4. Tag: Sonntag, 15.9.
Autofahrt von Stepanakert nach Agdam und Tigranakert und zurück (ca. 70 km) zu 30 EUR; ein Tag Guiding zu 30 EUR
Noch vor dem Frühstück nehme ich mir den gestern an der Rezeption gekauften, riesigen Stadtplan von Stepanakert vor. Auf der Rückseite gibt es eine sehr ausführliche Karte von Bergkarabach. Staatsgrenzen, die Grenze der nicht anerkannten Republik Bergkarabach von 1991 und die Waffenstillstandslinien bilden ein nie gesehenes chaotisches Liniengewirr, das man als Außenstehender kaum interpretieren kann. Von Stepanakert bis zur Frontlinie sind es nur 12 km Luftlinie.
Ich mache einen erneuten Spaziergang durch die Stadt, in der ca. 55 000 Menschen leben, diesmal bei Tageslicht. Viel zu sehen gibt es nicht. Auffällig sind nur die vielen sehr jungen Männer in Armeeuniformen, die hier herumlaufen.
15.9.19 * FC Artsakh U21 - FC Avo-Martuni 3:0 * 12:00 Uhr * Artsakh Football League * Republican Stadium, Stepanakert * Zuschauer: 40 * Eintritt: frei *
So bin ich schon um 11 Uhr am Republican Stadium und drehe meine Fotorunde. Überall gibt es noch großformatige Aushänge von dem CONIFA-Turnier von vor drei Monaten. Zwei Jungs, die gerade vom Training nach Hause gehen wollen, fragen mich schüchtern: What´s your name? In ihnen finde ich dankbare Abnehmer für einige DFB-Souvenirs, die ich mir für solche Fälle entgesteckt hatte. Ein weißer Minibus kommt angebraust und spuckt die Spieler einer von beiden Mannschaften aus. Ein wilder Haufen, wie mir scheint.
Um 11:45 Uhr kommt Anush und erklärt mir die aktuelle Variante unseres heutigen Tagesablaufes. Eigentlich müßte sie gar nicht hier im Stadion sein. Aber sie meint, ich hätte einen Tag Guiding bei ihr gebucht und so wäre es eine Selbstverständlichkeit, daß sie herkomme. So erfahre ich u.a., während das Match läuft, daß sie schon während der CONIFA-Euro hier alle Spiele im Stadion gesehen hat. Nicht als Fan, eher in ihrer Funktion als Tourist Guide.
Ich frage, da mir die vielen Öl-Trucks aus dem Iran auf den Straßen aufgefallen sind, wie Armeniens Beziehungen zu dem Gottesstaat seien. Normal, meint Anush. Man respektiere sich gegenseitig. Anders dagegen das Verhältnis zu Aserbaidschan und auch zur Türkei. Das sind Feinde! Im 2. Weltkrieg habe jede Sowjetrepublik eine Kontingent an Soldaten an die Front schicken müssen. Die Aserbaidschanische SSR hätte da bevorzugt die Christen aus Bergkarabach ausgewählt. Ob Anush es für möglich hält, daß der Krieg um Bergkarabach wieder ausbricht? Ja, es kann passieren. Aber wir wollen Frieden. Und die Aserbaidschaner wollen auch Frieden. Na ja, meist haben Staatslenker andere Intentionen als das gemeine Volk und meines Erachtens sollte das reiche Aserbaidschan dem kleinen Bergkarabach militärisch weit überlegen sein. Ob Russland seine Hand über dieses Fleckchen Erde hält? Ja, die Russen sind sehr wichtig für uns, meint Anush. Sie wird bei diesem Thema sehr emotional. Eine Gesellschaft, in der Armenier und Aserbaidschaner gemeinsam friedlich zusammenleben? Absolut ausgeschlossen, never ever!
Ach ja, zum Spiel. Wer spielt überhaupt? Um das wirklich sicher zu wissen, muß ich den Tweed der Artsakh Football League am Abend abwarten. Der Anstoß wird mal eben um 20 Minuten verschoben, vielleicht konnten sich die Jungs aus dem Minibus nicht schnell genug umziehen? Die etwa 40 Zuschauer auf der Tribüne scheint es nicht weiter zu stören. Anush meint, es sei bei einer so kleinen unprofessionellen Liga normal. Spielst Du heute nicht, spielst Du morgen. Spielst Du nicht um 12 Uhr, kannst Du auch um 13 Uhr anfangen. Alles einerlei. Ich muß an Bananen denken. Passender wäre in diesem Falle eher die Bezeichnung Granatapfel-Liga.
Die Dunkelblauen (später von mir als FC Artsakh U21 identifiziert) gehen in Führung und dominieren das Spiel. Ein schwarzer Spieler in deren Reihen überragt alle, sowohl was Körpergröße als auch Spielvermögen betrifft.
Nach etwa 40 Minuten wird es plötzlich laut. Es wird herumgeschrieen, wie wild gestikuliert und gerudelbildet. Der schon etwas ältere Schiri hat ein Handspiel gesehen, was der Gästetrainer (der eine Jacke mit den großen Lettern RUSSIA auf dem Rücken trägt) gar nicht akzeptieren kann. Anush wagt mir gar nicht zu sagen, was die sich zubrüllen. Ganz böse Wörter. Der Schiri hat bald die Schnauze voll, verabschiedet sich gestenreich in die Umkleiden und ward nicht mehr gesehen.
Ratlosigkeit auf dem Platz. Oahh, ist jetzt mein Länderpunkt in Gefahr? Nach einer Viertelstunde ist ein anderer „Schiri“ gefunden und der Ball rollt wieder. Zur Pause schlüpft der Unparteiische in ein Schiri-Dress. Ohne weitere Eskapaden wird das Match zu Ende gebracht. Sportlicher Höhepunkt: Dem Schwarzen von den Dunkelblauen gelingt ein geniales Freistoßtor a la Roberto Carlos.
Am Nachmittag steht Vartan und sein Mercedes wieder zur Verfügung. Es steht der Programmpunkt auf dem Plan, der mir – abgesehen von Fußball – am Wichtigsten ist: Der Besuch der „Geisterstadt“ Ağdam. Sie liegt etwa 9 km nördlich von Stepanakert und nur noch 6 km von der Frontlinie entfernt. Einst wohnten hier knapp 30 000 Menschen. 1993 wurde die Stadt von der armenischen Armee besetzt, weil sie Ausgangspunkt von aserbaidschanischen Angriffen auf Bergkarabach gewesen sein soll. Um den geflüchteten Menschen eine Rückkehr unmöglich zu machen, wurden die Gebäude der Stadt zerstört. Geflüchtet ist auch der heimische Fußballverein Qarabağ Ağdam FK, der nun in Baku spielt.
Offiziell ist Ağdam No-Go-Area. Zeitweise finden hier militärische Übungen statt. Wir kommen trotzdem rein und auch, von der Polizei unbehelligt, später wieder raus. Das ist kein Selbstläufer, aber man hat Glück. Es hätte auch schiefgehen können, betont Anush. Der Dark Tourist in mir ist fasziniert von der weiten Ebene, die sich vor uns öffnet und die mit Ruinen übersät ist. Bis auf die Türme der Moschee im ehemaligen Stadtzentrum stehen von den Gebäuden nur noch die Grundmauern. Aber wir sind nicht allein. Plötzlich sehen wir ein Pferd hinter einem Zaun, etwas weiter hantieren drei Männer in einem Garten herum. Anush erklärt, daß hier etwa 500 Armenier leben und „Gärtnerei“ betreiben. Sie ernten die hier wachsenden Granatäpfel und Melonen und verkaufen sie in Stepanakert auf dem Markt. Anush und Vartan können nicht widerstehen und beginnen ebenfalls, Granatäpfel zu pflücken. Die ganze Szenerie ist so unwirklich und bizarr! Man erntet wilde Früchte in einer verbotenen Stadt, in deren Mauern die Schicksale von Tausenden vertriebenen Menschen noch lebendig sind.
Irgendwann müssen wir uns loseisen und fahren noch ein Stückchen weiter nach Norden, nach Tigranakert (of Artsakh). Dort werden seit 2005 Ausgrabungen gemacht, als man auf Überreste einer Stadt aus der Zeit von König Trigranes I. (115 – 94 BC) stieß. In einem Museum werden Ausgrabungen präsentiert. Anush läßt mich raten, wozu man das größte der ausgestellten amphorenähnlichen Gefäße einst genutzt hat. Ich komm natürlich nicht drauf und bin über die Auflösung erstaunt: Einst wurden Tote in Embryonalstellung in dieses Gefäß gepackt (nicht etwa eingeäschert!), dazu noch ein paar Gaben und schon gab es Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod. Spontan werden wir von zwei älteren Damen, die im Museum aufpassen, zum Essen eingeladen. Es gibt Weintrauben und Granatäpfel. Bin alles andere als ein Obstfreak, aber das hier ist total lecker. Wir albern etwas über Deutsche und Russen, über „Geil Gitler“ und „Hände hoch!“, Begriffe die jeder Sowjetbürger kennt.
Rückfahrt nach Süden. Es werden in Askeran die Mauern einer Festung besichtigt, die einst die Herrscher des Khanat Karabach errichten ließen. Nicht weit entfernt befindet sich der Flughafen von Stepanakert. Hier ist noch nie ein Großflugzeug gestartet oder gelandet. Die Drohung Aserbaidschans, jedes sich hier bewegende Flugzeug abzuschießen, wirkt. Zum Schluß noch der unvermeidliche Besuch des Monuments „We are our Mountains“ am Stadtrand von Stepanakert. Ich finde das Ding gräßlich, es ist aber zum Wahrzeichen von Bergkarabach geworden. Ein Detail gefällt mir: Die Frau trägt ein Tuch vor dem Mund. Das bedeutet, sie soll die Klappe halten und auf die Weisheit des Mannes hören.
5. Tag: Montag, 16.9.
Transfer von Stepanakert nach Eriwan via Goris und Sisian (329 km) zu 95 EUR; ein Tag Guiding zu 30 EUR; 1x Ü in Richies Guesthouse, Eriwan zu 14 EUR
Für die Rückfahrt nehmen wir diesmal die Südroute via Sisian. Schließlich lockt dort um 16:30 Uhr noch ein Zweitligamatch. Start ist um 10 Uhr ab Park Hotel. Zwischenstopp am Panzerdenkmal vor Shushi und Besuch von Burg und Erlöserkirche. In letzterer gibt es einen merkwürdigen Raum, der in der Decke einen kleinen Schacht besitzt, der für eine gruselige Akustik sorgt.
Anush muß bei einem Tourismusamt, für das sie bis vor Kurzem gearbeitet hatte, was klären. Ich latsche währenddessen zu einem leerstehenden, zerstörten Gebäude um die Ecke. Die große hölzerne Eingangstür kann man leicht zurückschieben. SALVE (Sei gegrüßt!) steht auf der Schwelle. Dieser LOST PLACE wirkt faszinierend auf mich. Hier muss es einmal stark gebrannt haben, evt. hat es auch mit dem Bergkarabachkonflikt zu tun. Von einem Treppenhaus zweigen lange verkokelte Gänge ab, die Treppe selbst ist zerstört. In den Gängen stehen rechts und links merkwürdige Rohre, die unten alle kaputt sind. Das waren tatsächlich einmal Öfen zum Beheizen dieser Schule.
Shushi war bis in die 1990er Jahre überwiegend von Aserbaidschanern bewohnt, nachdem 1920 während des Shushi-Progroms Tausende Armenier von Aserbaidschanern ermordet und vertrieben worden waren. Von der hochgelegenen Stadt wurde im Bergkarabachkonflikt immer wieder das im Tal liegende Stepanakert unter Beschuß genommen. Die Armenier konnten dennoch die Stadt einnehmen und die Aserbaidschaner vertreiben. Noch heute sieht man in Shushi zerstörte Gebäude. Restauriert wird derzeit eine schiitische Moschee im Stadtzentrum. Dazu sind Handwerker aus dem Iran vor Ort.
80 km weiter kurz vor Goris befinden wir uns schon auf 1 370 m ü NN. Die Landschaft der Südroute ist noch interessanter als die der Nordroute, obwohl ich nur deren ersten Hälfte bei Tageslicht sehen kann. Vartan macht plötzlich einen Stopp und weist auf ein Tal, in dem es zahlreiche Höhlen gibt. Einige von denen wurden bis Mitte des 20. Jahrhunderts bewohnt. Ein Stückchen weiter im Schatten einiger Bäume machen wir Mittagspause und genehmigen uns jeder ein Fladenbrot.
Die Stadt Goris ist umringt von bizarren Felsformationen, in denen teilweise auch Höhlen angelegt wurden. Sehr cool! Der Iran ist jetzt nur noch 70 km Luftlinie nach Süden entfernt.
Das eigentliche Highlight der ganzen Tour steht uns jetzt bevor. Dabei möchte ich mir lediglich das Stadion von Goris angucken. Vartan muss sich durch den ganzen Ort fragen, bis wir irgendwann in einer Sackgasse stecken. Bauarbeiten an der Straße. Doch irgendwo hier muß der Ground sein?!
Ich sehe eine merkwürdige Treppe, die aus Bewehrungsstahl zusammengeschweißt ist und durch dichte dornige Beerensträucher abwärts führt. Mal gucken! Anush ist nun auch neugierig geworden und geht vor. Gute Idee! Wenn sie irgendwo einbricht und runterfällt, bedeutet daß, das ich es gar nicht erst probieren brauche, he he! Aber die Konstruktion erweist sich nur optisch als marode, tatsächlich ist sie noch stabil. Nach zwei, drei Treppen geben die Büsche den Blick auf ein Tal frei. Dort unten liegt tatsächlich das Stadion, es ist allerdings ein LOST GROUND. Der Rasen ist ausgekoffert worden. Die Treppen sind noch nicht zu Ende, die Konstruktion erinnert mich irgendwie an eine Eisenbahnbrücke. Am Ende der Treppe wartet die Tribüne auf uns. Auf Metallgestänge wurden einst Dielen geschraubt, die nun ziemlich verrottet sind. Überall wachsen von unten die Dornenbüsche durch. Ich bin begeistert. Unfallfrei gelangen bis ganz nach unten.
Der Ground ist zur Hälfte umringt von Bergen mit den oben schon beschriebenen Felsformationen und Höhlen. Irre! Gegenüber der Treppe, wo sich einst die gegenüberliegende Seitenlinie befand, steht eine tolle Mini-Tribüne. Sie ist bot einst maximal einem Dutzend Leute Platz und verfügt über ein Dach. Oberhalb davon die Überreste einer Anzeigetafel und einer Stadionuhr. Zwischen Tribüne und Auswechselbänken befindet sich ein Wasserspender aus Stein, beschriftet mit „1995 Gandzasar“. Ich muß das Ganze auf mich wirken lassen. Ich empfinde es als unbeschreiblich und – vor allem – absolut einmalig. So einen Ground dürfte es auf der ganzen Welt nicht ein weiteres Male geben.
16.9.19 * FC Lernayin Artsakh – Urartu FC-2 0:0 * 16:30 Uhr * 2. Liga Armenien * City Stadium, Sisian * Zuschauer: 30 * Eintritt: frei
Weiter geht es! Nach 40 km erreichen wir Sisian. Vartan muß sich wieder bis zum Ground durchfragen. Erst als ich den Mannschaftsbus von Urartu erkenne, sind wir sicher, das Ziel gefunden zu haben.
20 Minuten vor Anpfiff gehen wir rein in das City Stadium. Tickets Fehlanzeige. Erst jetzt wird mir klar, wie ungewöhnlich der Austragungsort Sisian ist. Denn die eine Mannschaft kommt aus Stepanakert (130 km entfernt), die andere aus Eriwan (210 km entfernt). Vielleicht dürfen die Teams aus Bergkarabach nur auf armenischem Boden spielen, schließlich ist das hier Armenische Liga II?! Anush organisiert sich ihre Rückfahrt nach Stepanakert. Sie wird mit der Mannschaft von Lernayin Artsakh zurückfahren (Lernayin bedeutet Gebirge). Im Gegenzug werden Vartan und ich den Spielbeobachter des Armenischen Fußballverbandes nach Eriwan mitnehmen.
Auf der netten Tribüne ist es windig. Zwei Kameras zeichnen das Spielgeschehen auf. Viel Sehenswertes ereignet sich auf dem Rasen nicht. Nur ein Supporter der zweiten Mannschaft des Urartu FC zieht die Aufmerksam auf sich. Mit einer unsäglichen Vuvuzela an den Lippen springt er unruhig hin und her, tutet durch das ganze Stadtviertel, schreit ständig lauthals auf seine Mannschaft und den Schiri ein. Boah, der Typ ist eine totale Nervensäge. Irgendwann findet der Kick und damit auch das Vuvuzela-Getröte ein Ende.
Ne halbe Stunde nach dem Abpfiff hat der Spielbeobachter sein Werk getan. Ich verabschiede mich von Anush und trete mit Vartan und dem FFA-Mann die Rückfahrt nach Eriwan an. Zum Glück kann ich auf der Rückbank etwas dösen und bekomme so nicht alle von Vartans abenteuerlichen Fahrmanövern mit. Als ich wieder wach bin, hört auf einmal die geteerte Fahrbahn auf, wir schaukeln über Schotter weiter und stehen plötzlich vor einer Sandgrube. Was ist das? Haben wir eine Baustellen-Umleitung verpasst? Vartan steuert auf die Gegenspur. Jetzt auch noch als Geisterfahrer unterwegs. Große iranische Tankzüge kommen uns blinkend entgegen. Ja, wir wissen, das wir hier nicht richtig sind. Aber eine Alternative gibt es nicht. Nach geschätzten fünf Kilometern gibt es plötzlich wieder eine befahrbare Spur und meine Nerven können sich etwas beruhigen.
Gegen 22 Uhr sind wir in Eriwan. Den letzten Kilometer zu Richies Guesthouse, ganz in der Nähe vom Flughafen Zvartnots, läßt sich Vartan übers Telefon dirigieren. Gefühlt irgendwo in der Großstadtpampa lädt mich Vartan ab. Richies Vater empfängt mich auf dem Hinterhof einer Hochhaussiedlung, führt mich durch einen Garten, wir müssen einen nach Bio riechenden Bach überqueren und stehen bald vor einem kleinen, zweistöckigen Haus. Die obere Etage ist das Guesthouse. Richie ist nicht da, ich werde ihn noch am späteren Abend kennenlernen, als er mir meine Spiegelreflexkamera mitbringt, die ich bei Vartan im Auto hab liegenlassen…. oh oh! Die Wände des alten Hauses sind aus Stroh und noch irgendwas. Alles ist sauber, aber irgendwie auch spartanisch speziell. Mir egal, ich muß nur eine kurze Nacht hinter mich bringen.
6. Tag: Montag, 17.9.
Transfer zum Flughafen EVN zu 5,70 EUR; Flüge EVN -> SVO -> DUS mit Aeroflot
Zum Frühstück bekomme ich eine Tasse brasilianischen Instandkaffe serviert, Marke Pelé. Das passt besser zum Abschluß dieser Fußballreise als Nescafé. Die Wohnung von Richies Eltern im Erdgeschoss ist zwar größer als so eine sowjetische Plattenbauwohnung, doch sehr ärmlich eingerichtet. Richie erzählt mir, daß er in Dilijan in einer Community wohnt, wo man sich weitestgehend autark versorgen will. Er ist also so was wie ein Öko, aber trotzdem sympathisch. Ein-, zweimal die Woche besucht er seine Eltern. In wenigen Augenblicken bringt er mich zum Flughafen.
Beim Umsteigen in SVO sehe ich erstmals im meinem Leben ein sogenanntes Capsule Hotel. Hier kann man sich in futuristisch eingerichteten Kapseln einmieten, vermutlich ist jede Menge Schnickschnack dabei. Kommt typischerweise aus Japan. Hab leider keine Zeit, die Preisliste zu checken.
Beim Flug nach DUS sitze ich umringt von Spielern und Betreuern von Lokomotive Moskau. Die treten morgen bei Bayer Leverkusen an, Champions League (und werden dort eher überraschend 2:1 gewinnen). Ich denke kurz darüber nach, dem Betreuer neben mir als kleines Spaßibo! für die 1995 noch im Münchner Oly erlittene 0:1-Niederlage einen heissen Kaffee übers Bein zu schütten. Es ist meine – vom „Finale dahoam“ abgesehen – einzige EC-Heimspielpleite mit den Bayern. Ich lasse es dann doch bleiben, schließlich hat der FCB die Lokisten im Rückspiel 5:0 überrannt und bekanntlich in dieser Saison den UEFA-Pokal gewonnen.
Fazit: Nach den zuletzt eher schwierigen Touren nach Madrid und Spitzbergen nun endlich wieder eine Reise, bei der zu 100% alles geklappt hat. Die Tage mit Anush und Vartan waren toll. Hatte das Gefühl, mit Freunden unterwegs gewesen zu sein. Alle meine Anliegen wurden ohne Weiteres erfüllt – egal ob ein Besuch auf dem Postamt wg. Briefmarken aus Bergkarabach, ein Abstecher zu einem Sportplatz in Goris oder eben eine nicht ganz unproblematische Durchquerung von Ağdam. Meine bisher beste Erfahrung mit einem Tour Guide. Bei Interesse kann ein Kontakt hergestellt werden.
ENDE