"Wenn Du ein Land kennenlernen willst, gehe nicht zu den Ausgrabungsstätten, sondern in die  Tavernen." Das habe er so oder so ähnlich einmal gelesen. Michael Höller hat den Spruch nur  etwas abgewandelt und ihn zu seinem Lebensmotto gemacht: "Statt Tavernen sind es bei mir eben Stadien."[Allgemeine Zeitung / Rhein Main Presse, 1.8.2015]

Länderpunkt Bosnien-Herzegowina (3.-6. März 2017)


Tag 1

An- und Abreise: bis/ab Dortmund Airport mit Bahn & Bus zu 38,90 EUR; DTM -> TZL und zurück mit Wizzair zu 54,98 EUR; Transfer Tuzla Flughafen -> Tuzla Busbahnhof und zurück u.a. mit BMWTaxi zu je 10 EUR; Bus von Tuzla nach Sarajevo und retour zu je 10,93 EUR; Übernachtung: 2x ÜF im Boutique Bristol Hotel, Sarajevo zu je 41 EUR/Nacht; 1x Ü im Guesthouse Sobe, Tuzla zu 22 EUR


KM sind nicht immer Kilometer...

Erst am Abend vor der Abreise wurde auch mir endlich klar, daß alle Spiele des 20.-22. Spieltages der bosnischen Premjer Liga jeweils zeitgleich stattfinden würden - aus den selben Gründen, wie auch die letzten beiden Spieltage in der Bundesliga. So war es mit meiner Absicht, mindestens zwei Erstligabegegnungen mitzunehmen, Essig - aber ich konnte nun meine Tour festlegen und Hotels usw. buchen. Glücklicherweise sollte eines der nur zwei Sonntagsspiele in Bosnien ausgerechnet in der Nähe von Tuzla steigen, wo ich wegen der Rückreise ohnehin von So auf Mo übernachten wollte.

Abteilung Attacke in Tuzla

Spielankündigungsplakate

10:45 Uhr Landung in Tuzla, wo ich von BWMTaxi erwartet und schleunigst die 13 km bis zum Busbahnhof Tuzla chauffiert werde. Mir bleibt ne gute Stunde Zeit, ehe mein Bus nach Sarajevo losfährt. So stapfe ich denn zum nahegelegenen Stadion Tusanj von Sloboda, deren Vereinswappen mich an ein Piktogramm für eine Autobahn erinnert.

Eine Kurve ist wunderbar ausgebaut, dagegen hat die gegenüberliegende Seite gar keine Zuschauerplätze und wo sich einst mal die Gegengerade befand, gibt es eine Baustellenbrache - aber offensichtlich nicht erst seit gestern. In meinen Augen schon sehr ungewöhnlich, daß ein Ground im Wesentlichen aus einer Tribüne für die Kurve besteht - und diese dann nicht einmal bis an das Spielfeld heranreicht. Die Stimmung während eines Spiels stelle ich mir... ungewöhnlich vor.

Kurve des Tusanj-Stadions in Tuzla


Neben dem Busbahnhof befindet sich auch der "echte" Bahnhof, der für Züge. Das Gebäude wirkt geisterhaft: Fast verlassen, sauber, wie leergeräumt, Inventar aus den 70er Jahren und ein tatsächlich besetzter Ticketschalter. Die Beschreibung passt so auch 1:1 zum Hauptbahnhof in Sarajevo, wie ich zwei Tage später feststellen konnte. Nach dem Krieg ist der Bahnverkehr immer noch stark eingeschränkt und so gibt es leider keine Direktverbindung zwischen Tuzla und Sarajevo.

Fahrkartenschalter im Stile der 70er Jahre....

Dieses merkwürdige Bild im Bahnhof Tuzla ließ in mir das Kopfkino anlaufen...

Also notgedrungen in den Bus. Die Fahrt führt 200 Minuten über bewaldete Hügel und Berge, durch Täler, in deren Schatten noch Schnee liegt, durch kleine Ortschaften und vorbei an einsamen Häusern und Höfen.

Der erste Eindruck von Sarajevo: Die Stadt gleicht keiner anderen Stadt, die ich bisher bereisen konnte. Sarajevo ist einzigartig. Das liegt vor allem an der grandiosen Berglandschaft, in der die Gastgeberstadt der Olympischen Winterspiele 1984 liegt. Die Häuser reichen nicht nur bis an die Füße der Berge, sie klettern an ihnen noch weit hinauf. Und es liegt an der Omnipräsenz der Friedhöfe. Überall stechen einem die an den schneeweißen Grabsteinen reflektierenden Sonnenstrahlen in die Augen. 

Armer Vučko: Das süße Wölfchen von Olympia ´84 prügelt sich nun für die Horde Zla.

Saraj E vo

Für sieben Mark (diese Währung verwirrt mich immer wieder) bringt mich ein Taxi-Fahrer und treuer Fan der Marke Mercedes zum Stadion Asim Ferhatović - "Hase", besser bekannt als Stadion Koševo. Weil nicht zugänglich, reicht es mir, eine Runde um den Ground zu drehen. Die Spielstätte des FK Sarajevo ist außen farblich mit vielfältigen Graffiti der Ultraszene verziert und schon in die Tage gekommen. Ich stoße auf einen Gedenkstein der bosnischen Fußballerlegende Ferhatović, der 602 mal für Sarajevo, aber nur einmal für Jugoslawien spielte. Am Tag seiner Beerdigung soll der Trauerzug 10 km lang gewesen sein und Taxifahrer fuhren nur eine Strecke: zum Friedhof. Für alle kostenlos.

Farbenlehre für Grabsteine: Weiß für Muslime, Grau oder Schwarz für Orthodoxe.

Massengrab auf Trainingsplatz am Stadion Koševo (Foto: Tunnelmuseum).

Nun ging es, hungrig geworden, in die Altstadt, zum Baščaršija-Platz. Dort gibt es viele verwinkelte Gassen, in denen traditionell Kupferschmiedearbeiten und (weniger traditionell) Touristenramsch verkauft werden. Ein sehr angenehmer Ort, vor allem wenn einem der Wind den Geruch aus den Küchen der zahlreichen Restaurants um die Nase weht.



Nun hatte mein Fanherz noch nicht entschieden, ob es an diesem Wochenende für den FK Sarajevo oder dessen Rivalen Željezničar schlagen sollte. Drum konnte ich unbefangen auf die Suche nach den Lokalen "Zeljo" (Željezničar)  und "Petica" (FK) gehen, in die laut "11 Freunde" niemals ein Fan aus dem feindlichen Lager seinen Fuß setzen würde. Wäre interessant gewesen, einen geschmacklichen Derby-Sieger zu ermitteln, aber da ich zuerst das "Petica" der Familie Ferhatović fand und nach "Zeljo" vergeblich suchte, war die Sache klar.


Asim Ferhatović

Das einfache Lokal erinnert mich irgendwie an die Puszta-Hütte in Köln, was wohl daran liegt, daß die Menükarte überschaubar ist, es darum schnell mit der Bedienung klappt und es saugut schmeckt. Aber ob das reicht, um mich für den FK Sarajevo zu erwärmen? Schaun mer mal.

Unweit der osmanischen Altstadt liegt, gegenüber der Lateinerbrücke, eine unscheinbare Straßenecke. Was sich hier vor knapp 103 Jahren ereignete, wäre wohl nichts weiter als eine Fußnote in den Geschichtsbüchern geworden, ja wenn das Deutsche Kaiserreich im fernen Berlin nicht Österreich-Ungarn einen sogenannten "Blankoscheck" als Unterstützung für einen Schlag gegen Serbien ausgestellt hätte. So aber gilt das "Attentat von Sarajevo" auf Thronfolger Franz Ferdinand und seine Frau als Initialzündung für den Ersten Weltkrieg mit seinen 17 Millionen Toten. Diese Stelle zu besuchen, ist für einen Schüler, der einst (leider nur) im Geschichte-Leistungskurs glänzen konnte, Pflicht.



Delikatessengeschäft Schiller.

Blick des Attentäters auf die Miljacka (Fluß) und die Lateinerbrücke.

Baščaršija-Platz in der Altstadt



Tag 2

Pünktlich um 9 Uhr erwartet mich Edin mit seinem Wagen vor meinem Hotel im Stadtteil Grbavica. Ich hatte 36 h vorher noch fix eine Guided Tour durch Sarajevo (38 EUR) gebucht, Schwerpunkt: Bosnienkrieg. Ich bin heute Edins einziger Gast bzw. Kunde und so kann es sofort losgehen.

Edin hat den Krieg zwar nicht selbst miterlebt, denn er wurde während dieser Zeit in Sarajvo geboren. Dennoch weiß er - nicht zuletzt durch die Erzählungen seines Vaters, der die gesamte Belagerung der Stadt mitgemacht hatte - viel zu berichten und er tut das in fließendem Englisch und, was mir besonders gefällt, mit einer großen Leidenschaft für dieses Thema.

Natürlich habe ich, Jahrgang 1970, die Fernsehbilder des Bosnienkrieges noch im Kopf, doch von der Belagerung Sarajevos sind mir keine besonderen Details mehr gegenwärtig. Um überhaupt richtig zu verstehen, was Edin mir zeigt, muß man diese Karte (siehe unten) kennen. Die ganze Stadt war eingeschlossen, im Stadtteil Grbavica ging die Front sogar mitten durch die Innenstadt. Es gab zwar einen schmalen Korridor, der Sarajevo mit dem restlichen Bosnien verband, doch wurde dieser durch den internationalen Flughafen blockiert. Der stand unter UN-Schutz und - so der Deal zwischen Serben und UN - durfte von keiner Kriegspartei genutzt, von den Serben nicht mit schweren Geschützen beschossen und von den Bosniern nicht überquert werden.


Edin fährt mit mir die berüchtigte Sniper Alley entlang, berichtet von einem prominenten Kriegsverbrecher, der mit seiner Familie zeitweise im Holiday Inn wohnte und steuert stadtauswärts zu einem Museum, das etwas zeigt, von dem ich zuvor - Asche auf mein Haupt - nie etwas gehört hatte.



Das Haus, in dem sich der Eingang zum Tunnel befindet.


Der Tunnel unter dem Rollfeld des Flughafens von Sarajevo hat wohl maßgeblich dazu beigetragen, daß die Stadt trotz der langen Belagerungszeit nicht von den Serben eingenommen werden konnte.

Ausgang des Tunnels auf der anderen Seite der Rollbahn.

Darstellung des Tunnelverlaufs.

Ein Meter breit, 1,50 m hoch und 800 m lang...

Was hier gemütlich aussieht, war in der Realität nur Schlamm, Wasser und Elend...

Zuletzt wurden gar Möbel und Schuhe verheizt.

In der Republika Srpska: Man schreibt kyrillisch und flaggt serbenähnlich.

Wir überqueren die unsichtbare Grenze zur Republika Srpska, eine der drei Entitäten im heutigen Bosnien-Herzegowina. Was es mit diesen Entitäten auf sich hat und wie schwierig sich das Zusammenleben der Menschen nach dem Krieg gestaltet, kann Edin anschaulich erklären.

Von einem jüdischen Friedhof, wo einst serbische Heckenschützen die Grabsteine als Deckung nutzten, blicken wir hinab in die Innenstadt. Das Geschehen ist so nah, als "könne man hinunter spucken" wie Edin mehrfach meint.

Vier Jahre im Visier der Sniper: Straßenkreuzung in Sarajevo.

Schauriger Ort trotz des hellichten Tages.

#floodlightporn am Asim Ferhatovic Stadion.

33 Hektar groß: Friedhof Bare.

Ich bekomme ein Wiedersehen mit dem Olympiastadion geboten und zuletzt fahren wir noch zu zwei Plätzen, die einem eine grandiose Aussicht auf Sarajevo bescheren. Statt der angekündigten drei Stunden sind wir gar vier Stunden unterwegs und die Zeit vergeht wie im Fluge. Nun sehe ich die Stadt mit ganz anderen Augen. Eine Tour, die mich nachhaltig beindruckt.



4.3.17 * FK Željezničar Sarajevo - FK Mladost Doboj-Kakanj   1:0 * 1. Liga * 15:00 Uhr * Stadion Grbavica, Sarajevo * Zuschauer: 6 377 * Eintritt: 20 KM (ca. 10 EUR) *



Es ist wohl der alte Inter-Railer in mir, der sich nun gegen die Partie Olimpic Sarajevo - FK Sarajevo und für ein Heimspiel der Eisenbahner von Željezničar entscheidet. Außerdem liegt der Ground von denen nur einen kurzen Spaziergang von meinem Hotel entfernt.




Wie schon in Tuzla hat auch das Stadion Grbavica den komfortabelsten Ausbau nicht entlang den Seitenlinien, sondern in der Kurve zur Straßenseite. Die Ultras stehen dieser gegenüber in einem unüberdachtem Halbrund an einem kleinen Hang. Für 20 KM bekomme ich ein Ticket auf der Haupttribüne, eine Kategorie unter den VIPs (den Vorteil des kostenlosen Kaffees ergaunere ich mir auch so). Die scheint mir eher eine Behelfskonstruktion zu sein. Auf der Nordseite wird gerade eine ganze neue Tribüne hochgezogen. Wie Edin mir zuvor erzählte, geschieht dies ganz in finanzieller Eigenleistung der Fans. Öffentliche Unterstützung gäbe es nicht.



Doch oh Schreck! Wo ist die markante alte Lokomotive geblieben, die bisher im Grbavica stand? Ich hoffe sehr, daß sie nicht dem Tribünenneubau zum Opfer gefallen ist, sondern dort, wo heute während des Spiels ein Bagger steht, wieder ihren Platz findet. Wenigstens kann ich mir später im "Selbstbedienungs"- Fanladen einen Magneten mit dem Altertümchen drauf sichern.

Die verschwundene Lok auf einem Kühlschrankmagneten.


Željezničar hat - unabhängig von dem mir natürlich unverständlichen Text - ein tolles Vereinslied, wie ich finde. Super Stimmung im ganzen Stadion von Anfang an. Da kommt das Geplänkel auf dem Rasen leider nicht ganz mit. Die Gastgeber gewinnen eher schmeichelhaft mit 1:0 und können so im Gleichschritt mit den Konkurrenten Zrinjski Mostar und FK Sarajevo an der Tabellenspitze mithalten.

Was mir nur ziemlich unverständlich bleibt, ist, warum man im Stadion überhaupt keine Möglichkeit hat, gastronomisch für Umsatz zu sorgen. Es sei denn, man schleicht sich auf die VIP-Tribüne...  Was soll´s?

So, hat nun Željezničar mein Fanherz erobert? Eindeutig: Ja!!! Toller Ground und ebensolche Fans!

"'Nicht jeder kann ein Maniac sein!" Oder so?!

Nach dem Spiel vertrete ich mir im abendlichen Sarajevo etwas die Beine. Ab und zu kann man auf dem Asphalt noch die typischen, blumenähnlichen Spuren von Granaten erkennen. Einige davon hat man, wenn dort ein Mensch sein Leben verloren hat, mit rotem Kunstharz ausgegossen - die sogenannten Rosen von Sarajevo.



Alte Grabsteine in Sarajevos Innenstadt.

Elektrizitätswerk am Busbahnhof.


Tag 3

Beim Frühstück am nächsten Morgen sehe ich wieder mal keinen einzigen anderen Hotelgast. So kann ich mit gutem Gewissen das Buffet plündern und mich mittags gestärkt auf die Rückreise mit dem Bus nach Tuzla machen. 


Hauptbahnhof Sarajevo.

Busbahnhof Sarajevo.


5.3.17 * FK Sloga Simin Han - Bosna Sema Sarajevo   2:1 * 2. Liga * 15:00 Uhr * Stadion Sloge, Simin Han * Zuschauer: 200 * Eintritt: für mich nix, für fast alle anderen 3 KM * An- und Abreise im Taxi zu insgesamt 24 KM (= 12 EUR)

Für die letzte Nacht in Bosnien hab ich mir in Tuzla das so ziemlich billigste Einzelzimmer gebucht, was zu haben war. Dabei muß billig nicht gleich schlecht sein, was jedoch im Hotelgewerbe eher als Ausnahme zu betrachten ist. Die Räumlichkeit in dem privaten Wohnhaus war top und das vermietende Ehepaar konnte perfekt Englisch - weshalb ich mich aber frage, warum die mit mir in allen mails vorher strikt nur auf Bosnisch kommuniziert haben? Aber im Zeitalter von Google kein Problem. Nur eine Haustüre mit einer altmodischen Hausnummer wäre nett gewesen. Es hätte dem unkundigen Gast das Auffinden der Herberge auch ohne weitere Telefonate ermöglicht.

Hm... irgendwas hat man hier vergessen! Aber was bloß?


Die Säulen des Herrn Litfaß sieht man des öfternen noch in Bosnien.

Tuzla = Salz (türkisch)

Der organisierte Groundhopper zeichnet sich dadurch aus, daß er sich im Vorhinein genau darüber informiert, wo sich das Kaff und in ihm das Stadion befindet, in dem er ein Spiel zu sehen gedenkt. Bei mir ist das manchmal anders. Ich halte einem Taxifahrer den Zettel mit der Aufschrift "Stadion Sloge, Simin Han" entgegen und hoffe, daß er mich - angesichts des in meinen Ohren merkwürdig klingenden Ortsnamens - nicht bis in die kasachische Steppe fahren wird. So bin ich überrascht, als zu erwartenden Fahrpreis nur "four Mark" zu hören. Tatsächlich ist man keine Viertelstunde unterwegs, als wir in einem Vorort von Tuzla in eine schlammige Seitenstraße abbiegen und vor einer "argentinisch" angestrichenen Mauer anhalten. Da!

Ich glaub, ich seh nicht richtig...?!

Buenos dias Argentina!

Am Eingang vor der "Haupttribüne" sitzt ein Mann und bietet neben dem obligatorischen Vogelkornkürbiskernen zwar keine Meisenknödel, aber immerhin auch Getränke an. Was er sich wohl bei dem alkoholfreien Disney-Kindersekt gedacht hat? Ich gebe einer No Name-Cola den Vorzug.


Der Ground gefällt mir, denn er hat Charakter. Ich beginne das Spiel auf der neuen Hintertortribüne, in dem auch das Vereinsheim am Entstehen scheint. Auf meine Nachfrage nach Tickets, Billets etc. reagieren die Ordnungshüter nur mit Schulterzucken. Muß ich mich halt später auf der "Haupttribüne" nach Eintrittskarten bücken. Rechts von mir machen es sich auf einem Balkon drei Anwohner bequem und lugen - unentgeltlich wie ich - über die Mauer auf das Spielfeld.

Punkt fünf Minuten nach Drei meldet sich der Tonband-Muezzin vom kleinen Minarett des Dorfes, was die Gastmannschaft offensichtlich aus dem Konzept und den FK Sloga in Führung bringt. Ich genieße das sonntägliche Spielchen und auch der einsetzende Regen kann mir meine gute Laune nicht verderben.

Zur Halbzeit wechsle ich auf die tatsächlich fast vollbesetzte "Haupttribüne", doch an der Qualität des Spiels ändert sich dadurch nichts. Denke, Sloga hat verdient gewonnen, aber ich will es nicht beschwören.

Draußen hat der einsame Körner- und Getränkehändler die Flasche Disney geköpft und auf vier Plastikbecher verteilt. Auch mir reicht er einen davon an. Aber selbst ein gehoppter Ground in Bosnien ist noch kein Grund für mich, mir nach jahrzehnter langer Abstinenz wieder einen Schaumwein einzuflößen. Nicht einmal einen aus dem Hause Disney.





Der organisierte Groundhopper zeichnet sich dadurch aus, daß er sich im Vorhinein darüber Gedanken macht, wie er aus einem ihm unbekannten Provinznest an einem späten Sonntagnachmittag noch zurück in die Großstadt kommt: Er bestellt sich schon zwei Tage vorher ein Taxi. Allerdings geht erst das vierte Unternehmen von meiner Google-Liste auf meine 20 KM-Offerte ein, mich um 17 Uhr am Stadion Sloge abzuholen.

Eine SMS kündigt an, daß mich statt Aid, der gerade keine Zeit hat, dessen Freundin Admira chauffieren wird. "Aid" ist englisch gemeint und die Firmierung "Aid & Admira" soll eher als Gag zu verstehen sein. Admira ist vermutlich keine 20 Jahre alt, aber ein Ausweis an der Sonnenblende weist sie als offizielle Taxifahrerin aus. Sie ist, genauso wie ich, zurückhaltend höflich und so verläuft auch unsere Konversation. Zum Schluß muß ich ihr die abgemachten 20 KM, die natürlich viel zu viel für die kurze Strecke sind, fast schon aufdrängen. Hauptsache, ich bin bei Tageslicht wieder in Tuzla.


Tag 4

Um 3:40 Uhr klingelt die Weckerfunktion meines Handys, um 4 Uhr startet die Fahrt im Auto meines Vermieters zum Internationalen Flughafen Tuzla.

Fazit: Sarajevo hat mich überrascht, Željezničar hat meine Sympathien gewonnen und Sloga Simin Han war das hopperische Highlight des Wochenendes. Länderpunkt BiH mit Bravour abgehakt!

ENDE