"Wenn Du ein Land kennenlernen willst, gehe nicht zu den Ausgrabungsstätten, sondern in die  Tavernen." Das habe er so oder so ähnlich einmal gelesen. Michael Höller hat den Spruch nur  etwas abgewandelt und ihn zu seinem Lebensmotto gemacht: "Statt Tavernen sind es bei mir eben Stadien."[Allgemeine Zeitung / Rhein Main Presse, 1.8.2015]

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Aufgrund der Rechtsunsicherheit, die mit der am 25. Mai 2018 in kraft getretenen EU-DSGVO verbunden ist, sah ich mich gezwungen, zahlreiche Einbettungen von eigenen you-tube-Videos und viele Fotos, die im EU-Raum aufgenommen wurden, von der Seite zu nehmen. Ich bitte den damit verbundenen erheblichen Verlust an Unterhaltungswert zu entschuldigen!








terra incognita

terra incognita (lat. "unbekanntes Land") - Ich hatte schon immer ein Faible für (mir) unbekannte Länder und Regionen dieser Erde. Die erste Tour, noch ohne Fußball, führte mich als 18jähriger zwei Wochen ganz alleine in die USA: New York, Los Angeles und San Francisco. Möglicherweise die Initialzündung.

Auch die ersten Fahrten mit den Transitzügen durch die DDR nach West-Berlin zu den DFB-Pokalendspielen fand ich aufregend: Die förmlichen Grenzer im Zug, an den Schlagbäumen so merkwürdige Autos (man nannte sie "Trabis") und in Griebnitzsee die Kontrollen mit Spiegeln und Hunden unter den Zügen.

In mir wuchs im Laufe der Zeit immer stärker der Wunsch, Orte zu besuchen und zu erleben, die denkbar "anders" sind als bisher gesehene. Drei Weltreisen über verschiedene Kontinente in den 90er Jahren waren Klasse - aber ohne Fußball. Und ich hatte dabei immer das Gefühl, etwas wichtges verpasst zu haben.

Grundsätzlich bin ich bei Fernzielen nur in Ausnahmefällen dazu zu bewegen, den gleichen Ort zweimal aufzusuchen. Ebenso undenkbar wäre es für mich, mit einer Dauerkarte alle zwei Wochen in das selbe Stadion zu wandern. Selbst nicht als Anhänger des besten Vereins der Welt, dem FC Bayern... !

So ist es fast nur logisch, daß ich dem Groundhopping - der Kombination aus Reisen und Fußball gucken - dem treuen Support nur eines Vereines den Vorzug gebe. Sogar noch mehr: Darin habe ich meine Erfüllung gefunden.  

Im Rückblick stelle ich, in Bezug auf die Exotik des Ziels und die Adrenalinausschüttungen unterwegs, eine gewisse Steigerung fest: 1989 DDR - 1990 WM in Italien -1994 Weißrussland - 2004 Türkei - 2006 Albanien - 2008 Mazedonien - 2013 Republik Moldau und Marokko - 2014 Iran - 2015 Usbekistan - 2016 Nordkorea. Das kann natürlich nicht endlos so weiter gehen. Schließlich möchte ich auch noch die UEFA komplettieren, wo mir sieben Länder fehlen. Man wird sehen. Es bleibt weiter spannend!

Zum Einstieg in meine persönliche "terrae incognitae" ist weiter unten ein kurzer Reisebericht von 1989 nach Dresden, damals noch "echte DDR", nachzulesen.








3.6.1989   Dynamo Dresden - 1. FC Union Berlin   5:0


Reservierungsbestätigung Interhotel Newa

Das letzte Oberligaspiel von Dresden wollte ich zum Anlaß nehmen, meine fussballinteressierte Brieffreundin mal kennenzulernen. Doch für eine private Besuchsreise war die Antragsfrist abge- laufen und so mußte ich in einem Interhotel Dresdens zwei Übernachtungen buchen (Preis: 300,- DM), um an ein Visum zu gelangen.

Die Nachtfahrt im Zug von Köln nach Dresden- Neustadt gestaltete sich problemlos, auch an der Grenze gab es keinen Streß.

Vom Bahnhof fuhr ich gleich zum Hotel (das "Newa", direkt am Dresdner Hbf), einem Vier- Sterne-Schuppen, für mich als Fußballfan eine Abwechslung, wo man ja sonst nur "Brücken

Rockefeller in der TäTäRä

Ein- und Ausreise-Visum - der Reisepass...

oder Bahnhofsmissionen" gewohnt ist.

Vor dem Hotel traf ich mich dann mit Susann und ihrer Schwester und wir machten uns auf den Weg zum Dynamo -Stadion. Dort war einiges los, denn 27 000 (für DDR-Ober -liga-Verhältnisse recht viel) wollten sich die langersehnte Meisterschaft ihrer Dresdner Mannschaft nicht entgehen lassen.

Wo es bei uns in der Bundesiga meist immer chaotisch zu- geht, nämlich am Eingang, am Imbissstand und in den Toi- letten herrschte hier deutsche Disziplin. Denn man ist es ja gewohnt, überall anstehen zu müssen. Der Eintritt kostete nur 1,20 Mark, dazu ein Vergleich: Für ein Spiel- chen in Neapel könnte ich mir auch über acht Jahre lang jedes Heimspiel von Dynamo ansehen!

Am Stadion entdeckte keine Fanartikelstände oder ver- gleichbares, aber dafür wurden lebhaft Programmhefte

...landete später in der Waschmaschine!

aller möglichen Oberliga-Clubs, Anstecknadeln, auch Autogramme etc. gehandelt. Wäre ich dort mit meinen mitgebrachten Souvenirs erschienen, hätte ich mir damit fast meine Heimreise verdienen können.Gegner der Sachsen war der als Absteiger feststehende 1. FC Union Berlin, der mit etwa 150 Fans angereist war. Die Stimmung war nicht besonders meisterlich, nur die Berliner machten sich ab und zu mit "Hertha"-Rufen bemerkbar. Nach Spielende verschwanden die Akteure in den Kabinen und erst nach einer Stunde kamen sie wieder, indem sie unter dem Jubel der Fans auf zwei Feuerwehrautos im Stadion eine Ehrenrunde drehten. Ich erwartete nun die Übergabe einer Meisterschale oder eines Pokals, doch Pustekuchen. In der DDR gibt es nur Medaillen und jeder Spieler der Dresdner bekamen eben die

goldene Version. Silber ging übrigens an den BFC und Bronze an die Karl- Marx-Städter. Anschließend warfen die Kicker ihre Trikots in die Menge und einige Fans stürmten den Rasen, aber das war es auch schon.

Zwei Tage blieb ich noch in der Elbestadt, wo ich einiges gesehen habe. Für mich hat sich die Fahrt alles in allem gelohnt, nicht zuletzt weil ich mir ein eigenes Bild von der DDR machen konnte und das weicht erheblich von meinen Vorstellungen ab, die ich bis dahin hatte.

Auffällig war auch, daß die Leute dort viel enger mit uns aus dem Westen verbunden sind bzw. sein wollen, als wir es mit ihnen sind. Vielleicht für den einen oder anderen Grund genug, auch mal nach drüben zu fahren.

Ticket der Deutschen Reichsbahn

 (erschienen 1989 in der Zeitschrift "Fan Treff")

Blick aus dem Hotelfenster auf Dresden: Die schlechte Bildqualität resultiert einzig und allein aus dem Zusammenspiel der ungeschickten Finger des Bedieners.


Prager Straße.

Neonreklame: Musikinstrumente aus der DDR.

Zwinger.