annehmen oder eine Firma eröffnen kann. Fischereirechte und Polizeigewalt liegen bei Norwegen.
Die Bevölkerung der Inseln verteilt sich auf Longyearbyen (2 185 Bewohner) und Barentsburg (485 Bewohner). In anderen drei Ortschaften leben permanent nur etwa 30 Forscher (Ny-Alesund, die nördlichste Siedlung überhaupt), eine Handvoll Bergleute (Svea) bzw. 4 – 6 Russen (Pyramiden). Alle Orte sind gegründet worden, nachdem man dort ab 1900 Steinkohle gefunden und gefördert hat. Für Longyearbyen spielt inzwischen auch der Tourismus eine Rolle. Während hier überwiegend Norweger (und Asiaten) leben, sind es in Barentsburg fast nur Russen.
Ich habe versucht herauszubekommen, welche Rolle der Fußball auf Svalbard spielt(e). Eine Anfrage beim Sportverein Svalbard Turn in Longyearbyen blieb leider unbeantwortet. Sicher ist, daß Kinder und Jugendliche in der Halle und auch draußen auf dem Bolzplatz kicken. Aber es gibt keinen Fußballverein und erst recht keine Liga(zugehörigkeit). Die Kombination aus klimatischen Bedingungen, geographischer Abgeschiedenheit und geringer Bevölkerung lässt dies einfach nicht zu. Zweifelsohne gibt es neben dem Fußballplatz in Longyearbyen noch einen in Pyramiden. Dieser non-league-ground dürfte der weltweit nördlichste seiner Art sein. Den (bzw. das was von ihm übrig geblieben ist) will ich sehen!
1. Tag (Fr, 29.3.)
Bergisch Gladbach -> Berlin Hbf mit der Bahn zu 24,40 EUR, Ü im "Premium Hostel" (bezeichnenderweise in der Nordlichtstraße) zu 14 EUR (Mehrbettzimmer)
2. Tag (Sa, 30.3.)
Berlin TLX -> Oslo OSL mit Easyjet zu 64,34 EUR, Oslo OSL -> Longyearbyen LYR mit Norwegian zu 101,04 EUR, 4x ÜF im Gjestehuset 102, Nybyen / Longyearbyen zu je 55 EUR
Als ich in Oslo ankomme, riecht es am Flughafen überall so ekelhaft. Und das in der Ankunftshalle gekaufte Wasser schmeckt ganz merkwürdig - was ich noch auf die fehlende Kohlensäure schiebe. Meinen Koffer mit Klamotten und Lebensmitteln wuchte ich in das Gepäckschließfach und ab zu Bussteig 19. Ich möchte in dem mir zur Verfügung stehenden Zeitfenster von 9:30 Uhr bis 17:10 Uhr nach Oslo reinfahren, den Ground Greibanen des Viertligisten SF Grei (Empfehlung von Johannes Brattke im "Ballesterer") spotten und das um 13 Uhr beginnende Testspiel Årvoll IL - Lokomotiv Oslo auf dem wohl eher unspektakulären Platz Årvoll kunstgress anschauen.
Für den Bus FSB 1 bis zur Haltestelle Flaen sind 230 NOK hinzublättern, ein Wahnsinn! Der Bus fährt gerade los, als von einer Sekunde auf die andere mein Körper deutliche Signale zu senden beginnt, daß alles sich im Magen-Darm-Trakt Befindliche raus will. Und zwar sofort, ohne Kompromisse! So ein Sch....! Wie 2018 in Madrid endete, so beginnt für mich 2019 in Oslo. An der nächsten Haltestelle rausgesprungen, muß ich nicht hinter dem nächsten Busch verschwinden, sondern kann ein WC in einem wie durch ein Wunder erschienenem ****-Hotel frequentieren. In der Folge bleibt mir nur übrig, sofort wieder zum Flughafen zu fahren und in den nächsten Stunden den 20 m-Radius zu einem Klo nicht zu verlassen. Der kleine, sinnlose Ausflug nach Oslo schlägt mit 43,57 EUR zu Buche.
Bei Norwegian muß man nicht nur seine Bordkarte an einem Terminal selber ausdrucken, sondern auch sein Gepäck selber droppen, d.h. den tag ausdrucken, befestigen, mittels Handscanner einlesen und den Koffer auf die Reise schicken. Den dreistündigen Flug in der eiskalten Kabine nach Longyearbyen überstehe ich eigentlich gar nicht. Immer und immer wieder muß ich... und endlich kurz vor dem Nordpol angekommen, geht es mir so schlecht wie selten. Ausgerechnet jetzt. Die Nacht im Gjestehuset im vollbelegten 4 Bett-dorm wird ein Horror. Ich verbringe mehr Zeit über den Sanitäreinrichtungen als im Bett.
3. Tag (So, 31.3.)
Morgens um 8 Uhr ist die Welt noch in Ordnung. Hier und heute aber nicht für mich. Bin körperlich völlig am Ende, wohl etwas dehydriert. Kann kaum noch sprechen oder mich auf den Beinen halten. Ein Mitarbeiter des Gjestehuset bringt mich ins nahegelegene Hospital, dem Sykehus (etwa "Siechenhaus" ???) Longyearbyen. Der diensthabende Arzt nimmt mich kurzerhand in der Isolierstation auf, Einzelzimmer. Schwester Bente hängt den fiebernden Reisenden an den Tropf, untersucht dessen Blut und versucht ihn mit Wasser, Tee, Brühe, Joghurt, Brot und anderthalb Litern Infusion wieder aufzupäppeln. Sechs, sieben Stunden bin ich fast nur am Schlafen. Doch es geht aufwärts! Mein Körper beginnt, Nahrung wieder bei sich zu behalten und am späten Nachmittag bin ich soweit wieder hergestellt, daß ich das Sykehus verlassen kann. Für meinen Aufenthalt bei Bente und dem Doktor muß ich zahlen. Statt der befürchteten 500 EUR sind es nur 215 NOK. Sieben Stunden im Krankenhaus in Longyearbyen sind billiger als eine 40minütige Busfahrt in Oslo. Muß man nicht verstehen, nur akzeptieren! Akzeptieren muß ich auch, daß ich meinen für heute gebuchten 2 200 NOK-Ausflug mit einem Schiff nach Barentsburg abschreiben kann.
Zurück im Gjestehuset habe ich endlich ein Auge für die vollkommene Schönheit des Fleckchens Erde, auf dem ich mich gerade befinde. Mich hält es drinnen nicht mehr aus, ich muß raus in die Kälte, hinaus in die -20 °C. Ich unternehme eine Wanderung von meiner Unterkunft am äußersten Ende und Rande von Longyearbyen in Richtung Ortsmitte und ärgere mich über sächsische Ultra-Schmierereien, inspiziere an der Schule den Fußballplatz, begegne einem wilden Rentier, staune über rasende Schneemobile (meist mit Gewehrtasche - Anders als im Rest der Welt ist hier das Tragen von Schußwaffen Pflicht, zumindest wenn man Longyearbyen oder Barentsburg ohne Guide verlassen will. Eisbärwächter versuchen eigens dafür zu sorgen, daß die Könige der Arktis gar nicht erst in die Nähe der Siedlungen kommen. Die Tiere sind natürlich streng geschützt.) und besichtige die nördlichste Kirche der Welt, Svalbard Kirke. Hier ist so ziemlich alles "nördlichste ... der Welt", wie z.B. Kindergarten, Bäckerei, Supermarkt usw. Besonders gefallen mir die Relikte der Steinkohleförderung (Grubeneingänge, Transportbahnen mit Loren usw.) aus dem letzten Jahrhundert, die als Industrial Heritage unter besonderem Schutz stehen. Dank der extremen Kälte liegt der pulverige Schnee gar nicht so hoch (max. ein Meter), es gibt weder Vegetation noch nervige Skifahrer/ -lifte und auch um Mitternacht ist es noch so hell, daß man problemlos draußen herumlaufen kann. Eigentlich bin ich lieber in einer Stadt (wo man alles hat), aber diese arktische Einsamkeit empfinde ich als traumhaft!
4. Tag (Mo, 1.4.)
Die laut Veranstalter world's northernmost fjord-cruise startet um 9 Uhr mit 30 anderen Leuten und mir an Bord der Billefjord im Hafen von Longyearbyen. Unter strahlendblauem Himmel herrschen ideale Bedingungen für eine Schiffstour. Und doch kommt der Guide im Laufe der Begrüßung mit einer Hiobsbotschaft rüber. "...die Siedlung Pyramiden werden wir wahrscheinlich nicht anlaufen können..."! Dabei ist "wahrscheinlich" nicht ganz korrekt, denn - wie mir später erst klar wird - ist es schon von vornherein total sicher, daß man vor Mai die russische Geisterstadt Pyramiden gar nicht erreichen kann - die Bucht ist nämlich solange zugefroren. Meine Stimmung gleicht sich der Außentemperatur an... Jetzt ist nicht nur Barentsburg (und ich weiß inzwischen, daß hier am Vortag ein Landgang möglich gewesen war) gefloppt, sondern auch und ganz besonders Pyramiden. Der Besuch dieser Orte waren für mich die beiden wichtigsten Gründe, die Tour überhaupt zu machen.
Aber die Enttäuschung ist schnell verflogen, kann ich mich doch trotz der Eiseskälte an der unglaublich tollen Natur erfreuen. Wir sehen Walrösser, Seehunde, die namensgebenden spitzen Berge (und im Gegensatz dazu flache Tafelberge), brechen durch Eisschollen, bekommen Walfleisch und Lachs vom Grill zum Mittagessen serviert, passieren den Nordenskiöldgletscher, erfahren die gruselig-mysteriöse Geschichte des Swedish House und erreichen am Nachmittag die Eisbarriere kurz vor Pyramiden. Der Abbau von Steinkohle auf Svalbard war nie mit großen Profiten verbunden, sondern eher eine Prestigeangelegenheit für die UdSSR. Hier herrschte ein verhältnismäßig hoher Lebensstandard und nur ausgewählte Leute (z.B. Spitzensportler, darunter auch Fußballer) durften hier eine Zeit lang leben. Ob hier Lew Jaschin statt Bällen vielleicht Fische gefangen haben mag?
Nordenskiöld Gletscher (oben)
Blick auf die zugefrorene Bucht vor Pyramiden, im Hintergrund der namensgebende Berg (oben)
Pyramiden (oben) / Irgendwo im Zentrum des Bildes müßte sich der Fußballplatz befinden bzw. befunden haben.
Das alles überragende Erlebnis und für alle auch ziemlich überraschend wird für uns die Begegnung mit einem Eisbär. Dieser trottet plötzlich in vielleicht 200 - 300 Meter Entfernung vom Schiff am Wasser entlang und interessiert sich so gar nicht für uns. Wir uns aber umso mehr für ihn. Wie uns der Guide versichert, ist es sehr sehr selten, daß man die Gelegenheit bekommt, Eisbären so aus der Nähe zu beobachten. Sehr geil!
"...Polar Bear left side..." (oben)
Abends läßt man den Tag im Pub der Coal Miners Cabin, einer - wie der Name schon sagt - ehemaligen Hütte für Bergarbeiter, ausklingen.
5. Tag (Di, 2.4.)
Wanderung durch´s Dorf zum Hafen, hoch zu einer Station für die "taubane" (Seilbahnstation für den Kohletransport von den Gruben zum Schiff) und weiter vorbei an der Stelle, wo 1906 einst Herr Longyear den Grundstein für die nach ihm benannte Stadt legte. In der Nähe steht eine Gedenktafel für die Opfer in den Bergwerksminen und dort befindet sich auch der alte Friedhof. Eigentlich dachte ich, daß auf Svalbard seit 100 Jahren niemand mehr beerdigt wird. Umso mehr habe ich mich über ein, zwei "frischere" Gräber gewundert. Man bedenke, daß die 1917/1918 hier begrabenen Leichen aufgrund des Permafrostes eher konserviert wurden statt zu verwesen. Gruselig....! Geboren wird auf Svalbard auch nicht: Schwangere begeben sich zur Niederkunft auf das Festland.
Taubanen, Seilbahn für den Kohletransport (oben und unten)
6. Tag (Mi, 3.4.)
Longyearbyen LYR -> Oslo OSL zu 88,04 EUR und Oslo OSL -> Tromsø TOS zu 99,10 EUR jeweils mit Norwegian, 2x ÜF im Bed & Waffles, Tromsø zu je 54 EUR
Abschied von Svalbard, leider. Aber ich komme wieder! Flug über die völlig von Schnee und Eis bedeckten Inseln. Auch die Aussicht später auf das norwegische Festland ist atemberaubend.
Blick auf Longyearbyen (oben)
Sehnsuchtsort Svalbard (oben und unten)
Zurück in Oslo-Gardermoen bleiben mir aufgrund einer Verspätung statt 60 nur noch exakt 30 Minuten, um aus dem Flieger zu steigen, durch den Zoll zu marschieren, mein Gepäck aufzunehmen, in die Ankunftshalle zu rennen und am self-bag-drop in der Abflugshalle meinen Koffer wieder aufzugeben. 40 Minuten vor Abflug nach Tromsø schließt nämlich der self-bag-drop und diese Geräte kennen (genau wie bei Übergewicht) keine Gnade. Das wird eng. Ich bin als erster am Gepäckband und es beginnt das Koffer-Lotto: Wessen Koffer kommt zu erst? Wenn meiner ganz zum Schluß kommt, ist mein Flieger garantiert weg. Dann... Sechser mit Zusatzzahl: Mein Koffer ist tatsächlich der aller aller erste. Genial. Nun schaffe ich es in den verbleibenden 15 Minuten locker bis zum self-bag-drop eine Etage über mir.
Nach Ankunft um 19:10 Uhr in Tromsø relativiert sich der Lotto-Sechser wieder. Beim Warten am Gepäckband erscheint mein Koffer nämlich gar nicht. Auf Nachfrage erfahre ich, daß der tatsächlich in Oslo gelieben ist. Kann mir den Koffer am nächsten Morgen bringen lassen oder warten. Ich warte, denn der nächste Flieger aus der Hauptstadt kommt schon in gut zwei Stunden und das Wetter draußen ist ziemlich trübe.
Erst bei der Busfahrt in die Stadt fällt mir auf, daß in Tromsø nicht nur die Temperaturen um einiges höher als in Longyearbyen sind (um den Gefrierpunkt), sondern auch die Schneemassen. Hab sowas noch nie gesehen! Teilweise kann man von der Straße aus die Wohnungen im Erdgeschoss vor Schneebergen gar nicht mehr sehen. Wahnsinn! Wie ich später erfuhr, sind diese Verhältnisse selbst für Tromsø sehr ungewöhnlich.
Habe mir im "Bed & Waffles" ein Zimmer für zwei Nächte genommen. Als auf mein Klingeln keiner reagiert, merke ich, daß die Türe offen ist. Ich werde von Zimtgeruch, Kerzenflackern, Hintergrundmusikgedudel und einem riesigen Elchkopf an der Wand empfangen. Irgendwann erscheint auch der Inhaber des gemütlichen Hauses, Jørgen. Die Türe sei immer auf (weswegen ich auch keinen Schlüssel bekomme), sehr praktisch. Wundere mich, warum die Skandinavier ihre Wände immer so total dunkel streichen. Ist Euch das auch schonmal aufgefallen? Die Lampen im Zimmer haben so wenig Lux, daß ich selbst bei Vollbeleuchtung meine Taschenlampe brauche, um mich zurechtzufinden.
7. Tag (Do, 4.4.)
Das ich nach Svalbard noch einen Tag in Tromsø drangehangen habe, war allein dem Fußball geschuldet. Zum Buchungszeitpunkt meiner Flüge zeigte soccerway am 4. April die Saisoneröffnung des Tromsø IL gegen Viking Stavanger an. Ob das von vorneherein fehlerhaft war oder die Partie geschoben wurde - ich weiß es nicht. Jedenfalls würde ich heute kein Match sehen, denn der Kick wurde drei Tage später ausgetragen und Alternativen zum Ausweichen gab es keine. Reizvoll wäre ein Spiel ganz im Norden in Honningsvåg gewesen, zumal der Platz nicht mehr regelmäßig bespielt wird. Doch das Freundschaftsspiel FK Lofoten gegen irgendeinen Club aus Österreich war schon zwei Tage zuvor angesetzt gewesen. Kein Barentsburg, kein Pyramiden und auch kein Spiel in Norwegen... mehr Pech geht kaum!
Stattdessen spotte ich das Alfheim Stadion, die TUIL Arena und den LOST GROUND Valhalla Stadion und genieße gegen Mittag den Sonnenschein und die vielleicht beste Aussicht der Welt vom Fjellheisen auf Tromsø.
Am Abend macht mich Jørgen darauf aufmerksam, daß die Chancen gut stünden, Nordlichter zu sehen. Damit habe ich gar nicht gerechnet, denn die Saison für dieses Naturphänomen ist eigentlich vorbei. Und wie das so ist, gegen 21 Uhr gucke ich erstmals aus dem Fenster hoch zum sternenklaren Himmel und es flackert dort wie jeck. Es gelingt mir, mit der Kamera ein bisschen von dem Spuk einzufangen. Komisch ist, daß man Nordlichter manchmal auf einem Foto besser erkennen kann, als "live" am Himmel - und manchmal ist es genau umgekehrt. Das ist tooootal geil! Wenn man es einmal gesehen hat, will man es immer wieder sehen. So sitze ich noch dreieinhalb Stunden am Fenster und gucke gebannt nach oben. Aber bis auf ein Miniflackern tut sich nichts mehr. Dennoch: Mega-Erlebnis!
8. Tag (Fr, 5.4.)
Tromsø TOS -> Oslo OSL zu 67,50 EUR mit Norwegian, Oslo Luchthavn -> Göteborg Central mit der Bahn zu 25,43 EUR, 1x Ü im Linné Hostel, Göteborg zu 31 EUR
Heimreise. Aber ein kurzer Zwischenstopp in Göteborg ist noch drin. Ab Oslo Lufthavn geht es mit der Bahn in weniger als vier Stunden nach Göteborg. Der Zug kann nicht nur durch seine Kaffeebar zum Selbstbedienen mit Kreditkarte in jedem Waggon begeistern, nein, er ist auch noch eine halbe Stunde vor der geplanten Ankunft am Ziel.
In Göteborg war man zuletzt 1995 beim 2:2 des ruhmreichen FC Bayern bei IFK Göteborg. Und bei dem Randalespiel Niederlande - Deutschland in der Vorrunde der EURO 1992. Jetzt sollte es der Heimauftakt von GAIS sein. Zum Glück hab ich noch vor der Abreise mitgekriegt, daß auf dem Kunstrasen der Bravida Arena (Ground von BK Häcken) gekickt wird. Der Rasen im Gamla Ullevi ist nach dem Winter wohl noch nicht bespielbar.
Während man sich mit Kaffee, Gebäck und einem Hot Dog stärkt, steigt eine große Rauchsäule über der Stadt auf. Großbrand im Industriegebiet. Später brennt es nur im Block der Gäste aus Växjö. Die etwa 50 Männeken haben Spaß beim Abbrennen von Bengalos. Der Support von GAIS gefällt mir umso mehr. Denn dort kommt man ohne Pyro aus und läßt den Block unter einem Fahnenmeer verschwinden. Die Gesänge sind mir natürlich uunverständlich, aber sie klingen unterhaltsam und vor allem abwechslungsreich. Kein nervtötendes Einheitsstakkato wie z.B. in München. GAIS dominiert das Spiel, aber Östers IF macht - wie so oft - das Tor. GAIS drückt, Östers IF kontert und doch schafft GAIS kurz vor Schluß der Ausgleich, der wie ein Sieg gefeiert wird. Die 3 383 Zuschauer dürften zufrieden nach Hause gehen, mich eingeschlossen.
9. Tag (Sa, 6.4.)
Göteborg GOT -> Kopenhagen CPH -> Düsseldorf DUS zu 84,34 EUR mit SAS Scandinavian Airlines
Muß schon um 3:20 Uhr aufstehen. Bin sogar so pünktlich daheim, daß ich vom Bahnhof mit dem Taxi direkt zur Grundschule meines Sohnes fahren kann und dessen Auftritt bei der Vorstellung des Mitmachzirkus Dobbelino mitbekomme. Das zählt :-) !
PS:
Ich hatte mich mit zwei Krimis der norwegischen Glaziologin, Meteorologin und Schriftstellerin Monica Kristensen eingestimmt: In "Suche" erfährt man sehr viel über den Bergbau in Longyearbyen und in "In manchen Nächten" wird man nach Barentsburg mitgenommen und taucht tief in das Verhältnis zwischen Russen und Norwegern auf Svalbard ein.
ENDE